Tim Walter konnte sich schon am vergangenen Samstag ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen als sich sein Gegenüber Stefan Leitl nach dem Hannoveraner 0:1 gegen den HSV für die leidenschaftliche Unterstützung des eigenen Publikums ausdrücklich bedankt hatte. "Für uns", sagte der Hamburger Coach und blickte zu Leitl herüber, "ist das normal." Und ein Grund für das dicke Band zum Anhang ist, dass es Trainer und Mannschaft nicht als selbstverständlich erachten. Sondern die Beziehung zu den Fans auch abseits des sportlichen Geschehens pflegen.
Die Zeit der großen Stars ist zwangsläufig vorbei an der Elbe - nach nun bereits fünf Jahren in der 2. Liga. Die aktuellen Protagonisten geben sich als Profis zum Anfassen, trainieren grundsätzlich öffentlich, erfüllen nach jeder Einheit ausgiebig Autogramm- und Selfie-Wünsche. Auch hierzu sagt Walter: "Für uns ist das normal."
Offenkundig ist, dass die große Zuneigung auch mit der Rolle des Trainers selbst zu tun hat. Walter polarisiert außerhalb der Hansestadt wie vielleicht kein Hamburger Coach vor ihm. Die von ihm vorgelebte Nähe und Nahbarkeit aber kommt bei den eigenen Fans an.
unsere Zuschauer nehmen sich gegenseitig mit
Tim Walter
Und sein Spielstil? Der hat zwar ebenfalls lange die Anhängerschaft gespalten, weil er vielen zu erlebnisorientiert war, die regelmäßigen Spektakel aber wirken mitreißend. Walter sagt: "Wir versuchen auf unsere Art, unsere Fans mitzunehmen, aber sie nehmen auch uns mit. Ich habe außerdem das Gefühl, dass unsere Zuschauer sich zudem gegenseitig mitnehmen."
Dass wieder etwas entstanden ist, zwischen dem HSV und seinem Anhang, wird nicht nur an den Zuschauerzahlen im eigenen Wohnzimmer deutlich, sondern auch an den regelmäßigen Faninvasionen bei Auswärtsspielen - am vergangenen Samstag in Hannover waren rund 20.000 Hamburger mitgereist.
Erlebnis Volkspark
Vor der anstehenden Heimpartie gegen Hansa vor erneut 57.000 Zuschauern erklärt Walter: "Es ist einfach ein Erlebnis, in den Volkspark zu gehen. Wir fühlen uns wie eine große Familie, innerhalb der Kabine, aber auch in Verbindung mit unseren Fans. Volkspark", findet er, "ist auch ein bisschen Volksfest."
Tatsächlich gibt es auch regelmäßig etwas zu feiern. Unter Walter gab es seit 2021 lediglich fünf Heimniederlagen. Eine davon gegen den kommenden Gegner. Im Juli letzten Jahres setzte es zu Hause ein 0:1 gegen Hansa. Es geht beim nächsten Volksfest also auch ein wenig um Wiedergutmachung.