Man stelle sich vor, der Bundestrainer beruft seinen vorläufigen EM-Kader, doch dann erklären sieben Nominierte, nicht am Turnier teilnehmen zu wollen. So ist es Kameruns Nationalmannschaft vor dem Afrika-Cup 2017 gegangen - und Joel Matip (25) war einer von denen, die andere Pläne hatten. Wird er jetzt gesperrt?
Der Innenverteidiger des FC Liverpool, der im Sommer ablösefrei vom FC Schalke 04 gekommen war, muss jedenfalls inzwischen wieder heftig bangen, obwohl er im endgültigen kamerunischen Kader nicht aufgetaucht war. Das Statement der FIFA am Montag zeigt, wie delikat die ganze Angelegenheit ist.
Spielersteckbrief Matip
Am Sonntag hatten die Reds Matip für das Premier-League-Spiel bei Manchester United (1:1) nicht berufen, weil sie nicht sicher sein konnten, ob er spielberechtigt gewesen wäre. Alles hängt jetzt am kamerunischen Verband. Wie die FIFA erklärte, brauche Matip dessen Erlaubnis, um während des Afrika-Cups für seinen Klub auflaufen zu dürfen.
Artikel 5 der FIFA-Regularien ist eindeutig
Der Weltverband verweist insbesondere auf Artikel 5 seiner Regularien zum "Abstellen von Spielern für Auswahlmannschaften der Verbände". Dort heißt es: "Ein Spieler, der von seinem Verband für eine seiner Auswahlmannschaften aufgeboten wurde, darf vorbehaltlich einer gegenteiligen Vereinbarung mit dem betreffenden Verband für die im Sinne der Bestimmungen dieses Anhangs geltende Dauer seiner Abstellung in keinem Fall für den Verein spielen, dem er angehört. Das Spielverbot wird im Weiteren um fünf Tage verlängert, falls der betreffende Spieler aus irgendwelchen Gründen dem an ihn ergangenen Aufgebot nicht Folge leisten konnte oder wollte."
Das heißt: Nur wenn der betroffene Verband einer Ausnahmeregelung zustimmt, entgeht der Spieler einer Sperre. Und genau auf die wartet Liverpool jetzt. "Die FIFA hat uns gesagt, dass sie am Freitag entscheiden werden, ob sie ein Verfahren eröffnen oder nicht", äußerte sich Jürgen Klopp laut englischen Medien am Dienstag. Von einem Einsatz am Mittwoch im FA-Cup in Plymouth wird Liverpools Coach wohl absehen, denn "ich bin nicht sicher, ob ich das darf".
Matip könnte bis 10. Februar gesperrt werden
Sollte Kamerun stur bleiben, wäre Matip, je nach Abschneiden der "Unbezähmbaren Löwen", bis maximal 10. Februar nicht spielberechtigt und könnte bis zu sechs weitere Pflichtspiele der Reds verpassen. Klopp hatte die Thematik am Sonntag "ziemlich frustrierend" genannt . Liverpools Standpunkt: Matip habe seine internationale Karriere beendet, und Kameruns Verband sei darüber ausreichend informiert gewesen. "Ich akzeptiere Regeln im Leben, aber ich denke, sie sollten auf gesundem Menschenverstand basieren. Für mich ist das sehr schwierig", erläuterte Klopp.
Sein letztes von insgesamt 26 Länderspielen absolvierte Matip im September 2015.
