Der eine reagierte mit mehr Verständnis, der andere mit weniger. "Der Ball war schon weg, da kann man auch den Elfmeter geben", gab Wolfsburgs Trainer Mark van Bommel zu und schloss sich damit der Sichtweise der meisten Freiburger an. "Wenn so etwas nie gepfiffen wird, sage ich: okay. Aber ich glaube, mancher Schiedsrichter hätte den auch gepfiffen", sagte Gäste-Kapitän Christian Günter und auch SC-Sportvorstand Jochen Saier fand: "Ich wüsste nicht, was gegen Elfmeter spricht."
Worum es ging: Beim Stand von 0:1 hatte VfL-Torhüter Koen Casteels den Freiburger Lukas Kübler im Strafraum zu Fall gebracht. Beide hatten sich auf den Ball zwischen ihnen zubewegt, der von Renato Steffen aber noch mit der Hacke weggespitzelt wurde - worauf Casteels in Kübler rauschte. Schiedsrichter Tobias Welz reagierte zunächst nicht, wurde dann vom VAR zur Besichtigung der TV-Bilder gebeten und blieb auch danach bei seinem Urteil.
Eine strittige Szene, zwei mögliche Interpretationen
Eine strittige Szene, in der Welz entgegen dem ersten Eindruck aber vertretbar handelte. Generell sind Aktionen abseits von Zweikämpfen nur dann strafbar, wenn eine Absicht vorliegt. Casteels aber wollte, wie Kübler, nur den Ball spielen. Die Frage für die Unparteiischen war also: Nahm Casteels rücksichtslos eine Verletzung Küblers in Kauf, oder räumte er Kübler unabsichtlich ab? Welz entschied sich für letztere Option, denn der Schlussmann machte sich vor der Kollision mit Kübler klein und zog die Beine an.
Die umgekehrte Interpretation der Lage wäre aber ebenso korrekt gewesen. Eine knifflige Situation, weil beide Auslegungen vertretbar und regelkonform sind und weder eine eindeutig korrekte oder falsche Entscheidung vorlag.
