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Rudi Völler nimmt seinen Hut

Nachfolger müsse "unbefleckt sein" und "Kredit haben"

Rudi Völler nimmt seinen Hut

Rudi Völler mit Michael Ballack nach der 1:2-Niederlage gegen Tschechien.

Rudi Völler mit Michael Ballack nach der 1:2-Niederlage gegen Tschechien. Kicker

Teamchef Rudi Völler legt nach dem Vorrunden-Aus in Portugal sein Amt bei der deutschen Nationalmannschaft nieder. Sein Entschluss reifte noch in der Nacht nach der 1:2-Niederlage gegen Tschechien. Zuvor hatte er noch eine Ansprache vor der enttäuschten Mannschaft, dem Trainerstab und der medizinischen Abteilung gehalten. Seine Entscheidung hatte er zu diesem Zeitpunkt jedoch noch für sich behalten.

Publikumsliebling Rudi Völler sprang nach der total verkorksten Europameisterschaft 2000 in den Niederlanden und Belgien als Nachfolger von Erich Ribbeck ein, zuerst als Interimslösung, nachdem ein Engagement des zunächst favorisierten Christoph Daum wegen dessen Kokain-Affäre gescheitert war, schließlich als feste Lösung.

Der ehemalige Weltklasse-Stürmer hatte die deutsche Nationalelf zwei Jahre später bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea bis ins Finale geführt, das gegen Brasilien mit 0:2 verloren ging.


Stimmen zum Rücktritt von Rudi Völler

Der Kommentar von kicker-Chefredakteur Rainer Holzschuh


Rudi Völler äußerte sich zusammen mit DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder am Vormittag auf der Abschluss-Pressekonferenz im deutschen Lager. Mit einem knappen Statement teilte er offiziell mit, von seinem Amt als Teamchef zurückzutreten. Die Entscheidung habe schon nach dem Spiel für ihn festgestanden, er habe jedoch "erst mit meinem Präsidenten sprechen" wollen.

Mayer-Vorfelder gab an, er habe zuerst versucht, den Teamchef noch einmal umzustimmen. Es sei aber deutlich geworden, dass sich Völler diese Entscheidung früher schon reiflich überlegt habe. "Wir bedauern diese Entscheidung sehr, haben sie aber zu akzeptieren."

Auf Nachfrage gab Rudi Völler an, das Amt könne nun nur jemand ausführen, der "unbefleckt ist und der einen Kredit hat, den ich vor vier Jahren hatte". Durch das vorzeitige Ausscheiden in der Vorrunde der Euro schleppe er "einen Rucksack" mit sich herum, der die kommenden zwei Jahre bis zur WM erschwert hätte.

Er nahm sein Team noch einmal in Schutz: "Die Mannschaft ist intakt, wir haben alles versucht." Er betonte, dass gegen Tschechien vier Spieler unter 21 auf dem Platz standen, was "für unsere Jugend spricht". Man hätte alle drei Gruppenspiele gewinnen können, aber auch verlieren können. Es tue jedoch auch weh, dass man nicht gegen die erste Mannschaft Tschechiens verloren habe. "Ich hätte es gerne bis 2006 gemacht. In diesem Fall geht es aber nicht, es wäre der Sache nicht dienlich." Er scheide nicht im Groll, wolle jetzt aber erst einmal etwas Abstand gewinnen.

Mit der Amtszeit von Rudi Völler ende nach den Worten von Mayer-Vorfelder auch die Aufgabe von Michael Skibbe als Assistent des Teamchefs. Die Aufgabe von Skibbe als DFB-Jugendkoordinator sei davon jedoch nicht betroffen.

Mayer-Vorfelder will sich für die Nachfolgesuche Zeit nehmen und nicht "von den Medien" unter Druck setzen lassen. Er gab allerdings auch zu, das der Name des ehemaligen Bayern-Trainers Ottmar Hitzfeld sicher in den Überlegungen eine Rolle spielen würde. Als ein potentieller Nachfolge-Kandidat gilt aber auch der ursprünglich 2000 als Ribbeck-Nachfolger vorgesehene Christoph Daum, der nach dem Spiel gegen Tschechien in einem kicker-Interview seine Sicht der Misere der deutschen Nationalmannschaft schilderte.

Auch der als griechischer Nationaltrainer momentan überaus erfolgreiche Otto Rehhagel wird gehandelt. Der betonte allerdings gleich, dass er bisher immer seine Verträge eingehalten habe. Der frühere Bremer Meistertrainer ist bis 2006 bei den Griechen unter Vertrag. Auch der griechische Verbandspräsident Vassilis Gagatsis betonte, die Griechen planten bis zum WM in Deutschland mit Rehhagel. "Alles andere ist Sache der Deutschen."