DFB-Pokal

Müller analysiert und kritisiert Verhalten der Mitspieler

Rekordsieger aus München baut Negativbilanz im DFB-Pokal aus

"Ein brutaler Schlag": Müller analysiert und kritisiert Verhalten einiger Mitspieler

Aus im DFB-Pokal: Was mit einem Handshake begonnen hatte, endete für Thomas Müller (li.) und Joshua Kimmich in Saarbrücken mit einer handfesten Blamage.

Aus im DFB-Pokal: Was mit einem Handshake begonnen hatte, endete für Thomas Müller (li.) und Joshua Kimmich in Saarbrücken mit einer handfesten Blamage. DeFodi Images via Getty Images

Wer an diesem Mittwochabend den Fernseher oder das Endgerät nach der 16. Minute abgeschaltet hatte, der verpasste was - richtig was.

Bis dahin hatte alles zunächst nach einem standesgemäßen Verlauf in der 2. DFB-Pokal-Runde ausgesehen: Thomas Müller hatte nach sauberer Vorlage von Frans Krätzig punktgenau links unten zum 1:0 für den FC Bayern eingeschossen - und war im Anschluss humorvoll zu seinem Trainer Thomas Tuchel gelaufen - Handshake inklusive.

In der Folge betrat allerdings Drittligist Saarbrücken die Bühne, kämpfte, lauerte, provozierte Fehler, wehrte alles Mögliche auch mit Torwart Tim Schreiber ("Einfach geil!") ab und sollte den Münchner bis zum Ende der regulären Spielzeit tatsächlich noch zwei Tore einschenken. Damit verbunden war für den krassen Außenseiter der Einzug ins Achtelfinale - und für den FCB eine gewaltige Blamage.

Und Müllers Gesicht? Hatte sich vom humorvollen Schmunzeln in Niedergeschlagenheit mit heruntergezogenen Mundwinkeln verwandelt.

"Es hat dann wohl sollen sein"

zum Thema

"Da kann man viele Gründe finden, in 90 Minuten gibt es bei Niederlagen viele Situationen, die du besser machen kannst", fing Müller im Gespräch mit der ARD seine Analyse dieser Niederlage recht nüchtern an. Schnell wurde der Weltmeister von 2014 aber auch expliziter: "Summa summarum muss man Saarbrücken gratulieren - und klar gehört auch ein Quäntchen Glück immer dazu. Aber wir waren einfach auch nicht clever, vor allem bei dem ersten Gegentor."

Müller weiter: "Und dann kriegst du in der 90. Minute plus (6; Anm. d. Red.) einen Konter ... Davor haben wir Chancen liegenlassen, wo es ganz knapp nicht gereicht hat zum Tor. Natürlich waren wir in der zweiten Hälfte auch drückend überlegen, aber ich weiß auch nicht ... Es hat dann wohl so sein sollen."

1. FC Saarbrücken

Pokal-Sensation im Video: Saarbrücken schaltet die Bayern in der 96. Minute aus

alle Videos in der Übersicht

"Das ist nicht unser Anspruch"

Der 34-jährige Routinier wusste aber auch: "Wenn Saarbrücken als Drittligist den FC Bayern rauswirft, dann haben wir natürlich viel falsch gemacht. Saarbrücken hat gekämpft, der Platz war nicht perfekt - aber das gehört dazu. Und dann kann es vielleicht auch mal in die Verlängerung gehen. Aber wenn du in der letzten Minute oder kurz vor Schluss das Gegentor kriegst, [...] dann ist das schon ein brutaler Schlag für uns." Da helfe es laut Müller sicherlich, "dass wir in drei Tagen schon wieder spielen - da gibt es nicht viel nachzudenken". Der Bundesliga-Kracher in Dortmund steht schließlich am kommenden Samstagabend (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) an. Ihn nerve es aber schon, dass der Rekordpokalsieger - 20 Triumphe - regelmäßig früh aus diesem Wettbewerbe ausscheidet seit geraumer Zeit.

Genauer: Seit dem Triple-Gewinn unter Hansi Flick im Jahr 2020 (4:2 im Pokalfinale gegen Leverkusen) scheiterten die Münchner im Elfmeterschießen in Kiel (2. Runde), historisch mit 0:5 in Gladbach (2. Runde), gegen Freiburg in der heimischen Allianz-Arena (Viertelfinale) und nun eben beim im Drittliga-Keller steckenden Klub aus Saarbrücken (2. Runde). "Das ist jetzt glaube ich das dritte oder vierte Mal in Folge", befand Müller. "Das ist nicht unser Anspruch."

Doch nicht nur das: Dieses 1:2 war nach 23 Jahren und vielen Pokal-Partien die erste Pleite gegen ein Team unterhalb der beiden Bundesligen. Damals am 1. November 2000 hatte es ein 2:4 nach Elfmeterschießen gegen den damaligen Viertligisten Magdeburg gesetzt.

Angesäuerte Fans? Müller versteht es und kritisiert Mitspieler

Thomas Müller geht in den Austausch mit den mitgereisten Fans.

Redebedarf nach dem 1:2 in Saarbrücken: Thomas Müller geht in den Austausch mit den mitgereisten Fans. IMAGO/Jan Huebner

Bei vielen der mitgereisten Bayern-Anhängern führte das alles zu Wut über diesen sportlichen Nackenschlag, was Führungsspieler Müller absolut nachvollziehen konnte. Vor allem, weil neben dem Offensivmann, der nach Spielschluss schnell das Gespräch mit den eigenen Fans gesucht hatte, nur sehr wenige Kollegen den Gang mit zum Auswärtsblock angetreten hatten.

Die Jungs fahren hier unter der Woche hunderte Kilometer zum Auswärtsspiel hoch, unterstützen uns - und da ist es das Mindeste, dass man versteht, etwas zurückzugeben.

Thomas Müller

Vollstes Verständnis für die Beschwerden der FCB-Anhängerschaft äußerte der Nationalspieler dazu im "Sky"-Interview: "Den Fans geht es logischerweise wie so oft gar nicht so ums Ergebnis, ums Spiel. Denn im Fußball kann man auch mal ein Spiel verlieren. Was aber überhaupt nicht geht, ist, dass nur drei, vier Spieler am Ende von sich aus verstehen, den Support auch zu respektieren. Die Jungs fahren hier unter der Woche hunderte Kilometer zum Auswärtsspiel hoch, unterstützen uns - und da ist es das Mindeste, dass man versteht, etwas zurückzugeben."

Da gehe es für Müller gar nicht darum, "hundert Mal zu applaudieren oder irgendwelche Lieder zu singen ... Es geht einfach darum, den Respekt zu zeigen. Das haben wir in der Kabine auch einmal angesprochen - und da werden wir in Zukunft auch ein anderes Gesicht zeigen. Das geht natürlich nicht so." Und werde laut Müller nochmals intern thematisiert.

mag

Bilder zur Partie 1. FC Saarbrücken gegen FC Bayern München