kicker

28 Jahre nach der Hillsborough-Katastrophe: Anklage gegen Polizisten erhoben

Sechs Personen müssen sich vor Gericht verantworten

28 Jahre nach Hillsborough: Anklage gegen Polizisten

Katastrophe in Hillsborough: Zuschauer retten sich am 15. April 1989 aus dem völlig überfüllten Liverpool-Block.

Katastrophe in Hillsborough: Zuschauer retten sich am 15. April 1989 aus dem völlig überfüllten Liverpool-Block. picture alliance

Bei der Hillsborough-Katastrophe am 15. April 1989 waren 96 Anhänger des FC Liverpool beim FA-Cup-Spiel gegen Nottingham Forest in Sheffield bei einer Panik im völlig überfüllten Gästeblock zu Tode gequetscht worden, 766 weitere Personen wurden verletzt. Jahrelang war - auch wegen einer großangelegten Vertuschungsaktion der Polizei - behauptet worden, das Fehlverhalten der Zuschauer sei schuld an der Tragödie gewesen.

Erst im April 2016 wurden die Hinterbliebenen und Fans des FC Liverpool für ihren langen Kampf um Gerechtigkeit belohnt, als die Jury einer Untersuchungskommission erklärte, dass die 96 Opfer "rechtswidrig getötet" worden seien. Eine Fehleinschätzung der Polizei, die ein Tor geöffnet hatte, durch das etwa 2000 Fans auf die bereits völlig überfüllte Gästetribüne kamen, war demnach der Grund für die Katastrophe. Diese sei folglich kein Unfall gewesen, wie in einem ersten (und 2012 widerrufenen) Untersuchungsbericht von 1991 angenommen.

Das Gericht betonte, alle 96 Fußball-Fans seien komplett ohne eigenes Verschulden getötet worden. Lange hatten sich die Angehörigen gegen Berichte wehren müssen, die Verstorbenen als Randalierer und Verursacher der Tragödie verunglimpften.

14 Monate nach dem Spruch der unabhängigen Jury folgen nun die strafrechtlichen Konsequenzen: Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen sechs Personen, die sich wegen ihrer Rolle bei der Hillsborough-Katastrophe bzw. ihrer Lügen bei der folgenden Verschleierungsaktion verantworten müssen. Vier von ihnen sind Polizeibeamte, hinzu kommen ein Jurist und der Ex-Geschäftsführer von Sheffield Wednesday.

Polizeikommandant Duckenfield wegen Totschlags in 95 Fällen angeklagt

David Duckenfield, der diensthabende Polizeikommandant am verhängnisvollen 15. April 1989, wird wegen grob fahrlässigen Totschlags in 95 Fällen angeklagt (das 96. Opfer starb vier Jahre später im Krankenhaus). Duckenfields Versagen, an jenem Tag Verantwortung zu übernehmen, so die Staatsanwaltschaft, "war außerordentlich schlecht und trug maßgeblich zu dem Tod jedes einzelnen der 96 Menschen bei, die so tragisch und unnötig ihr Leben verloren haben".

ski