Handball

700 Meter Vollsprint zur Halle: Steinert verärgert über "Riesenchaos"

DHB-Akteur erhielt 66 Minuten vor Anpfiff Spielerlaubnis

700 Meter Vollsprint zur Halle: Steinert verärgert über "Riesenchaos"

Damit hatte er selbst nicht gerechnet: Christoph Steinert beim Einlaufen gegen Spanien.

Damit hatte er selbst nicht gerechnet: Christoph Steinert beim Einlaufen gegen Spanien. imago images/Kolektiff

Christoph Steinert blieb keine Zeit. Der DHB-Senkrechtstarter schnappte sich seine Tasche und spurtete los. Aus der Corona-Isolation aufs Handball-Feld - die rund 700 Meter zwischen dem deutschen EM-Quartier und der Arena in Bratislava legte Steinert im Vollsprint zurück.

"Das ist eine verrückte Geschichte", sagte selbst der schlachtenerprobte Alfred Gislason nach dem Spanien-Spiel (23:29) - und konnte es noch immer kaum fassen. 66 Minuten vor dem Anpfiff hatte der ursprünglich positiv getestete Steinert eine Spielerlaubnis erhalten und mit seinem Blitz-Comeback am Donnerstagabend eine DER Geschichten des bisherigen EM-Turniers geliefert. Es war der skurrile Höhepunkt der Corona-Turbulenzen im deutschen Team.

"Eine Stunde vor dem Spiel habe ich einen Anruf bekommen und WhatsApp-Bilder mit den negativen Testergebnissen", berichtete der Linkshänder über den Augenblick, der seine Perspektive schlagartig veränderte: "Ich habe dann schnell alles zusammengeklaubt, was in meinen Zimmer war, habe mir eine Hose angezogen und bin losgesprintet." In dieser skurrilen Stunde vor dem Spiel hatte er "auf einmal alle Gefühle dieser Welt gleichzeitig".

Gut für Steinert - und für das gesamte deutsche Team: Statt das restliche Turnier in Quarantäne zu verbringen, steht der so leidenschaftlich spielende Linkshänder, eine der großen deutschen EM-Entdeckungen, nun schließlich für die komplette Hauptrunde zur Verfügung.

Steinert sprach nach seinem Blitz-Comeback von einem "Riesenchaos" - ein Chaos, auf das er liebend gern verzichtet hätte. Denn ein vermutlich falsch positiver Test hatte den bis dato besten deutschen Turnier-Torschützen zunächst außer Gefecht gesetzt. "Ich hoffe, dass überhaupt nicht mehr falsch positiv getestet wird", sagte Steinert mit ernster Miene: "Das wäre toll, weil dann würden wir solche Geschichten nicht mehr erleben."

Achterbahn der Gefühle

Noch am Mittwoch hatte der 32-Jährige als zwölfter Spieler des DHB-Teams einen positiven Befund erhalten - um einen Tag und zwei negative PCR-Tests später dann doch auflaufen zu dürfen. "Eine konzentrierte Spielvorbereitung sieht definitiv anders aus, das war schon heftig", sagte Steinert und sprach von einer "Achterbahn der Gefühle. Es war alles ziemlich scheiße nach dem positiven Test." So etwas sei "noch nie vorgekommen und wird auch nie wieder vorkommen. Es ist ganz gut, wenn man mindestens zwei Stunden hat, um sich auf ein Spiel vorzubereiten."

Die negativen Testergebnisse waren für Steinert "nach den ganzen Negativgeschichten natürlich eine Riesenerleichterung. Zum einen, um der Mannschaft zu helfen. Zum anderen ist es gar nicht so schlecht, nicht Corona zu haben."

Gegen Spanien kam der mit 17 Toren beste DHB-Schütze in der Vorrunde wohl auch aufgrund der unzureichenden Vorbereitung nicht wie gewohnt zur Entfaltung. Lediglich zwei Würfe nahm sich Steinert, beide landeten nicht im Tor. Am heutigen Freitag (LIVE! ab 20.30 Uhr bei kicker.de) steigt das zweite Hauptrundenspiel gegen Norwegen. Diesmal wird Steinert sicherlich nicht zur Halle sprinten müssen.

sid/las

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