Champions League

Zerbricht Europa? Rummenigge verteidigt CL-Reform

Große Klubs profitieren von neuem Verteilungsschlüssel

Zerbricht Europa? Rummenigge verteidigt CL-Reform

"Eine Evolution, keine Revolution": Der ECA-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge am Dienstag in Genf.

"Eine Evolution, keine Revolution": Der ECA-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge am Dienstag in Genf. picture alliance

Vier fixe Startplätze für die vier führenden Fußballnationen , dazu ein neuer Verteilungsschlüssel der Vermarktungsgelder (TV, Werbung) und neue Anstoßzeiten : Die Champions League wird sich ab 2018/19 verändern. Viele halten die Reform für gefährlich, weil sie die reichen Klubs nur noch reicher mache. Karl-Heinz Rummenigge hält sie für "gut, glauben Sie mir".

Am Dienstag fand in Genf die 17. Generalversammlung der European Club Association (ECA) statt, der inzwischen 220 Vereine angehören und deren Vorsitzender Bayern-Boss Rummenigge ist. Der achte der 15 Tagesordnungspunkte war der brisanteste: Die Klubs erfuhren die Details der "neuen" Champions League. Der ECA-Vorstand hatte dem neuen Format bei der letzten Versammlung am 25. August bereits einstimmig zugestimmt.

Rummenigge bezeichnete sie auf der finalen Pressekonferenz als "eine Evolution, keine Revolution": "Das Konzept der UEFA ist ein gutes Konzept für den europäischen Fußball als Ganzes. Es ist ein Zeichen für die gute Partnerschaft zwischen UEFA und ECA." Herausgekommen sei ein "ausgewogener, guter Kompromiss", der zwar "vielleicht für alle nicht das Beste" sei, aber nur Gewinner hervorbringe: "Jeder wird profitieren", ist sich Rummenigge sicher.

Ein neuer Koeffizient belohnt sogar frühere Europapokaltitel

Tatsächlich schüttet die UEFA künftig über die Vermarktungserlöse deutlich mehr Geld als bisher an die Champions-League-Teilnehmer aus. Das zeigt das neue Verteilungsmodell, das vom UEFA Club Competitions Committee (dem die Mitglieder der UEFA-Exekutive und die ECA-Führungskräfte angehören) entworfen und vom kicker am Montag exklusiv veröffentlicht worden war . Letzte Details soll eine Arbeitsgruppe unter dem Dach der UEFA Club Competitions Committee in den kommenden Monaten ausarbeiten.

Ab 2018 werden die Vermarktungsgelder wie folgt verteilt: 15 Prozent über den Marktpool (gemäß dem jeweiligen Wert des Fernsehmarktes), 25 Prozent über die Startgelder, 30 Prozent über Erfolgsprämien und 30 Prozent über einen neuen Koeffizienten, der Erfolge der Klubs in den vergangenen fünf Jahren und erstmals auch Titelgewinne in der Europapokalgeschichte berücksichtigen soll. Aktuell macht der Marktpool 40 Prozent aus, der Rest wird über Startgeld und Prämien ausgeschüttet.

ManCity kassierte mehr als Real: "Das war nicht fair"

Was bedeutet die veränderte Verteilung? Rummenigge argumentiert mit dem Beispiel Real Madrid, das wegen des hohen Marktpool-Anteils der Premier League vorige Saison weniger Geld bekam als Manchester City, obwohl Real die Engländer im Halbfinale ausgeschaltet und am Ende den Titel gewonnen hatte. "Das war nicht fair und wurde von der UEFA jetzt etwas korrigiert."

Doch "fairer" wird die Geldverteilung wohl nur in der absoluten Spitze. Die Topklubs nämlich werden ihre Einnahmen durch das neue Modell ungefähr verdoppeln: Eine Simulation zeigt, dass Real mit dem neuen Modell über 135 Millionen Euro kassiert hätte, Maccabi Tel Aviv als Schlusslicht dagegen nur ein Siebtel davon. Vom neuen Koeffizienten profitieren die Klubs, die Europas Fußball schon jetzt dominieren, von den fixen Startplätzen sowieso. Die "Kleinen" kassieren zwar absolut etwas mehr als bisher, in Relation aber künftig noch viel weniger als die "Großen".

"Denken Sie an Gent": Rummenigge glaubt weiter an Wunder

Verkommt die Champions League zur geschlossenen Gesellschaft? Werden die Viertelfinalisten bald quasi zementiert sein? "Denken Sie an Gent, das sich 2016 fürs Achtelfinale qualifiziert hat", glaubt Rummenigge weiter an Wunder, obwohl er auch wegen einer Paarung wie Gent gegen Wolfsburg vorige Saison noch eine Setzliste ins Spiel bringen wollte . "Wir lachen nicht über sie, wir heißen sie willkommen."

Europas Klubfußball, behauptet Rummenigge, werde von der Reform profitieren, "auch die Klubs kleinerer Länder". Nachdem es zuletzt hartnäckige Gerüchte über eine Superliga gegeben hatte, beweise die Reform: "Der Fußball in Europa bleibt vereint." Und der Champions-League-Meisterweg sei ja auch 2018 immer noch offen: "Auch weiterhin kann sich jeder Meister in Europa für die Champions-League-Gruppenphase qualifizieren." Was er nicht sagt: Es wird nur deutlich schwerer werden als bisher. Nur noch zehn (statt zwölf) Meister der 55 UEFA-Mitgliedsländer ziehen direkt in die Gruppenphase ein.

jpe/rf