Rund vier Stunden dauerte der dritte Akt der Sportgerichtsverhandlung um das mutmaßliche Doping-Vergehen von HSV-Profi Mario Vuskovic am Freitagnachmittag am DFB-Campus in Frankfurt. Die Beweisaufnahme wurde dabei immerhin abgeschlossen, eine Entscheidung bzw. ein Urteil ist jedoch weiterhin nicht ergangen. Dies soll den Beteiligten binnen der kommenden zwei Wochen in schriftlicher Form zugestellt werden. Begründung des Sportgerichts-Vorsitzenden Stephan Oberholz: "Es handelt sich um ein sehr anspruchsvolles Verfahren, in dem für alle Beteiligten viel auf dem Spiel steht. Das Gericht ist es den Beteiligten schuldig, sich intensiv und gründlich auseinanderzusetzen mit allen Argumenten, den komplexen wissenschaftlichen Rahmenbedingungen und mit den teils unbekannten rechtlichen Konsequenzen." Diese Gemengelage, so Oberholz, "bringt uns zur Auffassung, dass wir nicht heute nach einer Stunde Beratung ein angemessenes Urteil fällen können."
Kontrollausschuss sieht Doping-Vergehen erwiesen, Verteidigung will Freispruch
Während für den DFB-Kontrollausschuss, vertreten durch den Vorsitzenden Dr. Anton Nachreiner, ein Doping-Verstoß Vuskovics "erwiesen" sei, plädiert die Verteidigung wegen erheblicher Zweifel auf Freispruch. Das letzte Wort hatte Vuskovic selbst, der seine vorbereitete Stellungnahme aber unter Tränen abbrechen und von seinem Dolmetscher verlesen lassen musste: "Ich bin unschuldig. Ich, meine Familie und die Anwälte arbeiten daran, das zu beweisen. Ich habe im Sport nie betrogen und werde es niemals tun. Was meine Familie und ich in den letzten Monaten durchmachen mussten, würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen. Ich hoffe jeden Tag, dass dieser Alptraum zu Ende geht. Und vor allem befürchte ich, dass es morgen einen anderen Athleten treffen kann. Ich wünsche mir, das niemand durchmachen muss, was ich jetzt erlebe. Ich bedanke mich bei meinem Verein und meinen Fans, bei meiner Familie, bei den Anwälten und bei allen, die hinter mir stehen."
Verteidigung und HSV: "Es kann nur Freispruch geben"
Am Abend äußerten sich die Verteidigung von Vuskovic und der HSV in einem gemeinsamen Statement zur Entwicklung. Im Wortlaut heißt es: "Aus unserer Sicht kann es nach wie vor nur einen Freispruch geben, weil der erforderliche Beweis für einen Dopingverstoß von Mario Vuskovic nicht erbracht worden ist. Wir haben jedoch Verständnis dafür, dass sich das DFB-Sportgericht in diesem komplexen Verfahren die Zeit nimmt, um die gesamte Beweislage noch einmal umfassend zu würdigen und hierbei auch die Eindrücke der heutigen mündlichen Verhandlung auf sich wirken zu lassen. Dass der DFB-Kontrollausschuss die von der WADA herrührenden Vorschriften im vorliegenden Fall nicht für angemessen hält, zeigt aus unserer Sicht, dass auch dort Unbehagen hinsichtlich einer Verurteilung des Spielers auf Basis der geltenden Statuten besteht.