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"Wir machen uns keine Sorgen"

Algerien: Interview mit Anthar Yahia

"Wir machen uns keine Sorgen"

Bochums Anthar Yahia hofft auf einen Einsatz am Donnerstag.

Bochums Anthar Yahia hofft auf einen Einsatz am Donnerstag. picture alliance

kicker: Wie haben Sie die Niederlage in Luanda erlebt, Herr Yahia?

Yahia: Was heißt Niederlage? Das war eine große Klatsche für uns! Ein herber Rückschlag. Aber denke, das wird uns wachrütteln.

kicker: Was waren die Ursachen?

Yahia: Auch wenn's blöd klingt: Diese Hitze sind wir nicht gewohnt. Fast 40 Grad am Nachmittag, fast kein Luftzug ging durchs Stadion. Dazu die extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Das war für unsere robusten Spieler sehr schwierig, am Ende konnten sie kaum noch einer laufen. Schwierige Bedingungen. Aber Mali ist es beim Auftakt ähnlich ergangen. Lag Ruckzuck mit 0:4 hinten, hat uns dann aber gezeigt, wie es gemacht wird.

kicker: Hat Ihr Team das Beispiel Mali mit der Aufholjagd nicht inspiriert, auch wenn Sie selber nicht dabei sein konnten?

Yahia: Ich bin ein Teil der Mannschaft, also habe ich genauso verloren wie die anderen. Ich gehöre zur Mannschaft. Aber ich bin zuversichtlich, dass uns diese Niederlage aufweckt.

kicker: Ein richtiger Schuss vor den Bug also?

Yahia: Ja, aber ich denke, er kommt zur rechten Zeit. Wir müssen vor allem Ruhe bewahren. Nach der WM-Qualifikation war die Euphorie in Algerien riesig. Wir müssen die Niederlage in Ruhe analysieren und uns konzentriert auf das zweite Spiel gegen Mali vorbereiten.

kicker: Karim Matmour wurde nach einer Stunde ausgewechselt. War es nicht sein Tag?

Yahia: Es war ein undankbares Spiel für ihn. Er muss viel laufen auf der rechten Seite. Aber er kam schwer ins Spiel und war einfach müde. Dennoch glaube ich nicht, dass seine Auswechslung mit seiner Leistung zusammenhing.

kicker: Hat Malawi Sie mit ihrer Leistungsstärke überrascht?

Yahia: Malawi war nicht sehr stark, nur wir waren ganz schwach. Wir haben heute den Sieg einfach verschenkt. Die haben gut dagegen gehalten. Wir kamen mit unserem Spiel einfach nicht durch.

kicker: Wann wollen Sie eingreifen?

Yahia: Ich stecke in einer Mini-Vorbereitung, mache jeden Tag das doppelte Pensum. Ich hoffe, es reicht schon für das zweite Spiel am Donnerstag gegen Mali. Auf alle Fälle möchte ich beim letzten Vorrundenspiel gegen Angola dabei sein.

kicker: Keine Angst, dass es dann schon das letzte Spiel im Rahmen der Afrika-Meisterschaft ist?

Yahia: Ich hoffe nicht.

kicker: Aber sind die Schwarzafrikaner nicht immer besonders engagiert, wenn's gegen Nordafrikaner geht?

Yahia: Ja, ja, das ist schon so.

kicker: Sind Sie eigentlich lieber hier in Angola als in Bochum die Vorbereitung machen zu müssen?

Yahia: Wissen Sie, dass ist eine schwierige Situation für uns Spieler. Wir spielen für unser Land. Da hat man keine Wahl. Erst recht dann nicht, wenn man sich auch noch für die Weltmeisterschaft qualifiziert hat. Das ist doch keine Entscheidung gegen den Klub. Die deutschen Nationalspieler würden doch auch keine Europameisterschaft sausen lassen ... Der Afrika-Cup ist doch für uns nach der WM das zweitwichtigste Turnier.

kicker: Es gab im Vorfeld des Turniers Reibereien in Algerien wegen Vorbereitung. Berechtigte?

Yahia: Wir vertrauen unserem Verband. Er hat immer für optimale Verhältnisse gesorgt. In Marseille war es nicht so kalt, wie es in Algeriens Medien dargestellt wurde. Keiner weiß, ob ein Trainingslager in Dubai mit hohen Temperaturen mehr gebracht hätte. Wir sind die hohen Temperaturen nicht gewohnt.

kicker: Wie gefällt es Ihnen eigentlich in Angola?

Yahia: Ich war 2004 schon mal hier, aber es war in einer anderen Jahreszeit. Das Land hat sich entwickelt, aber es überrascht mich trotzdem, dass der Kontinentale Verband die Titelkämpfe hierher vergeben hat.

kicker: Sollten Sie doch noch mit Algerien Gruppenzweiter werden, müssten Sie nach Cabinda. Haben Sie Bedenken?

Yahia: Wir machen uns keine Sorgen, wir müssen für unser Land spielen. Jetzt wird doch Angola alles daransetzen, die Sicherheit zu erhöhen. Es ist natürlich sehr bedauerlich, was hier im Vorfeld des Turniers mit der Mannschaft aus Togo passierte.

Interview: Hardy Hasselbruch