Nationalelf

Flicks frühe Umstellung stoppt "gnadenlose" Belgier

Matthäus sieht ein "Komplettversagen" in der Anfangsphase

"Zu verhalten, zu passiv": Flicks frühe Umstellung stoppt "gnadenlose" Belgier

Sah sich nach 30 Minuten zur Umstellung gezwungen: Hansi Flick.

Sah sich nach 30 Minuten zur Umstellung gezwungen: Hansi Flick. picture alliance/dpa

Es war ein schockierender Beginn, den die deutsche Nationalmannschaft am Dienstabend gegen Belgien (2:3) erwischt hatte. Mit den ersten beiden Gelegenheiten überrumpelten die Roten Teufel die DFB-Elf - und führten nach neun Minuten bereits mit 2:0. "Wir waren zu verhalten, zu passiv und haben den Gegner nicht unter Druck setzen können. Belgien hat uns gnadenlos ausgespielt", ordnete Trainer Hansi Flick bei RTL die Anfangsphase seines Teams ein, das gar Glück hatte, bei eigener Unordnung "nur" zwei Gegentore hinnehmen zu müssen. 

"Nach den ersten 20 Minuten, da hätte es schon 3:0 stehen können - wir waren viel zu fehleranfällig", wusste auch Kapitän Joshua Kimmich, dessen Ecke nach 19 Minuten zum Boomerang geriet - Belgiens Dodi Lukebakio wusste den Konter vor dem leeren Tor nicht auszunutzen. 

Matthäus spricht vom "Schlechtesten, was ich gesehen habe"

Deutlich schärfer fiel das Fazit von RTL-Experte Lothar Matthäus aus. Der ehemalige Weltfußballer sprach von einem "Komplettversagen in den ersten 30 Minuten". "Was Deutschland da gespielt hat, war das Schlechteste, was ich eigentlich in meiner langen, langen Laufbahn schon gesehen habe", so der Weltmeister von 1990, der ergänzte: "Sie haben sich nicht in den Zweikämpfen gewehrt, sie haben die Belgier spielen lassen. Sie sind verdient 0:2 - und glücklicherweise nur 0:2 - in Rückstand geraten." Er gab allerdings auch zu: "Dann sind sie aufgewacht".

Denn die Trendwende gelang nach gut einer halben Stunde, als Flick nicht nur den angeschlagenen Leon Goretzka sondern auch den unglücklichen Florian Wirtz vom Platz nahm und sein System umstellte. Mit "Mentalitätsspieler" Emre Can und Debütant Felix Nmecha stellte der Trainer vom zuvor praktizierten 4-2-2-2 auf 4-3-3 um - Deutschland war von nun an deutlich sicherer im Spielaufbau. "Wir haben umgestellt. Dann war ein bisschen mehr Stabilität drin. Nach 30 Minuten haben wir es besser gemacht", fand Flick. 

Kimmich: "Dann wird es besser, aber nur dann"

In neuer Ausrichtung gelang per Elfmeter der Anschluss, in der zweiten Halbzeit war man deutlich besser als der Gegner und hätte sich den Ausgleich verdient - doch bei einem weiteren Konter stand man wieder einmal unsortiert, kassierte das 1:3 und kam trotz erneutem Anschluss Gnabrys nicht mehr zurück. "Die Fehler müssen auf jeden Fall aufhören. Das war nichts, das muss man ganz klar so sagen", war Kimmich der Ärger über die verschenkten Gegentore anzumerken. "Die Fehler müssen wir abstellen. Dann wird es besser, aber nur dann."

Laut Thilo Kehrer will man den Fokus in der Nachbetrachtung vor allem auf die positiven Aspekte richten: "Worauf wir aufbauen, ist, wie wir reagiert haben, wie wir ins Spiel gefunden haben, wie wir uns reingefightet haben über Zweikämpfe." Demnach sei trotz schwacher Konterverteidigung ("Da haben wir viel Luft nach oben") "nicht alles schlecht": "Wir hatten einige Debütanten, die es gut gemacht haben".

Die Leistung der Neulinge Nmecha und Josha Vagnoman sowie der Auftritt Deutschlands ab der 30. Minute generell rang dann auch dem zuvor sehr kritischen Matthäus ein Lob ab: "So wie die Mannschaft ab der 30. Minute gespielt hat, so wollen wir sie sehen".

kmx

Bilder zur Partie Deutschland gegen Belgien