Die 33 Zimmer in dem teuren Prestigebau des größten Sportfachverbandes der Welt sind eine Geschichte für sich. Ihre Anzahl reicht nicht aus, um die Nationalmannschaft samt Betreuerstab zu beherbergen. Eine größere Anzahl hätte ein weiteres Stockwerk erfordert, was die ursprünglich genehmigten Kosten von 150 Millionen Euro um einen zweistelligen Millionenbetrag verteuert hätte.
Der neue Geschäftsführer Sport geht in seiner ersten Arbeitswoche nun mit gutem Beispiel voran, nächtigte in einem freien Zimmer, statt teure Hotelkosten zu produzieren, schließlich kämpft der DFB gegen ein strukturelles Defizit von 19,5 Millionen Euro jährlich. "Als ich zum Frühstück wollte, habe ich mich im Haus etwas verlaufen. Ich hoffe, dass ich die Orientierung schnell bekomme", erzählt Rettig mit einem Schmunzeln.
An diesem Montag ist sein erster offizieller Arbeitstag, nachdem er vergangene Woche einen Vertrag bis 31. Dezember 2026 unterschrieb. Rettig will im DFB-Campus Präsenz zeigen. Die Zukunftsperspektive des größten Sportfachverbands der Welt beschreibt er als "wirtschaftlich herausfordernd, sportlich schwierig". Als Geschäftsführer Sport hat er Personalverantwortung für knapp 200 Mitarbeiter, mit denen er schnell in Kontakt kommen will. "Ich sehe das Thema Führung und Orientierung als wichtig, nachdem Monate lang niemand da war, an dem man sich ausrichten konnte", betont der ehemalige Bundesligamanager.
Die überraschende Nachricht, dass der 60-Jährige nach der Strukturreform beim DFB einen wichtigen Teil der Aufgaben von Oliver Bierhoff, der im Dezember zurückgetreten ist, übernimmt, trudelte am Freitag ein. "Nachdem die Gremien ihre Zusage gaben, habe ich mich in den Zug gesetzt und bin beim Eröffnungsspiel der Frauen-Bundesliga in Freiburg gewesen. Ich konnte es mit dem U-17-Spiel der Freiburger tags darauf gegen Regensburg verbinden und anschließend die Herren anschauen", erzählt er.
Auch am Rande der Bundesligapartie des Sport-Club gegen Borussia Dortmund konnte er das ein oder andere Gespräch führen. "Ich will mich schnell auf Ballhöhe bringen lassen, das werde ich jetzt angehen", kündigt er an. Das gilt für Themen im DFB-Campus wie außerhalb.