1974: Eine Gala im Regen
Kurzzeitig schien Johan Cruyff zu gleiten auf dem nassen Rasen des Gelsenkirchener Parkstadions, als er schon früh im Zwischenrundenspiel bei der WM 1974, nachdem er Argentiniens Torwart Daniel Carnevali umkurvt hatte, zur niederländischen Führung einschoss. Für Oranje war es gerade noch trocken genug, um nicht wie die kaum minder spielstarken Polen in der "Wasserschlacht von Frankfurt" höheren Naturgewalten zum Opfer zu fallen.
Der 4:0-Sieg über die Albiceleste entartete zu einer Machtdemonstration des "totalen Fußballs", zu einer Vorführung einer großen Fußballnation, die vier Jahre später Weltmeister werden sollte. Die Elftal blieb 1974 hingegen ungekrönt, vielleicht auch, weil sie mit Jan Jongbloed einen Schlussmann zwischen die Pfosten gestellt hatte, der mit Ball am Fuß stärker als auf der Linie war. Gegen Argentinien, das damals nur ein einziges Mal aufs Tor schießen konnte, war das ja noch gutgegangen.
1978: Knapp am Denkmal vorbei
Vier Jahre später trafen sich die Niederlande und Argentinien im WM-Finale - ein Spiel, das so einige Geschichten bot. Auch solche, die gar nicht stimmten. So boykottierte der große Cruyff das umstrittene Turnier vor den Augen der argentinischen Militärdiktatur nicht in einem Akt des selbstlosen Rebellentums. Seine Familie war in Barcelona kurz zuvor überfallen worden, der Ausnahmefußballer hatte sie daraufhin nicht wochenlang alleine lassen wollen.

Ein Schuss, der Rob Rensenbrink in den Niederlanden vielleicht auf eine Stufe mit Johan Cruyff gestellt hätte - wenn er denn im Tor gelandet wäre. picture alliance / Rzepka - Pressefoto
Die Lücke, die Cruyff hinterließ, schloss Rob Rensenbrink. 1974 noch Nebendarsteller gewesen, schlüpfte der schüchterne Linksfuß mit fünf Toren auf dem erneuten Weg ins Finale 1978 in die Hauptrolle - und beinahe hätte er die Elftal als Torschützenkönig zum Weltmeister gemacht. Doch als er Argentiniens Schlussmann Ubaldo Fillol in der 91. Minute aus schwierigem Winkel überwunden hatte, landete der Ball ein paar fatale Zentimeter zu weit links - und klatschte an den Pfosten. Torschützenkönig und Weltmeister wurde in der Verlängerung Mario Kempes.
1998: Die Simeone-Show verpufft
Achtelfinale der WM 1998, England verliert mal wieder ein Elfmeterschießen. David Beckham hatte zu diesem Zeitpunkt schon viel mehr verloren - mindestens seinen guten Ruf. Zur Persona non grata war der damals 23-Jährige geworden, weil er sich von Diego Simeone zu einem mit Rot geahndeten Tritt hatte provozieren lassen.
Im Viertelfinale gegen die Niederlande versuchte der heutige Trainer von Atletico Madrid den gleichen Trick noch mal. Die Simeone-Show ging weiter, sein dramatisches Umherwälzen brachte diesmal Arthur Numan die Gelb-Rote Karte ein. Doch die Wirkung verpuffte, als Oranjes baumlanger Torwart Edwin van der Sar mit einem kaum minder hingebungsvollen Schauspiel eine Tätlichkeit Ariel Ortegas verdeutlichte - und Dennis Bergkamp die Albiceleste kurz darauf mit einem der schönsten Tore der WM-Geschichte nach Hause schickte.
Alle WM-Duelle
2006: Hinterher ist man schlauer
Große Kracher-Spiele in der Gruppenphase sind auch bei Weltmeisterschaften eher selten. Bei der WM 2006 in Deutschland trafen Elftal und Albiceleste erst am dritten Spieltag aufeinander, als beide Nationen bereits für das Achtelfinale qualifiziert waren. Schade.
Einige Ersatzleute durften ran in einer Partie, die torlos blieb und in den Tiefen der Statistik hätte verschwinden können, wenn sie rückblickend nicht doch noch eine ziemlich besondere geworden wäre. Es war der erste WM-Startelf-Einsatz des Lionel Messi, der inzwischen siebenmal den Ballon d'Or gewonnen hat und Argentiniens Rekordspieler und -torschütze bei Weltmeisterschaften ist. Zum Einstand, vor über 16 Jahren, war er noch erfolglos geblieben.

Eine Grätsche wie ein Tor: Javier Mascherano gegen Arjen Robben. Getty Images
2014: Voller Körpereinsatz
Wahrscheinlich schwebte ein beachtlicher Expected-Goals-Wert über Arjen Robben, als sich der beste niederländische Spieler der WM 2014 im Halbfinale gegen Argentinien in eine glänzende Abschlussposition gedribbelt hatte. Beim Stand von 0:0 lief bereits die erste Minute der Nachspielzeit, als plötzlich Javier Mascherano angeflogen kam.
Mit einer Grätsche, beinahe so groß und wichtig wie ein Tor, verhinderte der Argentinier die Niederlage und rettete seine Farben in die Verlängerung - dank vollem Körpereinsatz. Nach dem Sieg im Elfmeterschießen verriet ein feixender Mascherano, sich in dieser Szene wortwörtlich "den Arsch aufgerissen" zu haben. Auswechseln ließ er sich trotzdem nicht. Was man nicht alles tut, um einmal im Finale der Weltmeisterschaft zu stehen.