Formel 1

Verstappen gegen Perez: Die einzige Gefahr für Red Bull

Kommen sich die Teamkollegen in die Quere?

Verstappen gegen Perez: Die einzige Gefahr für Red Bull

Haben sich schonmal besser verstanden: Sergio Perez und Max Verstappen.

Haben sich schonmal besser verstanden: Sergio Perez und Max Verstappen. IMAGO/Motorsport Images

Red Bull fährt in dieser noch jungen Formel-1-Saison in einer eigenen Liga. Die Dominanz von Max Verstappen und Sergio Perez ist erdrückend. Die Konkurrenz versucht erst gar nicht, auf der Strecke gegen die Red Bulls zu kämpfen. "Ich glaube, das ist das schnellste Auto, das ich je gesehen habe", gab Lewis Hamilton nach dem Großen Preis von Saudi-Arabien offen und ehrlich zu. Wohlwissend, dass der Brite jahrelang ähnlich uneinholbar war. "Als wir damals schnell waren, waren wir nie so schnell", sagte der Rekordweltmeister, der mit Mercedes derzeit weit entfernt ist von der Spitze.

Dort machen es sich Verstappen und Perez gemütlich, die beiden Profis müssen sich dafür aber auch nicht wirklich anstrengen. Der Niederländer gewann den Auftakt in Bahrain mit elf Sekunden Vorsprung vor Perez und über 38 Sekunden vor Fernando Alonso. In Jeddah war es dann der Mexikaner, der seine Pole Position souverän nach Hause fuhr und vor Verstappen und Alonso (20 Sekunden Rückstand) ins Ziel kam. Dabei profitierte er freilich davon, dass Verstappen wegen Motorproblemen im Qualifying nur von Platz 15 startete. Nach dem ersten Drittel des Rennens war der Niederländer aber bereits auf Platz 2 vorgeflogen.

Differenzen setzen sich fort

Sportlich läuft es für das Team aus Milton Keynes (England) somit rosig, hinter den Kulissen brodelt es aber ein wenig. Das einst so enge Verhältnis zwischen Verstappen und Perez hat bereits im letzten Jahr stark gelitten, in dieser Saison scheinen sich die Differenzen fortzusetzen.

2021 sorgte Perez im letzten Rennen in Abu Dhabi durch heroisches Verteidigen gegen Hamilton noch dafür, dass Verstappen am Ende die Chance auf den WM-Titel hatte. Der Mexikaner schien der perfekte Teamkollege und Wingman für Verstappen zu sein, dieses Standing will Perez aber loswerden.

Knick in Monaco - Eskalation in Brasilien

An die Öffentlichkeit geriet dies erstmals in der letzten Saison in Brasilien, als Verstappen den Team-Befehl, Perez in der letzten Runde vorbeizulassen, ignorierte. "Ich habe meine Gründe genannt - und ich stehe dazu", meckerte der bereits feststehende Weltmeister damals gegen das eigene Team - und traf bei Perez damit einen wunden Punkt. "Das zeigt, wer er wirklich ist. Nach allem, was ich für ihn getan habe, bin ich natürlich enttäuscht. Ich habe in der Vergangenheit eine Menge für ihn getan, das ist kein Geheimnis", so der Mexikaner.

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Der Grund für Verstappens Eigensinnigkeit soll auf einem absichtlichen Fehler von Perez beruhen. In Monaco drehte sich der Mexikaner in der letzten Runde der Qualifikation und verhinderte dadurch, dass Verstappen von der dort so wichtigen Pole starten konnte. Auffällig wurde dieser Fehler, da Perez in einer Kurve hörbar zu stark und zu früh aufs Gas ging und dadurch das Heck ausbrach.

Kampf um die schnellste Runde

2022 beendete Perez - auch wegen Verstappens Sturheit - nur auf Platz drei in der Fahrerwertung. Selbstverständlich strebt Perez nun nach Höherem. Für den WM-Titel wird es aber freilich nicht reichen, weil Verstappen intern als erster Fahrer gilt und der "RB19" auf den Niederländer abgestimmt ist.

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Sergio Perez fuhr auch Fernando Alonso davon. IMAGO/PanoramiC

Mit der zweiten Geige will sich Perez aber nicht einfach so abfinden, das zeigte sich nun auch in Saudi-Arabien wieder. Perez hatte kurz vor dem Ende die schnellste Runde inne und wäre mit dem Sieg in der Fahrerwertung an Verstappen vorbeigezogen. Dieser fragte beim Team nach und bekam verdonnert, sich an die vorgegebene Rundenzeit zu halten. Gleiches bekam Perez gesagt, doch Verstappen hielt sich - trotz Problemen am Getriebe - nicht an die Vorgabe und holte sich in der letzten Runde den Extra-Punkt aufs eigene Konto.

Kracht es auf der Strecke?

Das sorgte bei Perez für Verwunderung. Nach dem Rennen sprachen die beiden im "Cooldown Room" über die schnellste Runde. Verstappen gab zu, dass er schneller fuhr als vorgegeben war, Perez nahm dies wortlos zur Kenntnis.

Verstappens Vater Jos schien zudem nur wenig angetan vom Sieg des Mexikaners. Als Perez aus seinem Auto stieg und mit dem Team feierte, gratulierte der ehemalige Formel-1-Fahrer - obwohl er in der Jubeltraube direkt vor ihm stand - dem Kollegen seines Sohns zunächst gar nicht und dann nur per kurzem Handschlag. Dieser ging zudem klar von Perez aus.

Das Verhältnis der beiden Piloten ist sichtbar kein gutes mehr. Sollten sie sich im Laufe dieser noch langen Saison in engen Situationen auf der Strecke begegnen, wird wohl keiner mehr zurückziehen. Anders wird Red Bull wohl nicht zu schlagen sein - auch wenn das möglicherweise die Folge hätte, dass Perez nach diesem Jahr - trotz Vertrag bis 2024 - das Team verlassen müsste.

Tim Sohr

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