2. Bundesliga

Warum Lieberknecht anders tickt als Rose oder Hütter

Der Lilien-Coach spricht beim Redaktionsbesuch über seine Wertevorstellungen

Warum Lieberknecht anders tickt als Rose oder Hütter

Lilien-Coach Lieberknecht geht guten Mutes in die kommende Spielzeit.

Lilien-Coach Lieberknecht geht guten Mutes in die kommende Spielzeit. J. Huebner/Ulrich

Trotz des knappen Scheiterns erst am 34. Spieltag: Die Sommerpause, sagt Torsten Lieberknecht, sei ganz und gar nicht von Enttäuschung geprägt gewesen. "Es war ja eine Chance, mit der keiner rechnen konnte", begründet der Fußballlehrer, "deshalb steht über allem objektiv eine herausragende Saison. Und genauso fühle ich auch." Ein einziges Mal allerdings sei dann doch ein gewisser Ärger in ihm aufgestiegen - als Fernsehzuschauer während des Hamburger 1:0-Siegs im ersten Relegationsspiel bei Hertha BSC Berlin. Denn: "So wie die Hertha da aufgetreten ist, hätte ich uns auch große Chancen eingeräumt."

Die Lilien jetzt ein Favorit? "Totaler Quatsch!"

Dass seine Lilien nun mit Blick auf die kommende Spielzeit von manchem zum Favoritenkreis gerechnet werden, hält Lieberknecht dennoch für "totalen Quatsch". Oder für leicht durchschaubare Taktik von Konkurrenten, "die von ihren eigenen Ambitionen ablenken wollen und es gar nicht ernst meinen". Das Narrativ vom Außenseiter Darmstadt, der die Großen ärgert, will sich der Coach nicht zerreden lassen - zumal es angesichts der Budgets der Zweitliga-Vereine offensichtlich schlicht der Realität entspricht.

Als Pluspunkt seines Teams, das in Luca Pfeiffer und Tim Skarke bislang lediglich zwei Leistungsträger verloren hat, sieht freilich auch der 48-Jährige die personelle Kontinuität. Und: "Wenn die Truppe schnell harmoniert, kann sie ambitioniert in die Saison gehen." Was das konkret bedeutet, lässt Lieberknecht jedoch ganz bewusst offen.

Ein Verein ist kein Sprungbrett und kein Projekt.

Torsten Lieberknecht

Sein bekanntes Faible für Underdog-Klubs kann der langjährige Braunschweig-Trainer jedenfalls auch am Böllenfalltor pflegen. Solche Vereine "haben es aufgrund unterschiedlicher wirtschaftlicher Voraussetzungen schwerer, ihr Potenzial zu entfalten. Aber genau darin steckt der große Reiz", erklärt Lieberknecht. Weshalb ein Verein für ihn auch "kein Sprungbrett und kein Projekt" sei. Sondern: "Wenn ich merke, es passt bei einem Klub, dann habe ich nicht den eigenen Karrieresprung im Blick." Mit seinem Wertesystem stehe er sich "perspektivisch zwar vielleicht manchmal auch im Weg, aber ich bin für den Moment damit einfach total glücklich."

Torsten Lieberknecht

Favoritenrolle ist "Quatsch": Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht. IMAGO/HMB-Media

In diesem Zusammenhang erklärt er auch: "Was ich rein persönlich nicht verstehe, ist ein Wechsel von Frankfurt nach Gladbach oder von Gladbach nach Dortmund." Die Kollegen Adi Hütter und Marco Rose nennt er zwar nicht beim Namen, eine deutliche Anspielung auf die beiden ist es gleichwohl. Aber, betont Lieberknecht, keine Kritik und schon gar keine Attacke: "Ich will keinen Kollegen angreifen, der das anders sieht und macht. Ich sage nur, wie ich für mich persönlich empfinde."

Über Lautern, Schiris, McDonalds und Klopp…

Wie Lieberknecht unterdessen den jüngsten Trainerwechsel bei seinem Herzensklub 1. FC Kaiserslautern beurteilt, wer sein persönlicher Spieler der Saison war, warum er seine Mannschaft schon mal zu McDonalds einlädt, wie er sein Verhalten gegenüber Schiedsrichtern bewertet und welche Fachgespräche er heute mit seinem früheren Mainzer Zimmerkollegen Jürgen Klopp führt, lesen Sie in der aktuellen Printausgabe am Montag oder ab Sonntagabend im eMagazine. 

Thiemo Müller

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