Europapokal der Landesmeister

Di Stefano und Puskas lassen Frankfurt keine Chance

Real Madrid triumphiert auch ein fünftes Mal

Zehn Tore in Glasgow: Di Stefano und Puskas lassen Frankfurt keine Chance

Das 1:1 durch di Stefano läutete die Wende ein.

Das 1:1 durch di Stefano läutete die Wende ein. imago images/ZUMA Press/Keystone

Vor über 127.000 Zuschauern in Glasgow vertraute Frankfurts Trainer Paul Oßwald der Elf, der in beiden Halbfinal-Spielen gegen die Rangers jeweils sechs Tore gelungen waren. Eine gute Entscheidung, denn die Eintracht fand bei starkem Wind im Hampden Park besser ins Finale und wirbelte die noch etwas schläfrigen Madrilenen ordentlich durcheinander.

Bereits in der ersten Minute rutschte eine Flanke von Linksaußen Meier an Reals Querlatte ab, ansonsten überrumpelte die SGE ihren Gegner mit schnellen Angriffen über den rechten Flügel. Im Rücken des linken Madrider Verteidigers Pachin fanden sich Räume, auch für Positionsrochaden. In der 18. Minute brach hier Mittelstürmer Stein durch, in der Mitte fühlte sich kein Spanier für Rechtsaußen Kreß zuständig - das verdiente 1:0.

Di Stefano dreht auf - und das Spiel

Mit ihrem mutigen Spiel und der frühen Führung schien die Eintracht jedoch einen schlafenden Riesen wachgeküsst zu haben, denn in der Folge fand vor allem Reals Denker und Lenker di Stefano in die Partie - und damit die gesamte Madrider Mannschaft. Nach einer Flanke und einem abgewehrten Schuss von Reals Rechtsaußen Canario war es di Stefano, der im Zentrum zweimal am schnellsten reagierte und die Partie binnen drei Minuten umbog (27., 30.).

Fortan entwickelte sich ein Spiel, wie es sich in allen vier bisherigen Landesmeister-Finals auch schon entwickelt hatte. Die spielstarken Spanier gaben mehr und mehr den Ton an, auch wenn sich Frankfurt den Schneid durch gelegentliche Gegenstöße nicht gänzlich abkaufen ließ. Eine Nachlässigkeit im eigenen Strafraum bestrafte Torjäger Puskas allerdings mit einem fulminanten Linksschuss und der Vorentscheidung kurz vor der Pause (45.).

Nach dem Seitentausch ließ die Mannschaft des ehemaligen Real-Profis Miguel Munoz erst recht keinen Zweifel mehr an ihrer Überlegenheit aufkommen. Allen voran das Trio di Stefano, Puskas und Linksaußen Gento wirbelte besonders über die linke Flanke, dem Madrider Kombinationsfußball hatte die SGE nur wenig entgegenzusetzen.

Ferenc Puskas verwandelt einen Elfmeter

Puskas verlädt SGE-Torhüter Loy - 4:1. imago images/United Archives International

Einen schmeichelhaften Elfmeter verwandelte Puskas zum 4:1 (56.), mit seinen Toren drei und vier zum 5:1 (60.) und 6:1 (71.) machte der feine Linksfuß vorzeitig und endgültig alles klar. Und doch musste sich der deutsche Meister nicht vorwerfen lassen, sich der königlichen Lehrstunde einfach nur hinzugeben: Schnelle Gegenangriffe über die rechte Seite blieben ein steter Faktor im Spiel, Pfaff und Stein erspielten sich schließlich das sehenswerte 6:2 (72.).

Das letzte Tor erzielt Stein

Gegen das berühmte "weiße Ballett" und seine individuelle Klasse war an diesem Tag in Schottland jedoch kein Kraut gewachsen: Sofort nach dem folgenden Anstoß überfiel Real die Eintracht mit der nächsten Kurzpass-Kombination, die di Stefano per Distanzschuss in das 7:2 verwandelte (73.). Etwas später sollte er durch einen Pfostentreffer sein viertes Tor und den "Ausgleich" im internen Duell mit Puskas verpassen.

Der Schlusspunkt auf der Anzeigetafel war nach einem Fehler von Vidal daher Stein vorbehalten, der mit seinem zweiten Treffer den 7:3-Endstand besorgte (75.) - und damit die Schlussviertelstunde einläutete, in der der alte und neue Europapokalsieger besonders tief in die Trickkiste griff. Und doch galt der große Beifall, als im Hampden Park der Schlusspfiff ertönte, wohl nicht nur dem hochverdienten Sieger aus Madrid, sondern sicherlich auch zu Teilen einer beherzten Frankfurter Mannschaft, die ein würdiger Finalgegner gewesen war.