Soll die DFL konkrete Verhandlungen mit einem potenziellen Investor aufnehmen oder nicht? Diese Frage wurde auf der Mitgliederversammlung der 36 Erst- und Zweitligisten am Mittwoch nicht mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit bejaht - was seitdem für einige Aufregung sorgt. Nun legte auch der 1. FC Union Berlin seine Position offen und übte dabei Kritik an anderen Klubs.
"Als Präsidium des 1. FC Union Berlin haben wir gestern für die Fortsetzung des Prozesses gestimmt", bestätigte Präsident Dirk Zingler in einem Schreiben an die Vereinsmitglieder am Donnerstag. Aber: "Die Zustimmung zu einem Vertragsentwurf, der in der Fortsetzung dieses Prozesses entstehen sollte, wäre nur dann erfolgt, wenn die Vertragsbedingungen unseren Werten und unseren Vorstellungen von Fußball entsprochen hätten."
Zingler hatte schon im Vorfeld kräftig Werbung für den Investor-Einstieg gemacht und sieht zahlreiche Alternativvorschläge, um Erlöse zu erzielen, kritisch. "Beachtlich ist, dass auch Vereine, die gestern mit Nein gestimmt haben, sich mehr Geld wünschen", schrieb er. "Die vorgetragenen Alternativen zur Erlössteigerung reichen von einer Verschuldung durch Kreditaufnahme, über die Vermarktung des Namensrechtes der Liga bis zur - und das ist kaum zu begreifen - weiteren Zerstückelung des Spieltages durch die Vermarktung einer zusätzlichen Anstoßzeit."
"Ein Ja zu Investoren ist eben nicht automatisch ein Nein zu Fußball für Menschen"
Derlei Vorschläge seien für Union "rote Linien", da sie "in die Souveränität der Vereine und der Liga, in die Spielplangestaltung und in das Stadionerlebnis" eingriffen, so Zingler. "Gerade weil diese Punkte für uns nicht verhandelbar sind, weil wir für unsere Art, Fußball zu gestalten stehen, weil wir für die gemeinsame Vermarktung der Medienrechte der Vereine in der DFL und den Erhalt der 50+1-Regel sind, haben wir dem gestrigen Antrag, diesen Prozess fortzusetzen und zur Abstimmungsreife zu bringen, zugestimmt."
Einen Widerspruch zum selbst angepeilten Ziel "Fußball für Menschen" sieht Zingler nicht. "Ein Ja zu Investoren ist eben nicht automatisch ein Nein zu Fußball für Menschen. Unser Klub ist der beste Beweis dafür, dass es auf die richtige Verwendung der Mittel ankommt."