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kicker-Serie, Teil VIII: "Die großen Trainer"
Höhen und Tiefen - das sind Markenzeichen von Branko Zebec. Krankheit, Alkoholprobleme und Eskapaden prägten sein Leben ebenso wie sportliche Erfolge als Spieler und Trainer. Der kicker blickt im Rahmen der Reihe "Die Großen Trainer" auf den emotionalen Menschen Zebec zurück. imago
Branko Zebec, geboren am 17. Mai 1929, studierte in Belgrad Mathematik und Physik, interessierte sich zudem für Musik und Malerei. imago
Mehr aber noch für Fußball: Er spielte für Lokomotive Zagreb, Partizan und Roter Stern Belgrad, 65-mal trug er das jugoslawische Nationaltrikot und war als Spieler ein Weltstar.
1954 und 1958 scheiterte er mit Jugoslawien jeweils im Viertelfinale an Deutschland. Hier ein Archivbild von 1954 mit Gegenspieler Werner Kohlmeyer (l.). imago
1961 erhielt Zebec die Ausreiseerlaubnis und schloss sich Alemannia Aachen an, wo er bis 1965 spielte. "Er hat dort einen Libero praktiziert, der uns junge Gladbacher zur Verzweiflung brachte", erinnert sich Günter Netzer. "Wir sind 100-mal ins Abseits gelaufen, weil er schon als Spieler so ein Stratege war." imago
Nach seiner aktiven Laufbahn machte er den Trainerschein. Ausbilder Hennes Weisweiler lässt den Jugoslawen beim ersten Mal durchfallen. "Hat mich Hennes dabei angeguckt wie eine Bulldogge, hat nicht gelacht und nicht geschimpft, hat gesagt: 'Nicht ausreichend'." Im zweiten Anlauf klappt es dann, und gleich bei seiner ersten Station als Coach holt er mit Dinamo Zagreb 1967 den sogenannten Messepokal. Ein Jahr später ging's zum FC Bayern, wo Manager Robert Schwan stets neben ihm auf der Bank Platz nahm. imago
"Als er kam, war unsere Jugend vorbei", sagt Franz Beckenbauer, der damals 23 war. "Wir wurden Profis, vom Trainingsaufwand her, von der Lebensweise. Auf all das hat er großen Wert gelegt, wie auch auf das taktische Verhalten." Zebec lässt die junge Elf um Beckenbauer, Müller und Maier im Training bluten und verpasst ihr auf dem Spielfeld ein enges Korsett. Mit Erfolg: Neben dem Pokalsieg... imago
Der Trainer Branko Zebec galt als überragender Stratege, als taktisches Genie.
...stand schließlich auch der Meistertitel zu Buche. Die Spieler nennen ihn "Cäsar", weil er herrscht wie ein Feldherr auf dem Fußballplatz. Zebec gewann gleich im ersten Jahr das erste Double der Bundesliga-Historie. "Mit den Bayern", sagte er Jahre später, "hätte ich fünfmal Meister werden können." Doch schon in der folgenden Saison kommt es wegen des brutalen Trainings zum Bruch zwischen den Spielern und Zebec, der im März 1970 entlassen wird. imago
Im gleichen Jahr hatte sich Zebec einer Bauchspeicheldrüsenoperation unterziehen müssen, nach der er nie mehr völlig gesund wurde. Er blieb sein Leben lang zuckerkrank und sollte Alkohol meiden. Er übernahm den VfB Stuttgart, wo er bis April 1972 blieb. Nach der Vertragsunterzeichnung gönnte er sich zusammen mit Präsident Hans Weitpert ein Gläschen. Der Alkohol sollte bei seinen weiteren Stationen noch eine gewichtige Rolle spielen. imago
In der Heimat führte er Hajduk Split 1973 zur Meisterschaft und im Jahr darauf zum Pokalsieg, dann führte ihn sein Weg in die Bundesliga zurück: Aufsteiger Eintracht Braunschweig formte er zwischen 1974 und 1978 zu einem Spitzenteam. imago
Das Training von Zebec hatte es auch in Braunschweig in sich. Nicht nur Paul Breitner geriet da ins Schwitzen. imago
Vor der Saison 1978/79 holte ihn der damalige HSV-Manager Günther Netzer in die Hansestadt. "Ich wusste", so Netzer, "dass ein Trainer dorthin gehört, der auf Ordnung und Disziplin achtet." Das Training ist eine elende Schinderei. "Einmal", erinnert sich Manfred Kaltz, "saß er auf einem Ball in der Mitte des Platzes, ließ uns laufen. Nach jeder Runde warf er einen Stein auf den Boden. Nach der 54. Runde haben wir aufgehört zu zählen." imago
"Zebec ist ein Sadist", stöhnte Horst Hrubesch. "Sein Training hält keiner aus", schimpfte Kevin Keegan. Aber die Stars sehen schnell den Erfolg. Er fußt auf physischer Überlegenheit und der neuen Taktik: Zebec führt beim HSV die Raumdeckung ein. "Branko war seiner Zeit voraus", konstatierte sein damaliger Co-Trainer Aleksandar Ristic im kicker-Interview (Montagsausgabe), hier zu sehen neben Zebec mit Kult-Masseur Hermann Rieger (l.). imago
Und seine Methoden münden einmal mehr in die Meisterschaft, die er mit Hamburg 1979 feiert. imago
Netzer wusste von vornherein von Zebecs Alkoholproblemen, musste aber zugeben: "Ich habe diese Krankheit unterschätzt, es war schlimmer als erwartet." Sichtlich derangiert präsentiert sich der Jugoslawe hier neben Assistent Ristic auf der Trainerbank. imago
Im April 1980 stoppt die Polizei Zebec mit 3,25 Promille, seine Aussetzer werden fortan häufiger. Franz Beckenbauer, den Netzer nach dessen USA-Engagement von New York Cosmos zum HSV lotste, trainierte nur kurz unter dem Meistermacher. Netzer zog schließlich im Dezember 1980 die Reißleine und entließ den Jugoslawen nach fortwährenden Problemen. imago
Sein Weg führte zu Borussia Dortmund. Hier sieht sich Zebec zusammen mit dem damaligen BVB-Präsidenten Dr. Reinhard Rauball das heimische Stadion an. Der Jugoslawe führt die Westfalen erstmals seit 16 Jahren wieder in den UEFA-Cup, fällt aber auch rückwärts von der Trainerbank. "Ihm kann von fußballerischer Seite niemand das Wasser reichen", urteilt Dr. Rauball über Zebec. Den Einjahresvertrag verlängert er trotzdem nicht. imago
Sein letzter Auftrag in der Bundesliga ist ab September 1982 die Rettung der Frankfurter Eintracht. Die bewährte Methodik bringt schnell Erfolg. Zebec, hier mit Bernd Nickel (l.) und Bum Kun Cha, verhindert den Abstieg souverän und verjüngt zudem die Mannschaft. imago
Aber schon nach kurzer Zeit sind seine Alkoholprobleme nicht mehr zu kaschieren. Am 3. Oktober 1983 kommt es im Spiel bei Waldhof Mannheim zum offenen Eklat: Zebec verfolgt die Partie untätig, fast reglos, den 0:2-Rückstand scheint er gar nicht zu registrieren. Kapitän Charly Körbel fordert die Einwechslung eines Stürmers, Zebec bringt einen Verteidiger. "Ich höre nie die Stimme des Spielers", sagt Zebec hinterher. Doch diese Demütigung bedeutet für ihn das Aus, zwei Wochen später ist er seinen Job los. imago
Branko Zebec, der Schachspieler, hat sich am Ende selbst geschlagen. Er starb vor 25 Jahren, am 26. September 1988, nach langer, schwerer Krankheit in seiner Heimatstadt Zagreb. imago