3. Liga

Landespokal Südwest - 55 Jahre danach: Der 1. FC Kaiserslautern besteht im Pokalderby beim FK Pirmasens

Kaiserslautern: Sieg im Verbandspokal wird quasi zur Pflicht

55 Jahre danach: Der FCK besteht im Pokalderby beim FKP

Durchaus hohe Hürde genommen: Der FCK gewann das Derby beim FKP.

Durchaus hohe Hürde genommen: Der FCK gewann das Derby beim FKP. imago

Es ist schon einige Zeit her. Man muss weit in die Vergangenheit blicken, um den Charme zu erkennen, den diese Partie durchaus umgibt. 1963, im Gründungsjahr der Fußball-Bundesliga, trennten sich die Wege der beiden Südwest-Rivalen bis heute. Zahlreiche Duelle in den 50er und 60er Jahren in der Oberliga-Südwest, der damaligen höchsten Spielklasse, prägten den Wettstreit um die Nummer eins in der Pfalz. In den Jahren 1958, 1959 und 1960 liefen die Pirmasenser Lautern gar den Rang ab und qualifizierten sich als Südwest-Meister dreimal in Folge für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Während Kaiserslautern im Zuge der Umstrukturierung des deutschen Profifußballs aber fortan in der Bundesliga antrat und den zwei Meisterschaften aus der Fritz-Walter-Ära zwei weitere Titel folgen ließ, musste Pirmasens aufgrund eines höchst umstrittenen Auswahlverfahrens in der zweiten Spielklasse antreten und scheiterte insgesamt fünfmal in der Aufstiegsrunde. Zumindest für die FCK-Akteure war die historische Dimension aber kein großes Thema. "Wir sind hier hergefahren, um einen schweren Gegner im Pokal zu bespielen. Es ist ein schönes Ambiente hier, ein toller Zuschauerzuspruch, das hat Spaß gemacht. Aber was vor 55 Jahren war, damit haben wir uns nicht beschäftigt", erklärte Kapitän Florian Dick.

So nah wie seit 1978 nicht mehr

Nach dem Zweitliga-Abstieg der Lauterer und dem gleichzeitigen Regionalliga-Aufstieg der Pirmasenser im Sommer haben sich beide wieder angenähert. Nur noch eine Liga trennt die Nachbarn, wie zuletzt 1978, im letzten Zweitliga-Jahr des FKP. Nun hat ihnen das Los das erhoffte Pokalduell beschert, auch wenn sich viele das Aufeinandertreffen erst in einer späteren Runde der DFB-Pokal-Qualifikation gewünscht hatten. Dem Zuschauerzuspruch tat dies aber keinen Abbruch. 8890 Zuschauer ließen sich den Klassiker trotz kaltem und verregneten Wetter im schmucken Stadion der Pirmasenser, in dem nur die Haupttribüne überdacht ist, nicht nehmen. So viele wie seit 2006 nicht mehr, als der SV Werder Bremen in der ersten DFB-Pokalrunde im damals ausverkauften, 10.000 Personen fassenden Sportpark Husterhöhe im Elfmeterschießen ausschied .

Die Pirmasenser sind stolz auf "Die Klub"

Doch welches Fanlager war stärker vertreten? Zu Bundesligazeiten des FCK - und auch heute noch - pendelten nicht wenige Pirmasenser häufig auf den rund 36 Kilometer entfernten Betzenberg. Generell hat die ganze Region in der Pfalz einen rot-weißen Anstrich - lange Zeit auch mangels Alternativen, sofern man sich nicht mit unterklassigen Fußballspielen zufrieden geben wollte. Doch die Pirmasenser sind stolz auf "Die Klub", wie er im Volksmund genannt wird. Unter Trainer Peter Tretter (51), der seit 2012 an der Seitenlinie steht, entwickelte sich der Verein fortlaufend und hat gute Chancen, mit seiner Amateurmannschaft gegen weitestgehend Profiklubs auch in der Regionalliga zu bestehen. "In Pirmasens wurde in den letzten Jahren mit geringen finanziellen Mitteln sehr viel geleistet. Für den Verein war das Spiel klasse. Auch um Eigenwerbung zu betreiben und den ein oder anderen Zuschauer für die Zukunft zu gewinnen", erläuterte FKP-Sportdirektor Attila Baum, der in seiner Jugend selbst das Trikot der Roten Teufel trug. Der nun schon 20 Jahre andauernde kontinuierliche Niedergang des einst großen Rivalen aus der Westpfalz tut sein Übriges hinzu, nicht mehr in die Ferne zu schweifen. So hielten sich die Farben Rot und Blau im Runde des Stadions am Mittwochabend die Waage, doch dürften die meisten der Einheimischen ihrem Verein, dem FKP, die Daumen gedrückt haben.

Klassenunterschied nur selten zu sehen

Es wurde ein munteres Spiel, in dem der Klassenunterschied nur selten zu sehen war. Kaiserslautern ging durch Elias Huth (15. Minute) und einem schönen Sololauf Florian Picks (19.) mit 2:0 in Führung, wähnte sich schon auf der Siegerstraße. Doch Pirmasens konnte Paroli bieten, überzeugte auch spielerisch und war dem Ausgleich nach dem 1:2-Anschlusstreffer Sascha Hammanns (23.) lange Zeit nahe. Die Elf von Trainer Michael Frontzeck konnte sich glücklich schätzen, mit der knappen Führung in die Pause gegangen zu sein. Erneut Pick war es dann, der nach 59 Minuten für die Vorentscheidung sorgte, als er eine Direktabnahme aus 18 Metern einnetzte. Der 23-Jährige betrieb mächtig Eigenwerbung, nutzte seine Chance und avancierte mit seinen beiden Treffern zum Matchwinner. Dies muss er nun aber auch im Drittliga-Alltag beweisen, wo er in sechs Einsätzen zu Saisonbeginn nur selten überzeugen konnte und sich zuletzt nur noch auf der Tribüne wiederfand. Doch wie im bisherigen Saisonverlauf der 3.Liga gehörte die Schlussphase nicht zur Stärke des FCK, der die Gastgeber fahrlässig zu Chancen einlud. Es sollte aber unbestraft bleiben, weil auch Manuel Grünnagel in der dritten Minute der Nachspielzeit die Chance zum Anschluss liegen ließ und per Foul-Elfmeter nur die Latte traf. Frontzeck zeigte sich "im Großen und Ganzen zufrieden, auch wenn wir es hätten besser ausspielen können." Auch Baum zeigte sich erfreut: "Ich war beeindruckt, dass die Mannschaft auch nach vorne so gut gespielt hat und sich nicht nur aufs Verteidigen konzentriert hat. Es war ein offener Schlagabtausch."

Nächste Runde beim TSV Gau-Odernheim

Das Soll wurde erfüllt und das Viertelfinale des Pokals im Premierenjahr erreicht. Aus finanzieller Sicht auch unabdingbar. Schließlich sind nur die ersten vier Mannschaften der 3. Liga für den DFB-Pokal qualifiziert. Sollte Lautern also das Ziel des Wiederaufstieges verpassen und einen erneuten Anlauf in der Drittklassigkeit nehmen müssen, zählt jeder Cent für den chronisch klammen Traditionsverein. Der Sieg im Verbandspokal wird somit quasi zur Pflicht. Auch wenn die nächste Runde beim Verbandsligisten TSV Gau-Odernheim, die voraussichtlich am Mittwoch den 14. November ausgetragen wird, keine Probleme darstellen sollte, darf sich der große Favorit nicht zu sichern sein. Mit dem letztjährigen Pokalsieger Wormatia Worms ist noch ein Regionalligist im Rennen.

FK 03 Pirmasens – 1. FC Kaiserslautern 1:3 (1:2)

FKP: Reitz - Osée, Grimm, Becker, Freyer, Bohnert (65. Krob), Hammann, Grünnagel, Steil, Cissé (57. Pinheiro), Ludy (75. Eichhorn)
FCK: Grill - Dick (69. Schad), Hainault, Scholz, Sickinger - Kühlwetter (83. Zuck), Fechner, Albaek, Pick - Biada (61. Bergmann), Huth
Schiedsrichter: Nicolas Winter (Freckenfeld)
Tore: 0:1 Huth (15.), 0:2 Pick (19.), 1:2 Hammann (23.), 1:3 Pick (60.)
Zuschauer: 8.890
Gelbe Karten: Freyer, Steil, Becker - Hainault, Dick, Huth
Besonderes Vorkommnis: Grünnagel verschießt FE (90.)

Moritz Kreilinger