Bundesliga

Völler und Rolfes verteidigen Bayer-Trainer Bosz

Leverkusens Macher legen Fokus auf Chancenverwertung

Völler und Rolfes verteidigen Bayer-Trainer Bosz

Stellen sich hinter Trainer Bosz: Geschäftsführer Rudi Völler und Sportdirektor Simon Rolfes (links).

Stellen sich hinter Trainer Bosz: Geschäftsführer Rudi Völler und Sportdirektor Simon Rolfes (links). imago images

Exequiel Palacios nach fast dreimonatiger Verletzungspause und nur gut einer Trainingswoche in der Startelf zu beordern, obwohl, Peter Bosz die Bestbesetzung angekündigt hatte? Das Experiment, erstmals mit der Doppelspitze Lucas Alario und Patrik Schick von Beginn an zu spielen und das in einem ungewohnten 3-1-4-2-System? Und Charles Aranguiz kurz nach seinem Comeback 120 Minuten spielen zu lassen, der in der Verlängerung vor dem entscheidenden Treffer grob patzte?

Drei Maßnahmen von Peter Bosz, die kritikwürdig waren. Drei Maßnahmen, die Geschäftsführer Rudi Völler und Sportdirektor Simon Rolfes verteidigen.

So stützt Rolfes die Entscheidung von Bosz für Palacios, der "in einer besseren Verfassung zurückgekommen ist, als wir es gedacht haben", wie der Sportdirektor erklärt. "Pala hat in der letzten Woche sehr gut trainiert", stärkt Rolfes Bosz den Rücken. Dass der Argentinier nach einer frühen Gelben Karte und weiteren kleineren Fouls am Rande eines Platzverweises wandelte, weshalb ihn Bosz zur Halbzeit auswechseln musste, könne man dem Trainer nicht vorwerfen.

Systemumstellung war kein Fehler von Bosz

Auch die Systemumstellung vom gewohnten 4-3-3 auf ein 3-1-4-2 lässt Rolfes nicht als Fehler Boszs gelten. Auch wenn der Niederländer ("Die erste Hälfte war nicht gut von uns, die zweite Hälfte war besser") diese Entscheidung bereits zur Halbzeit revidierte und wieder zum 4-3-3 zurückkehrte. Trotz der defensiven Abstimmungsprobleme, die in der neuen Formation vor der Pause auftraten und die auch Rolfes nicht verborgen blieben, erklärt der Sportdirektor: "Wir haben uns in beiden Systemen viele Chancen erspielt und hätten auch schon zur Halbzeit klar führen müssen."

Am Samstag beim 0:1 in Leipzig anfangs noch ganz ohne Stoßstürmer und nur mit einem echten Flügelstürmer. Zwei Tage später in Essen erstmals mit einer Doppelspitze - Boszs plötzliche Sprunghaftigkeit in der Formationsfrage, stört die Leverkusener Macher nicht.

Fahrlässige Chancenverwertung

Auch Geschäftsführer Rudi Völler ("Die Aufstellung war gut") wies diese Kritik an Bosz zurück. "Wenn der Trainer die Variante mit zwei Mittelstürmern nicht ausprobiert, fragen nachher alle, wenn nicht in so einem Spiel, wann dann?" Wie Rolfes betont Völler, dass die Wurzel allen Übels in der fahrlässigen Chancenverwertung lag: "Den Schuh müssen wir uns anziehen."

Dass Bayer nach der 1:0-Führung in der Verlängerung auf einmal die Kontrolle über die zuvor klar dominierte Partie verlor, war beiden sportlich Verantwortlichen ein Dorn im Auge. "Wenn du das Tor machst, musst du das Spiel souverän nach Hause bringen, gut organisiert, strukturiert und mit guten Ballbesitz", moniert Rolfes.

In dieser Phase war der lange gut spielende, aber in der Verlängerung stark abbauende Aranguiz nicht nur mit seinem Ballverlust vor dem 1:2 vom Strategen zum De-Stabilisator geworden. Den Chilenen, der zwei Wochen zuvor viel früher als geplant sein Startelf-Comeback feiern musste, nach dreimonatiger Pause 120 Minuten und erneut durchspielen zu lassen, erwies sich als schmerzhafter Fehler. Bayer verlor sowohl in der Offensive als auch in der Defensive den Faden.

"Das kommt noch dazu, dass wir den Gegner aufgebaut haben", erklärt Völler, "aber ich bleibe dabei: Wir müssen mehr Tore schießen." Und da hat der Geschäftsführer natürlich recht. Hätten Schick und Co. vor der Pause für klare Verhältnisse gesorgt, hätte niemand über die angeführten Punkte diskutiert. Doch so lange die Werkself, die sechs der jüngsten neun Pflichtspiele verlor, nicht in die Erfolgsspur zurückfindet, werden solche Entscheidungen Boszs ganz genau beäugt.

Stephan von Nocks