Qualifikation

"Woche der Leidenschaft": Italien hat "Szenario A im Kopf"

Mancini soll auch im Falle des Scheiterns bleiben

"Woche der Leidenschaft": Italien hat "nur Szenario A im Kopf"

Geht mit Sonnenbrille lässig und voller Zuversicht voran: Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini.

Geht mit Sonnenbrille lässig und voller Zuversicht voran: Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini. Getty Images

Was für die italienische Nationalmannschaft in den nächsten Tagen auf dem Spiel steht, ist bekannt. Die Kurzform: Wenn die Azzurri als amtierender Europameister beim Duell mit Außenseiter Nordmazedonien am Donnerstagabend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) und gegen den Sieger aus Portugal vs. Türkei am Dienstag (20.45 Uhr) auch nur eine Partie verlieren, ist der "Fußball-GAU" erreicht.

Doch daran mag (fast) niemand im Lager der Squadra Azzurra denken - allen voran nicht Nationaltrainer Roberto Mancini. Der 57-Jährige, der das ziemlich zusammengebliebene Team vor einigen Monaten erst zum EM-Sieg in London geführt hatte, sagte im Vorfeld des ersten K.-o.-Spiels: "Wir müssen uns ganz auf den Sieg konzentrieren, über etwas anderes brauchen wir nicht zu reden. Ich habe nur Szenario A im Kopf!"

Und Variante A bedeutet: zwei Siege und damit das gelöste WM-Ticket für das Winterturnier in Katar. Und eben nicht der zweite Weltmeisterschafts-Knock-out hintereinander nach dem Aus gegen Schweden Ende 2017 - inklusive Gianluigi Buffons Tränen.

Szenario A beinhaltet auch: "Wir wollen Weltmeister werden"

Dass es unter den Tifosi, Experten, Funktionären und natürlich Gazetten wie der "Gazzetta dello Sport" ("Ohne die Azzurri ist das Turnier weniger wert - der Fußball kann sich keine zweite WM ohne uns erlauben") nur so vor Schwarzmalern wimmelt, soll die Stimmung im Team ebenfalls nicht beeinträchtigen.

Der mit lässiger Sonnenbrille und gewohnt feinem Zwirn in Palermo gelandete Mancini lächelte entsprechende Fragen vielmehr immer wieder einfach weg und streute stattdessen mutige Ansagen ein. "Wir wollen Weltmeister werden", hatte der Coach etwa zu Wochenbeginn nochmals wiederholt, nachdem er sein Team in der Toskana versammelt hatte. "Wir wollen zur WM fahren, um sie zu gewinnen. Ich bin zuversichtlich. Ich weiß, dass ich gute Spieler habe, Profis, die aus dem Nichts den EM-Erfolg geschafft haben."

Einige Ausfälle

Allerdings sind nicht alle seiner Wembley-Helden mit am Start, vor allem in der Defensive müssen die Italiener gegen den 67. der FIFA-Weltrangliste improvisieren und wohl auf die komplette A-Viererkette verzichten. Kapitän Giorgio Chiellini ist angeschlagen und fraglich für Donnerstag, Nebenmann Leonardo Bonucci (beide Juve) kann frühestens im erhofften zweiten Match in der Türkei oder in Portugal dabei sein. Giovanni Di Lorenzo (Napoli) und Leonardo Spinazzola (Roma) sind verletzt.

Wir können es uns nicht leisten, die WM zu verpassen.

Marco Verratti

Dass darüber hinaus im Angriff Federico Chiesa (Juve) verletzt fehlt und Spieler wie Lorenzo Insigne (Napoli) oder Nicolo Barella (Inter) nicht topfit sind, schmälert die Chancen auf den Erfolg gegen Nordmazedonien weiter - und erst recht die Chancen beim zweiten Duell am kommenden Dienstag, wenn mit Portugal oder der Türkei ein noch größerer Brocken im Weg liegt.

Vier spannende Duelle: Die WM-Play-offs im Überblick

Doch Trübsal blasen kommt für keinen der Beteiligten infrage, das hat neben Trainer Mancini, der von jedem seiner Männer "eine Woche der Leidenschaft" sehen will, auch Mittelfeldmotor Marco Verratti von Paris Saint-Germain unterstrichen: "Italien hat in den schwierigsten Momenten immer gezeigt, dass es aufstehen kann. Das ist unsere Aufgabe, denn wir können es uns nicht leisten, die WM zu verpassen."

Gravina stärkt Mancini und sich selbst

Gabriele Gravina

Sieht seine und die Zukunft von Roberto Mancini bei den Azzurri als gesichert an: Verbandschef Gabriele Gravina. imago images/Independent Photo Agency

Sollte es aber im schlimmsten Fall doch zu Szenario B, dem Verpassen der Winter-WM in Katar kommen, Mancinis Job würde auf dem Prüfstein stehen. Oder etwa nicht? Verbandschef Gabriele Gravina hat sich diesbezüglich klar positioniert: "Ich habe mit ihm den Vertrag vor der EM verlängert - und es war nicht sicher, dass wir dieses Turnier gewinnen würden - ganz im Gegenteil." Gravina mahnte jedoch, nicht mehr an den EM-Triumph zu denken: "Die EM ist Geschichte, jetzt müssen wir nach vorne schauen. Wenn man einen Traum verwirklicht, ist er verloren, er wird zur Realität. Wir werden hart für den Sieg kämpfen. Traditionsgemäß feiern wird entweder große Triumphe, oder wir erleiden große Niederlagen."

Für sich selbst schloss Gravina im Falle des Scheiterns in den Play-offs einen Rücktritt aus. "Ich bin vor einem Jahr zum Verbandschef wiedergewählt worden, und wir haben die EM gewonnen", sagte der 68-Jährige: "Ich verfüge über eine solide Mehrheit und breiten Konsens im Verband. Die Bedingungen für meinen Rücktritt sind nicht vorhanden."

mag