Bundesliga

VfB Stuttgart: E-Mails mit Mitgliederdaten an Dritte

Im Vorfeld der Mitgliederversammlung 2017

VfB: E-Mails mit Mitgliederdaten an Dritte

Unter freiem Himmel: Die VfB-Mitgliederversammlung am 1. Juni 2017 in der Stuttgarter Arena.

Unter freiem Himmel: Die VfB-Mitgliederversammlung am 1. Juni 2017 in der Stuttgarter Arena. imago images

Dieser schloss im Frühjahr 2016 unter dem damaligen VfB-Präsidenten Bernd Wahler eine Kooperation mit der PR-Agentur des bekennenden VfB-Fans Andreas Schlittenhardt. Doch offenbar gab es auch noch eine Art der informellen Zusammenarbeit mit der Facebook-Fanseite "Fokus VfB", die Schlittenhardt 2015 ins Leben gerufen hatte.

VfB-Medienchef Oliver Schraft, so stellte es Schlittenhardt im April 2020 in dem Podcast "VFBSTR" dar, soll das Potenzial dieser Facebook-Seite erkannt haben: Die als unabhängig wahrgenommene Plattform sollte subtil die Sichtweise des VfB transportieren. Heute möchte sich Schlittenhardt allgemein zu dem Thema nicht mehr äußern.

E-Mails mit Telefonnummern, E-Mail-Adressen oder Angaben zu Teilnahmen an zurückliegenden Mitgliederversammlungen

In einer dem kicker vorliegenden VfB-Präsentation jedenfalls wird unter dem Siegel "streng vertraulich" eine Kampagne für "Glaubwürdiges Guerilla-Marketing - Fokus VfB" skizziert. Darin heißt es auch: "Kurz vor der Mitgliederversammlung wird 'Fokus VfB' eine Wahlempfehlung für die Ausgliederung aussprechen und zur Teilnahme an der Mitgliederversammlung aufrufen." Bei der angesprochenen Versammlung entschieden die Mitglieder mit 84,2 Prozent pro Ausgliederung, in der Folge verkaufte der VfB Anteile an seiner Kapitalgesellschaft für über 40 Millionen Euro an die Daimler AG.

Aus meiner Sicht gibt es erhebliche Zweifel an der Rechtsgrundlage für die Übermittlung dieser Daten.

IT- und Datenschutzexperte Stephan Schmidt

Besonders interessant nehmen sich vor dem Hintergrund der Zusammenarbeit mit "Fokus VfB" E-Mails von leitenden VfB-Mitarbeitern an Schlittenhardt aus. Diese beinhalten Mitgliederdaten, darunter auch Festnetz- und Handynummern, E-Mail-Adressen oder Angaben zu Teilnahmen an zurückliegenden Mitgliederversammlungen.

Der VfB erklärt auf Anfrage, dass Schlittenhardts damalige Agentur als externer Dienstleister fungiert, sie Daten im Rahmen einer Auftragsverarbeitung erhalten und zu ihren Aufgaben "u.a. die Konzeption und Aussteuerung von PR-Texten über soziale Medien, einschließlich der Erarbeitung von Zielgruppenvorschlägen" gehört habe. Dem kicker liegen Dokumente vor, die die Version des VfB von einem angeblichen Auftragsdatenverarbeitungsvertrag zumindest in Zweifel ziehen.

Zudem ist fraglich, ob der in einer E-Mail angefragte "Abgleich Facebook-Nutzer" datenschutzrechtlich gedeckt wäre. "Aus meiner Sicht gibt es erhebliche Zweifel an der Rechtsgrundlage für die Übermittlung dieser Daten", sagt der IT- und Datenschutzexperte Stephan Schmidt, Fachanwalt bei der Mainzer Kanzlei TCI Rechtsanwälte.

Die ganze Geschichte, welche Datenströme flossen und weitere Hintergründe dazu lesen Sie in der Montagausgabe des kicker - oder bereits am Sonntagabend im e-Magazine.

Benni Hofmann