Drei der letzten sechs Partien hat der Hamburger SV gewonnen. Und zwar immer dann, wenn Tim Walter jene Startelf ins Rennen geschickt hat, die zuletzt auch beim 2:1 gegen Greuther Fürth begonnen hatte. Im Saisonfinale muss der Trainer aufgrund von Sperren zweifach umbauen. Das könnte einem Spieler Perspektiven eröffnen, der im Winter beinahe in Katar bei der WM dabei gewesen wäre: Ransford Königsdörffer.
Ludovit Reis und Bakery Jatta haben beim HSV grundsätzlich den Status der Unersetzlichen, Laszlo Benes und Königsdörffer kamen im Sommer, um zumindest Stammspieler zu sein. Ihre Statistiken lesen sich auch so. Benes kam als Achter zu 32 Einsätzen, erzielte sechs Tore und bereitete neun vor. Ähnlich ist die Bilanz von Königsdörffer: 30 Ligaspiele, acht Tore. "Es ist nicht mehr Dresden", sagt Walter über den 21-Jährigen, "er spielt seine erste Saison beim HSV und hat acht Tore erzielt. Das ist etwas Besonderes." Der Haken ist: In der Rückserie zählte der Angreifer nur noch fünfmal zur Startelf, auch bei Benes waren es bislang lediglich sieben Spiele von Beginn an.
Königsdörffer: HSV-Trainer Walter "zufrieden", aber ...
Die Diskrepanz zur Hinrunde ist insbesondere bei Königsdörffer offensichtlich. Da hatte er in Ghanas Nationalmannschaft debütiert und bis zuletzt auf eine Nominierung für den WM-Kader im Winter gehofft. Grundsätzlich, betont sein Coach, "bin ich mit seiner Entwicklung zufrieden." Doch Walter nennt auch die Gründe, weshalb der gebürtige Berliner in der zweiten Halbserie bislang seltener zum Zug kam. "Es geht um Konstanz." Und zwar im Alltag. "Ransi muss auch in seinen Trainingsleistungen konstanter sein. Es geht als junger Spieler darum, immer an die Grenzen zu gehen, in jeder Einheit alles aus sich herauszuholen. Da kann er noch zulegen."
Es geht nicht um sein Defensivverhalten, das kann er. Wenn er es möchte.
HSV-Trainer Tim Walter über Königsdörffer
Die Arbeit gegen den Ball, in Walters Alltag ein entscheidendes Element, sieht er ausdrücklich nicht als Schwachpunkt beim gelernten Stürmer, der unter ihm zumeist auf dem Flügel zum Einsatz kommt. "Es geht nicht um sein Defensivverhalten", betont der 47-Jährige, "das kann er." Dann aber auch an dieser Stelle wieder der mahnende Zusatz: "Wenn er es möchte."
Am Sonntag in Sandhausen (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) wären Zeitpunkt und Ort ideal, um Nachweise für den nächsten Entwicklungsschritt zu erbringen. Mit einem Sieg und gleichzeitiger Regensburger Schützenhilfe gegen Heidenheim will der HSV noch den Direktaufstieg vollbringen und die erneute Relegation abwenden. Mit dieser hat auch Königsdörffer unliebsame Erfahrungen gemacht: Mit Dresden stieg er im vergangenen Sommer nach zwei Duellen gegen Kaiserslautern ab. Das Vermeiden einer weiteren Relegationsteilnahme wäre auch deshalb ganz im Sinne des talentierten Angreifers.