Nach Spielschluss lief Fürths Torwart Sascha Burchert noch einmal zum Schiedsrichter Markus Schmidt, um sich die Entscheidung in der 36. Spielminute erklären zu lassen. Die Gestik und Mimik des Kleeblatt-Keepers sagte alles: Der Blondschopf fasste sich mit beiden Händen an den Kopf.
Beim 3:2-Heimsieg der SpVgg Greuther Fürth gegen den SV Sandhausen sorgte diese Szene für erhitzte Gemüter: Nach einer Flanke von Dennis Diekmeier köpfte Tim Kister an die Latte. Soweit so gut. Doch dann prallte der aufgerückte Innenverteidiger nicht nur mit Burchert zusammen, sondern schubste diesen klar erkenntlich gegen den Torpfosten. Während der Torwart am Boden liegenblieb, bekam Kister den Ball auch noch an die Hand, spitzelte diesen dann aus dem Gewühl weiter zu Keita-Ruel, der aus fünf Metern zum zwischenzeitlichen 1:1 einschoss. Schiedsrichter Schmidt entschied auf Tor, auch der VAR, der sich die Szene ansah, intervenierte nicht. Eine klare Fehlentscheidung!
Kister: "Für mich ist das kein Foul"
"Ich setzte ihn an die Latte, bin aber auch im Vollsprint. Man sieht, dass ich zurückziehen will vor dem Torwart, der steht halt im Weg, es ist für mich aber kein Foul. Er macht danach noch eine super Aktion, dass er sich da noch rumwälzt. Ich würde nicht sagen, dass es unfair war, aber er hat gemerkt, dass es brenzlig wird und hat versucht, noch etwas herauszuholen", schilderte Kronzeuge Kister die Situation hinterher bei "Sky". "Wenn der Schiri da Foul pfeift, kann man nicht meckern. Wenn er es laufen lässt, kann man auch nicht meckern. Das ist für den Schiedsrichter auch schwer. Für mich war es in Ordnung, dass es weitergelaufen ist."
Mittelbar oder unmittelbar - auch das ist hier die Frage
Die Gegenseite sah das naturgemäß ganz anders. "Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll", polterte Fürths Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi. "Ich weiß nicht, was ihr gesehen habt, aber das ist einmal ein Schubsen. Der Torwart knallt gegen den Pfosten, und dann ist es auch noch ein Handspiel. Ich war ja drin bei Markus Schmidt und habe ja gefragt. Er meinte, es wäre kein foulwürdiges Spiel gewesen und beim Handspiel wäre es nicht unmittelbar gewesen. Aber ich meine, der Spieler, der Hand spielt, legt den Ball quer und der schießt ihn rein. Ich will es einfach nur verstehen. Das ist doch mittelbar?"
Was ist denn das? Ich verstehe das nicht mehr.
Rachid Azzouzi
In der Tat vergingen nur wenige Augenblicke, eher Kister Keita-Ruel in Szene setzte. Auch die neue Handspielregel besagt, dass "umgehend" ein Tor oder eine Torchance folgen muss, damit unabsichtliches Handspiel geahndet wird. "Ich finde, der Spieler, der mit der Hand dran ist, der spielt den Ball quer, es waren ja nicht 20 Sekunden. Ich kann mich an Situationen erinnern, in denen es Abseits war, da waren glaube ich 37 Kontakte danach, der Ball geht rein und die geben Abseits. Was ist denn das? Ich verstehe das nicht mehr", sagte Azzouzi. "Aber egal, wir haben gewonnen."