Am Donnerstag verpflichtet, zwei Tage später gegen seinen langjährigen Klub gleich in der Startelf von Weiche-Coach Thomas Seeliger: Patrick Herrmann, in über sieben Jahren bei der KSV Holstein zum Publikumsliebling avanciert, verteidigte im Nordduell von Beginn an.
Kiels Trainer Ole Werner, der mit seinem Team in der vergangenen Saison das DFB-Pokal-Halbfinale erreicht hatte, nahm nach dem 0:3 gegen Schalke gleich fünf Wechsel vor: Pokal-Torhüter Dähne, Thesker, van den Bergh, Mees und Fridjonsson waren neu in der Anfangsformation.
90 Minuten mit geringem Unterhaltungswert
Vor 1700 Zuschauern hielt Regionalligist Flensburg im Manfred-Werner-Stadion von Beginn an gut dagegen. Der Favorit aus Kiel hatte erwartungsgemäß mehr Ballbesitz, agierte aber zu einfallslos, um sich nennenswerte Möglichkeiten herauszuspielen. Mehr als Halbchancen von Bartels (21.) und Skrzybski (43.) sprangen für die Kieler nicht heraus. Der SC Weiche setzte in der Offensive immer wieder Nadelstiche, blieb vor dem gegnerischen Tor aber ebenfalls komplett harmlos. Die Expected-Goals-Werte zur Pause sprachen Bände: 0,1 zu 0,2.
Auch nach der Pause änderte sich vor den Toren nicht allzu viel, auch wenn beim Regionalligisten mit zunehmender Spieldauer nun die Kräfte schwanden. Nach einer Ecke von Mühling köpfte Fridjonsson knapp drüber (50.) - aus dem Spiel heraus gelang den Gästen weiter viel zu wenig. Auch eine Doppelchance von Skrzybski und Reese (70.) läutete keine große KSV-Schlussoffensive ein. Die Kieler hatten sogar noch Glück, dass ein katastrophalen Fehlpass von Innenverteidiger Thesker nicht im Rückstand mündete (74.).
Sechs Tore in der Verlängerung - Reese wendet Elfmeterschießen ab
Nach langweiligen 90 Minuten hätte wahrscheinlich niemand das Drama der folgenden Verlängerung vorhergesehen, in der die Tore fast fielen wie in den Handball-Duellen der Nordrivalen Flensburg und Kiel.
Nach einer Reese-Flanke von rechts verursachte Flensburgs Meyer im Strafraum einen Handelfmeter, den Arp souverän verwandelte (93.). Das erste Pflichtspiel-Tor der Kieler in der neuen Saison. Beinahe hätte der Neuzugang eine Minute später sogar noch nachgelegt.
Wenn der "Fußballgott" zuschlägt: Weiche-Coach Thomas Seeliger feiert mit Torschütze Patrick Herrmann (#4). imago images/Beautiful Sports
Es war noch längst nicht das Ende in Flensburg. Nachdem Kramer die große Ausgleichschance noch ausgelassen hatte (101.), war es ausgerechnet Herrmann, der nach einem weiten Einwurf von Gieseler aus wenigen Metern ausglich (103.). Holstein hatte die direkte Antwort parat: Nach Vorarbeit von Bartels traf Joker Sander zur erneuten Führung (105.). Doch der in Kiel einst als "Fußballgott" gefeierte Herrmann hatte tatsächlich noch etwas im Tank und glich mit seinem zweiten Treffer erneut aus (110.).
Auf dem Weg ins DFB-Pokal-Halbfinale hatte Holstein in der vergangenen Saison Bayern und Darmstadt im Elfmeterschießen ausgeschaltet. Reese sorgte in der 120. Minute mit Hilfe des Innenpfostens allerdings dafür, dass die Störche in Flensburg doch nicht in die Lotterie mussten. Bartels sorgte sogar noch für den 4:2-Endstand. Ein wahrer Verlängerungskrimi nach nahezu ereignislosen 90 Minuten.
Am Ende bringt ein über weite Strecken uninspirierter Auftritt den Kielern so doch noch ein wenig Selbstvertrauen für das Heimspiel gegen Jahn Regensburg am kommenden Samstag. Flensburg ist einen Tag später erneut im Pokal gefordert. Im Landespokal Schleswig-Holstein trifft der Titelverteidiger auf Grün-Weiß Siebenbäumen.