Formel 1

Vettel darf erstmals in die Fürstenloge

GP von Monaco: Turbulentes Rennen in Monte Carlo

Vettel darf erstmals in die Fürstenloge

Fünfter Sieg im sechsten Rennen: Weltmeister Sebastian Vettel siegte in einem denkwürdigen Monaco-GP.

Fünfter Sieg im sechsten Rennen: Weltmeister Sebastian Vettel siegte in einem denkwürdigen Monaco-GP. Getty Images

Zehn Jahre nach Michael Schumachers Triumph im Ferrari hat wieder ein deutscher Pilot den GP von Monaco gewonnen. Es war ein hartes Stück Arbeit nach gewagter Strategie für Sebastian Vettel, ehe er den fünften Saisonsieg im sechsten Rennen unter Dach und Fach hatte.

Vettel setzte sich vor Alonso und Button durch. Red-Bull-Pilot Mark Webber ergatterte kurz vor Schluss noch Rang fünf vor Kamui Kobayashi (Sauber), Lewis Hamilton (McLaren), Adrian Sutil (Force India), Nick Heidfeld (Renault), Rubens Barrichello (Williams) und Sebastien Buemi (Toro Rosso). Timo Glock schied mit seinem Virgin Marussia wie Schumacher vorzeitig aus.

Der 23-jährige Titelverteidiger, der mit fünf Siegen und einem zweiten Platz den Startrekord von Michael Schumacher, Nigel Mansell und Jenson Button egalisierte, vergrößerte seinen Vorsprung in der WM-Wertung auf nunmehr 58 Punkte gegenüber Hamilton (85). Vettels Teamkollege Webber ist Dritter (79) vor Button (76).

Etliche Unfälle, zwei Durchfahrtstrafen, zwei Safety-Car-Phasen und leider mit Petrov auch ein Verletzter - der Glamour-Grand-Prix an der Cote d'Azur bot zunächst großen Unterhaltungswert, stimmte nach dem Qualifying-Crash von Sauber-Pilot Perez aber erneut nachdenklich.

Ein finsteren Rennsonntag durchlebte das Mercedes-GP Team. Nach guten Leistungen im Qualifying mit Schumacher auf Platz fünf und Rosberg auf Platz sieben, ging im Rennen alles schief, was schief gehen konnte. Nachdem Schumacher bereits am Start weit zurückfiel und noch vor der Hälfte des Rennens mit technischem Defekt ausfiel, schleppte Rosberg ein offensichtlich zu langsamen Boliden durch das Fürstentum und belegte am Ende den indiskutablen elften Platz.

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Der Rennverlauf

Souverän zog Pole-Setter Vettel bei Startfreigabe von der Spitze weg und bog unbedrängt in die erste Kurve ein. Dahinter konnte Alonso einen Platz gut machen, indem er Webber für Position drei überholte. Verlierer des Starts waren Schumacher, der das Losfahren völlig verschlief, und Hamilton, die nach Freigabe des Rennens leicht kollidierten und Petrov ziehen lassen mussten. Der Rekord-Weltmeister verlor sogar vier Plätze und reihte sich an neunter Stelle ein.

Vettel zog an der Spitze in den folgenden Runden vom Rest des Feldes weg, während sich hinter seinem Red Bull verschiedene Zweikämpfe entwickelten. Alonso drückte gegen Button für Position zwei, und Massa attackierte Rosberg, um sich auf den fünften Platz zu verbessern. Dazu entwickelte sich noch ein spannendes Duell zwischen Schumacher und Hamilton um Platz neun. Im zehnten Umlauf schnappte sich der Brite den langsameren Mercedes GP mit einem aggressiven, aber auch tollen Manöver auf der Innenseite.

Auch Rosbergs Mercedes erwies sich mit Fortdauer des Rennens als zu langsam. Massa und Maldonado gingen fast mühelos am Wiesbadener vorbei. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug entschied sich daraufhin für frühe Boxenstopps bei seinen Piloten, die damit weit nach hinten durchgereicht wurden.

Auch an der Spitze schlug der Fehlerteufel zu. Die Red-Bull-Crew verbockte sowohl Vettels als auch Webbers ersten Reifenwechsel, so dass nach der ersten Runde der Boxenstopps Button die Führung übernahm. Diese konnte der Brite auch sofort nützen. Er vergrößerte - mit den Super-Soft-Reifen gegenüber den nun härteren der Konkurrenz - kontinuierlich den Abstand auf Vettel und durfte sich nach einem Drittel des Rennens über ein komfortable Führung freuen.

Grand Prix von Monaco 2011

Hinter den Spitzenteams hatte sich ein Paket mit fünf Fahrern gebildet, das auf möglichst wenige Stopps baute. Barrichello, Kobayashi, Sutil, Heidfeld und Buemi hatten zwar großen Rückstand, hielten sich aber hartnäckig auf den Positionen vier bis acht.

In der 34. Runde überschlugen sich die Ereignisse. Hamilton war es offenbar leid, Massa im Getriebe zu sitzen und versuchte, den Brasilianer in einer Hauruck-Aktion in der engen Loew's Kurve zu überholen. Beide kollidierten. Massa krachte direkt danach am Ausgang des Tunnels - wohl mit kaputter Aufhängung - in die Leitplanke. Doch auch das Rennen des Ex-Weltmeisters Hamilton war nach der fälligen Durchfahrtstrafe kaputt. Wenige Sekunden später erwischte der Defekt-Teufel Schumacher, dessen Mercedes-GP in der Boxeneinfahrt den Geist aufgab und weggeschoben werden musste.

Die Rennleitung reagierte auf die Vorkommnisse und schickte das Safety-Car auf die Strecke. Nachdem Button und Alonso sich den nächsten Satz Reifen geholt hatten, führte Vettel das Feld auf dem harten Satz Reifen erneut an und behielt auch beim Re-Start die Übersicht.

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Das Spitzentrio mit Vettel, Alonso und Button konnte dem Feld nach der Safety-Car-Phase schnell wieder enteilen. Sutil entwickelte sich dahinter für die Verfolger als "Hindernis-Auto" und hielt Kobayashi und Webber auf. Schnell war der Vorsprung wieder auf eine halbe Minute angewachsen. Das Podium aber entschied der Reifen-Poker. Während Vettel auf einen extrem langen zweiten Stint setzte, konnte Button trotz dreier Reifenwechsel die mit Abstand besten Rundenzeiten fahren. Auch Alonso (zwei Stopps) kam dem Heppenheimer Anfangs des letzten Renndrittels immer näher.

Mit nachlassenden Reifen versuchte Vettel das Unmögliche. Er verteidigte die Führung so lange wie möglich gegen die hinter ihm drückenden Alonso und Button, die auf wesentlich frischeren Pneus unterwegs waren und deshalb über deutlich mehr Traktion und Grip verfügten.

Acht Runden vor dem Ende erreichte die Dramatik des Rennens ihren Höhepunkt. Die drei Kampfhähne an der Spitze liefen auf ein großen Pulk überrundeter Fahrzeuge auf, die aber ihrerseits in Positionskämpfe verwickelt waren. Zu allem Überfluss hatte Sutil an der Spitze des Pulks einen kapitalen Reifenschaden, schlug rechts hinten an den Leitplanken an und schleuderte quer über die Strecke. Dahinter schrotteten in der unübersichtlichen Situation Alguersuari und Petrov ihre Boliden. Auch Hamilton kam nur mit angeschlagenem Heckflügel davon. Die Führenden kamen zum Haaresbreite im Slalom davon. Das Safety-Car musste erneut auf die Strecke, was Vettel in die Hände spielte.

Vier Runden später unterbrach die Rennleitung mit der Roten Flagge das Rennen in der 72. von 78 Runden, denn mittlerweile war ein Krankenwagen wegen des verletzten Petrov auf der Strecke. Nach ersten Informationen war Petrov bei Bewusstsein, wurde vorsorglich aber ins Krankenhaus gebracht. Die dortigen Untersuchungen bestätigten erstmal, dass Petrov glimpflich davongekommen ist .

Die Boliden wurden wieder in der Startaufstellung aufgereiht. Hamiltons Heckflügel wurde eilig wie eifrig repariert.

Nach dem Re-Start hinter dem Safety Car - Vettel zog vor Alonso und Button davon - krachten Hamilton und Maldonado ineinander . Vettel - nun mit neuen Reifen - ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen und baute die Führung in der Gesamtwertung weiter aus.