Der VfB Stuttgart krebste vor dem Spiel in Leverkusen mit sieben Pünktchen aus neun Spielen am Tabellenende. Der schwäbische Traditionsklub – finanziell und substanziell schwer angeschlagen – braucht(e) jeden Punkt. Man muss nur hochrechnen und wird irgendwann darauf kommen müssen, dass es so nicht weitergehen kann mit den Ergebnissen. Die Pleite in Leverkusen verschärft nun die Situation noch.
Da wirken die Worte von Daniel Didavi wie ein Licht im Dunkel des Tabellenkellers: "Klar ist, dass Leverkusen offensiv eine überragende Qualität hat. Aber klar ist auch, dass wir jetzt in zehn Spielen über 20 Tore kassiert haben. Das sind über zwei Tore im Schnitt pro Spiel und das ist einfach zu viel. Das müssen wir schleunigst ändern, sonst bestehst du in der Bundesliga nicht." Wahre Worte des Technikers, mahnende Worte. Ein lohnender Gedanke dazu. Doch ungefähr zur gleichen Zeit führte sein Trainer aus: "Bayer hat enorme Offensiv-Qualität. Wir haben die 1:1-Situationen nicht gut verteidigt, damit müssen wir leben. Es tut mir für die Mannschaft extrem leid. Es war dennoch ein tolles Spiel gegen einen Champions-League-Verein." Worte, die nahelegen: Dieser Trainer hat den Ernst der Lage nicht erkannt.
Spielbericht
Wenn eine Mannschaft auswärts zunächst völlig verdient 3:1 führt und dann den Ausgleich kassiert, dann mag dies einerseits mit der Entschlossenheit und Qualität des Gegners zu erklären sein. Aber wenn diese Mannschaft dann in der letzten Minute als Auswärtsteam klassisch ausgekontert wird, dann ist da schon eine Menge Unzulänglichkeit im Spiel.

kicker-Redakteur Frank Lußem
Alexander Zorniger beklagte am Samstag, dass seine Profis angesichts des Drucks der Leverkusener die Vorwärtsverteidigung nicht mehr hinbekommen hatten. Keine Rede davon, dass er als Trainer offensichtlich nicht in der Lage war, seinen Spielern das einfachste taktische Mittel zu verordnen, dass es gibt: Hinten dicht und alles auf Konter setzen. Zorniger, der Bundesliga-Neuling, der so gerne andere belehrt, verfügt - das ist eine Erkenntnis der ersten zehn Spieltage - über kein schlüssiges Defensivkonzept. Und der Verlauf der Saison gibt keinen wirklich seriösen Hinweis darauf, dass er versucht, eines zu finden. Sieben Pleiten in zehn Spielen sprechen eine überdeutliche Sprache.
Er sollte sich vielleicht mal mit seinen Spielern zusammensetzen. Didavis Aussage lässt immerhin darauf schließen, dass die Profis den Ernst der Lage erkannt haben. Wenn ihr Trainer auch irgendwann begreift, dass es auch in der Fußballlehre nicht nur schwarz oder weiß gibt, sondern noch eine Menge Grautöne dazwischen, dann kann aus ihm vielleicht doch noch ein richtiger Bundesliga-Trainer werden.