DFB-Pokal

Union Berlin will Gespräch mit Ultra-Gruppe HammerHearts 2004 führen

Schmähungen gegen Hopp Thema auf der Pokal-Pressekonferenz

Union will "ernstes und deutliches Gespräch" mit Ultra-Gruppe führen

Bei der Pressekonferenz am Montag: Urs Fischer und Christian Arbeit.

Bei der Pressekonferenz am Montag: Urs Fischer und Christian Arbeit. imago images

Zunächst zum Sportlichen: In der Hinrunde war Union in Leverkusen chancenlos, unterlag verdient 0:2. Vor zweieinhalb Wochen zeigte sich die Mannschaft von Trainer Urs Fischer dann im Heimspiel gegen die Werkself über weite Strecken mindestens gleichwertig, verlor am Ende aufgrund naiver Fehler in der wilden Schlussphase 2:3. "Es bedarf einer außergewöhnlichen Leistung, wenn wir eine Runde weiterkommen wollen", sagte Fischer vor dem Wiedersehen im Pokal in Leverkusen (Mittwoch, 18.30 Uhr, LIVE! bei kicker). Außergewöhnlich heißt, "dass du kaum Fehler begehen darfst. Selber musst du dir auch was zutrauen, du musst den Weg nach vorne suchen", erläuterte der 54-Jährige.

Personell kann Union wohl auf den Kader zurückgreifen, der auch am Sonntag beim 2:2 gegen Wolfsburg zur Verfügung gestanden hatte. Da die Mannschaft nach dem Pokalspiel am Rhein nicht nach Berlin zurückkehrt, sondern gleich weiter zum Auswärtsspiel am Samstag in der Liga in Freiburg reist, will Fischer für die beiden Partien 23 Profis in den Kader berufen. Zudem kündigte der Schweizer am Montag an: "Es wird den einen oder anderen Wechsel geben."

Wir werden im direkten Gespräch deutlich machen, was sie hier aufs Spiel setzen, wenn sie sich auf diese Form der Kommunikation begeben.

Christian Arbeit

Am Tag nach den Vorkommnissen während der Ligapartie gegen Wolfsburg ging es auf der Pressekonferenz erneut auch um die Schmähungen gegen Hoffenheims Mehrheitseigner Dietmar Hopp und die Unterbrechung des Spiels gegen die Wölfe. Christian Arbeit, bei den Eisernen als Geschäftsführer Kommunikation sowie als Presse- und Stadionsprecher tätig, kündigte an, dass man das Gespräch mit der Ultra-Gruppe suchen werde, die - wie auch Fan-Gruppen in anderen Stadien - Hopp per Banner unter anderem als "Hurensohn" beleidigt hatte. Man werde "im direkten Gespräch mit dieser Gruppe deutlich machen, was sie hier aufs Spiel setzen, wenn sie sich auf diese Form der Kommunikation begeben", erklärte Arbeit und sagte: "Es wird ein ernstes und ein deutliches Gespräch sein."

Da in diesem Fall bekannt ist, welche Ultra-Gruppierung für die Banner verantwortlich gemacht wird (die "HammerHearts 2004" hatten auf ihrer Homepage eine Stellungnahme dazu abgegeben), es also im Gegensatz zu anderen Vorfällen "keine anonyme Geschichte ist, es gibt eine Fangruppe, die sich als Absender zu erkennen gegeben hat", wie Arbeit sagte, sollte eine Sanktionierung des Verhaltens möglich sein - wenn es denn gewollt und möglicherweise auch rechtlich durchführbar ist. Arbeit stellte aber auch klar, dass in der ganzen Debatte und damit auch bei der Frage einer möglichen Sanktionierung der Union-Ultras "Geschmack nicht das entscheidende Kriterium" sei, sondern "das entscheidende Kriterium die Unantastbarkeit der Würde des Menschen ist. Da müssen wir schauen, dass nicht vor lauter Symbolhandeln und vor lauter Symbolpolitik auf allen Seiten Dinge nur noch außerhalb des ursprünglichen Kontext bewertet werden. Das ist keine leichte Aufgabe."

Kollektivstrafen bei Union offensichtlich ausgeschlossen

Unabhängig vom Kontext der Fanproteste und unabhängig davon, dass es in der Debatte auch um manch nachvollziehbares Anliegen der aktiven Fans geht: Eine öffentliche Beleidung als "Hurensohn" sollte keine Frage des Geschmacks oder ein Stilmittel sein, sondern eine Sanktion nach sich ziehen - insbesondere dann, wenn die Verantwortlichen bekannt sind. Ob es bei Union dazu kommen wird, bleibt jedoch abzuwarten. "Unsere Aufgabe ist es, mit diesen Fanszenen weiter zu arbeiten, zu debattieren in welche Richtung es gehen kann", sagte Arbeit, der die jüngsten Vorkommnisse wie beispielsweise auch Freiburgs Trainer Christian Streich in einen größeren Kontext einbettete und Kollektivstrafen bei Union offensichtlich ausschloss.

"Am Ende bildet der Fußball das ab, was wir überall erleben. Diese Art der Debattenführung gibt es um tausend andere Themen. Die ist genauso unangenehm, genauso kompliziert, genauso schwierig. Der Fußball ist kein Stück besser, aber auch nicht schlechter als andere Felder, auf denen das passiert", sagte Arbeit und betonte: "Es ist eine anstrengende Arbeit, die sicherlich nicht zu lösen ist mit: Alle müssen raus. Dieser altbekannte Reflex ist noch nie unser Ansatz gewesen, und er wird es auch jetzt nicht sein."

Jan Reinold

Von Vestenbergsgreuth bis zu den Kickers: Die größten Pokal-Sensationen