Lange Jahre galt die Verbindung zwischen Kühne und Jansen, der bereits während seiner Profi-Karriere den Kontakt zum Milliardär gesucht hat, als fruchtbar. Mittlerweile ist der Bruch auch offen vollzogen und Kühne erklärt deutlich, dass die Option, bei einem möglichen Aufstieg mit weiteren 120 Millionen Euro einzusteigen, unter anderem abhängig von der Zukunft des Ex-Nationalspielers ist. Zum einen geht es um die Struktur des HSV, die aktuell keine weiteren Anteilsverkäufe zulässt, zum anderen aber auch um die Person Jansen. "Ich bin bereit, noch einmal einen großen Betrag einzusetzen. Bis zu 120 Millionen Euro. Aber dafür muss sich der HSV umstrukturieren, dann müssen die Gremien anders besetzt werden. Mit einer neuen Rechtsform könnte man das Kapital erhöhen. Das geht heute nicht." Außerdem erklärt er: "Vereinspräsident Marcell Jansen ist leider gegen mich." Dann folgt ein echter Brandbeschleuniger: "Aber da gibt es momentan zwei Fraktionen. Die Schlacht ist noch nicht geschlagen."
Mit diesen beiden Sätzen sagt Kühne ganz offiziell, was seit Monaten zwar offensichtlich ist, Jansen aber verzweifelt als Interpretationen der Medien verkaufen will. Immer wieder hatte der 37-Jährige entgegen anderer klarer Signale versichert, dass der Aufsichtsrat zusammensteht, dass es auch im e.V.-Präsidium keine Spaltung gebe. Tatsächlich wurde er in beiden Gremien zuletzt bei wegweisenden Entscheidungen überstimmt, und Kühne hat mit seiner Aussage von den "zwei Fraktionen" genau das auch nach außen transportiert.
Jansen selbstverschuldet in der Kritik
Die Aussagen des Milliardärs sind eine weitere gezielte Schwächung von Jansen, der durchaus selbstverschuldet in der Kritik steht. Aber stärkt Kühne damit tatsächlich seine eigene Ausgangsposition? Für eine Satzungsänderung, die Grundvoraussetzung für eine Kapitalerhöhung ist, bräuchte es eine Zweidrittel-Mehrheit auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, aktuell ist die Stimmungslage in der Mitgliederschaft von Skepsis geprägt, obwohl Kühne gerade erst wieder die Stadionsanierung für die Europameisterschaft im kommenden Jahr abgesichert hat. Hauptgrund für die Skepsis ist die Angst vor Einflussnahme. Und besagtes Interview mit dem "Manager Magazin" taugt nicht dazu, die Skeptiker vom Gegenteil zu überzeugen.