2. Bundesliga

Walter gibt ungewohnt tiefe Einblicke

HSV-Coach spricht offen über zu viele Gegentore und will keine Ausreden

Walter gibt ungewohnt tiefe Einblicke

HSV-Coach Tim Walter gab auf der Pressekonferenz zum Hertha-Spiel ungewohnt tiefe Einblicke.

HSV-Coach Tim Walter gab auf der Pressekonferenz zum Hertha-Spiel ungewohnt tiefe Einblicke. IMAGO/Sportfoto Rudel

Sebastian Schonlau fehlte auch am diesem verregneten Donnerstag im Mannschaftstraining des HSV - obwohl die Untersuchungen vom Wochenanfang weitgehend Entwarnung gegeben haben. Der Faszienriss in der Wade ist auskuriert, das Comeback des Kapitäns auf dem Rasen aber noch offen. "Die Struktur ist verheilt", erklärt Walter, "aber durch die Narbenbildung ist da noch ein Ziehen. Wir müssen die nächsten Tage schauen und wollen sein Pensum steigern."

Dass acht Gegentore in bislang drei Pflichtspielen trotz des fehlenden Abwehr-Chefs zu viel sind, verhehlt der 47-Jährige nicht: "Das ist korrekt, wir haben zu viele Gegentore kassiert. Das müssen wir auch so erwähnen." Nach dem 4:3-Spektakel im Pokal in Essen hatte Walter noch erklärt, er gewinne lieber 5:4 als 1:0, nun taucht er tiefer in die Thematik ein.

"Wir müssen es differenziert betrachten. Das soll eine Erklärung sein und niemals eine Ausrede: Wir haben eine neuformierte Abwehr. Drei Spieler der Viererkette haben in dieser Philosophie noch nicht gespielt." Namentlich von rechts sind das Ignace van der Brempt, Guilherme Ramos und Daniel Hadzikadunic. Dass das vierte Glied der Kette, Linksverteidiger Miro Muheim, die komplette Vorbereitung verletzt gefehlt hat, kommt erschwerend hinzu.

Reicht die Zeit bei Pherai? - Reis steht wieder zur Verfügung

Walters Erklärungsansatz hat folglich seine Berechtigung. Er ergänzt: "Wir reden ja aber gar nicht mehr über den extrem hohen Risikoanteil in unserem Spielaufbau, sondern vor allem über Konzentrationsfehler. Und wir arbeiten mit Hochdruck daran, das besser zu machen." Auch ohne Schonlau, der gegen den Bundesligaabsteiger voraussichtlich nicht der einzige Ausfall sein wird. Auch Immanuel Pherai hat in dieser Woche wegen muskulärer Probleme noch nicht eine Einheit mit der Mannschaft absolviert. "Es geht ihm besser, aber wir müssen den Freitag abwarten", sagt Walter. Dafür kann er wieder auf seinen Vize-Kapitän bauen: Ludovit Reis ist nach seiner Kapselverletzung in der Schulter wieder mittendrin und dürfte am Samstag Pherais Platz neben Laszlo Benes einnehmen.

Umbaumaßnahmen sind seit Vorbereitungsbeginn ein fester Bestandteil von Walters Wirken. Dass sein Gegenüber Pal Dardai in Berlin noch weit größere personelle Baustellen zu bewältigen hat, ist dem Hamburger Coach bewusst. Und die tabellarische Schieflage der Herthaner für ihn daher erklärbar. "Man muss sich erst zurechtfinden, das ist normal. Die Kaderplanung ist noch nicht abgeschlossen. Aber man hat im Pokal gesehen, dass Hertha auf dem richtigen Weg ist."

Samstagabend will er mit seinem HSV nochmal ein Stoppschild auf diesem Weg darstellen. Das Fundament dafür soll eine stabilere Defensive sein. "Die Jungs wissen, dass sie in der individuellen Zweikampfführung besser sein müssen. Dennoch bin ich mit dem Lerntempo zufrieden."

Sebastian Wolff

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