Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia, der an diesem Nachmittag zum 540. Mal ein Bundesliga-Spiel als direkt beteiligte Person erlebte, reagierte auf das knappe 1:0 im DFB-Pokal bei der SV Elversberg mit zwei Wechseln: Gerhardt und Ginczek rückten auf die Bank, dafür durften Defensivkünstler Camacho und Neuzugang Weghorst (Alkmaar) von Beginn an ran.
Schalke-Coach Domenico Tedesco beließ es indes nach dem 2:0-Sieg im DFB-Pokal beim 1. FC Schweinfurt bei einem Tausch: Bentaleb musste auf die Bank, Neuzugang Serdar (Mainz) erhielt dafür seine Chance. Im Kader fehlten derweil noch Mascarell, Konoplyanka (beide Muskelfaserris), Riether (Reizung im Kniegelenk) und der erst kürzlich verpflichtete Mendyl.
Wolfsburg macht mehr fürs Spiel
Die Truppe, die Tedesco auf den Rasen schickte, konnte sich trotzdem sehen lassen. Der Trainer durfte außerdem mit dem Start zufrieden sein: Die Abwehr um Chef Naldo oder Sané stand sicher, Harit probierte viel - und vorne versuchten sich Burgstaller oder Uth zu behaupten. Einziges Manko, das sich komplett durch die ersten 45 Minuten zog: Im vorderen Spieldrittel fehlte den Knappen schlichtweg die zündende Idee, der präzise Steilpass oder einfach mal der gefährliche Abschluss. Gefahr für Wölfe-Schlussmann Casteels entstand so zu keinem Zeitpunkt.
Anders die Lage beim Gastgeber selbst: Die Niedersachsen zeigten eine gute Spielanlage, waren das insgesamt klar aktivere Team und näherten sich immer wieder dem Gehäuse von Fährmann an. Arbeitsnachweise der Offensive: Arnold verzog einen Abschluss am langen Pfosten vorbei (4.), William prüfte Fährmann mit einem direkten Freistoß (22.) und nochmals William schoss knapp vorbei (25.).
Bundesliga, 1. Spieltag
Reingelegte Schalke-Abwehr
In der 33. Minute belohnte sich Wolfsburg außerdem mit dem verdienten Führungstor - und profitierte dabei von einem gewaltigen Schnitzer der gesamten S04-Abwehr: Zunächst spielte Harit den Ball unbedrängt ins eigene Toraus. Bei der folgenden Arnold-Ecke ließen sich nun Naldo & Co. von ihren Gegenspielern allesamt zum ersten Pfosten lotsen, während sich Brooks kurz löste, um schlussendlich am langen Pfosten mutterseelenallein einnicken zu können. Erstaunlich, dass wirklich kein einziger Spieler der Königsblauen den VfL-Innenverteidiger auf dem Schirm hatte.
Wolfsburg weiterhin besser
Mit der Führung im Rücken lehnten sich die Wölfe aber keineswegs zurück: Erst drückten sie etwas weiter in Richtung 2:0, verteidigten dann konsequent die Führung bis zur Pause - und nach dem Seitenwechsel übernahm die Labbadia-Elf erneut das Kommando. Weghorst zum Beispiel näherte sich direkt mal wieder an (50.). Nach schöner Kombination missverstanden sich außerdem Brekalo und Roussillon (54.).
Rot, Rot, Gelb, Gelb: Wilde Phase mit Videobeweisen
In der Folge wurde das Spiel plötzlich hektisch - und zwar richtig: Zunächst kassierte Nasastic für einen hartes Foul mit offener Sohle an Weghorst Gelb. Schiedsrichter Patrick Ittrich sah sich die Bilder aber nochmals an, nach der Entscheidungsfindung zückte der Referee dann glatt Rot (66.). Die S04-Profis waren deswegen angestachelt, weswegen zum Beispiel eine Rudelbildung im eigenen Strafraum entstand. Hier legten sich Burgstaller und Weghorst miteinander an. Es setzte nun Rot für den Wolfsburger Stürmer, Gelb für den Schalker Angreifer. Doch auch dabei blieb es nicht: Nach erneutem Videobeweis nahm Ittrich den Platzverweis zurück, der Holländer kam mit Gelb davon - und Schalke fühlte sich betrogen (70.). Die Entscheidungen waren allesamt sicherlich diskutabel.

Erst Gelb, dann Rot: Matija Nastasic sieht nach Videobeweis die Rote Karte. imago
Bentaleb bleibt cool - 1:1
Zur großen Überraschung kam im Anschluss Schalke zum plötzlichen Ausgleich - und zwar dank eines klaren Fouls von Brooks, der im eigenen Strafraum das Bein zu hoch nahm und Gegenspieler Embolo klar am Kopf traf (84.). Der Videobeweis war hier nicht nötig. Und so legte sich der eigewechselte Bentaleb die Kugel zurecht und traf sicher mittig zum eher schmeichelhaften 1:1.
90.+4! Ginczek ist zur Stelle
Wenig verwunderlich geriet durch diese Minuten derweil ordentlich Sand ins Getriebe. Spielerisch passierte nicht mehr allzu viel, beide Mannschaften "vertrieben" sich die Zeit eher mit Fouls und Diskussionen. Einen hatten die am Ende wieder spielstärkeren und insgesamt einfach besseren Wolfsburger aber noch im Tank: Nach einem langen Schlag zeigte sich die Schalker Abwehr erneut ungeordnet, sodass Gerhardt freistehend vor Fährmann annehmen wie abschließen konnte. Der Torwart blieb hier zunächst Sieger. Doch Joker Ginczek setzte gekonnt nach und traf zentral an allen Gegnern vorbei zum verdienten 2:1 - und zwar in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Wolfsburg, das sich durch diesen turbulenten Thriller direkt mit einem Auftaktheimsieg belohnt hat, spielt nun am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Bayer Leverkusen. Schalke empfängt am Sonntag (18 Uhr) Hertha BSC - und möchte dann dort den Fehlstart vergessen lassen.