Regionalliga

Udegbe: "Der Mensch kommt viel zu häufig viel zu kurz"

Fußball-Profi arbeitet als Sportpsychologe

Udegbe über den Fußball: "Der Mensch kommt viel zu häufig viel zu kurz"

Torwart und Sportpsychologe: Robin Udegbe.

Torwart und Sportpsychologe: Robin Udegbe. imago images/Michael Ketzer

Über das freiwillige Aus von Max Eberl als Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, Ende Januar emotional auf einer Pressekonferenz kommuniziert, hat Robin Udegbe eine klare Meinung: "Seine Entscheidung war sicherlich keine Übersprungshandlung", sagt er, "sondern eine, die er sich gut überlegt hat. Er wollte raus aus diesem Geschäft, in dem er immer erreichbar sein und immer liefern musste. Es geht in dieser Fußball-Blase um Zahlen, um Leistung. Und weniger um den Menschen."

Mehr und und mehr müssten Spieler und Verantwortliche "in diesem Business wie eine Maschine funktionieren" - und mit harscher Kritik klarkommen: "Die Sozialen Medien, wo unwahrscheinlich viel Negativität aufkommt, tun ihr Übriges." Da werde Eberl gewiss nicht der letzte gewesen sein, "der sich dem im Fußball nicht länger aussetzen will", glaubt Udegbe, der unter anderem in Venlo, beim KFC Uerdingen und bei Rot-Weiß Oberhausen unter Vertrag stand - und bilanziert: "Der Mensch kommt viel zu häufig viel zu kurz."

Die Anstellung eines Sportpsychologen könnte in jedem Fall helfen, glaubt Udegbe. Das dies nach wie vor kein Standard ist, findet er "recht ernüchternd. Innerhalb der Klubs sollte eigentlich ein Sportpsychologe vorhanden sein, der die tägliche Arbeit im Blick hat. Darüber hinaus sollten die Sportler aber auch Kontakt zu externen Stellen im Blick haben. In meiner Arbeit mit Sportlern habe ich häufig gemerkt: Viele möchten sich Hilfe eher außerhalb ihres Klubs suchen. Auch aus Sorge, der Sportpsychologe, der im Verein angestellt ist, könnte private Informationen eventuell weitergeben - an den Sportdirektor zum Beispiel."

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USA als Vorbild?

Die USA sei im Bereich der Sportpsychologie aktuell deutlich besser aufgestellt und den deutschen Klubs nach wie vor "bestimmt 5 bis 10 Jahre voraus. Jedes Team wird sportpsychologisch betreut, es gibt viele Mentaltrainer - davon können wir lernen. In Deutschland wird sich das in den nächsten Jahren entwickeln." Davon ist Udegbe fest überzeugt. "Aber klar ist: Aktuell gibt es noch viel Nachholbedarf." Wenngleich in Nachwuchsleistungszentren die Anstellung eines Sportpsychologen mittlerweile Pflicht ist. Und der Kenntnisstand über psychische Erkrankungen im Speziellen sowie die psychische Gesundheit im Allgemeinen seit Jahren wächst.

Das merkt auch Udegbe - sowohl außerhalb und innerhalb der Fußball-Branche. Immer mehr Sportler, so beobachtet er, suchten inzwischen den Kontakt zu Fachkräften. Die einen, um sich sportlich zu verbessern und ihre Leistung zu optimieren. Die anderen, um Probleme anzusprechen und zu lösen. Anders noch, als es zum Beispiel in der Generation der Stefan Effenbergs gehandhabt wurde.

"Das Thema wird heute längst nicht mehr so tabuisiert", sagt Udegbe. "Immer mehr Sportler nehmen die Möglichkeit wahr. Und apropos Stefan Effenberg: In Uerdingen war er mein Manager, da habe ich mich lang und breit mit ihm über das Thema unterhalten. Er zeigte sich da sehr überzeugt, dass die Sportpsychologie wichtig ist und helfen kann. Selbst in dieser Generation, die dazu früher vielleicht noch anders positioniert war, verändert sich also etwas. Und das ist bei all den Einschränkungen mit Sicherheit ein gutes Zeichen."

Das gesamte Interview mit Robin Udegbe lesen Sie in der Printausgabe des kicker am Donnerstag oder bundesweit im eMagazine. Udegbe erzählt über die Arbeit mit seinen Klienten - und zeigt Lösungen auf, wie Sportler und Verantwortliche mit Problemen umgehen können.

Leon Elspaß

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