Vier Spiele, vier Siege, dazu ein Torverhältnis von 14:0. Durch die Ergebnisse vor der jüngsten Länderspielpause hat die Türkei den Aufstieg in Liga B in der Nations League souverän gemeistert. Die Partien gegen Luxemburg und die Färöer hatten daher nur noch einen Testspiel-Charakter, flogen Trainer Kuntz am Ende aber dennoch um die Ohren.
Beim 3:3 gegen Luxemburg lag die Türkei dreimal in Rückstand, glich jedoch dreimal aus und verhinderte dadurch eine Blamage. Diese folgte jedoch drei Tage später auf den Färöer Inseln, wo man nach einem schwachen Auftritt mit 1:2 verlor.
Die Kritik an Kuntz, die trotz der zuvor guten Ergebnisse schon länger herrscht, wurde nun noch lauter - und der 59-Jährige musste sich auf der Pressekonferenz erklären. Aus den beiden schwachen Leistungen machte Kuntz keinen Hehl, "wir sind gegen Luxemburg und auf den Färöern weniger gelaufen als der Gegner, wir haben in beiden Spielen weniger Zweikämpfe gewonnen. Das sind die Grundelemente des Fußballs."
Verletzte Leistungsträger nicht zu ersetzen
Für die Unruhe, die schon vor den Partien an die türkische Mannschaft herangetragen wurde, hatte Kuntz jedoch wenig Verständnis. "Wir hatten vier Siege, ich verstehe nicht, was unbefriedigend war. Unser erstes Ziel war es, die Chancen auf die WM-Play-offs zu erhöhen, das haben wir getan. Der zweite Punkt war der Aufstieg in die Liga B. Trotz der negativen Ergebnisse in den letzten beiden Spielen haben wir dieses Ziel erreicht."
In beiden Partien trat die Türkei jedoch mit einem ersatzgeschwächten Kader auf, Leistungsträger wie Hakan Calhanoglu, Merih Demiral oder Dortmunds Salih Özcan wurden geschont oder laborieren an Verletzungen. Fallen Spieler dieses Kalibers aus, sei laut Kuntz die Breite des türkischen Kaders nicht in der Lage, diese Lücken zu füllen. "Das ist keine Entschuldigung, das ist meine Erklärung", so Kuntz, der nachlegte. "Das ist die Realität. Das ist die Realität der türkischen Nationalmannschaft. Das ist die qualitative Situation."
Der langjährige Trainer der deutschen U-21-Nationalmannschaft wünsche sich daher mehr Verständnis, zumal der Prozess, den er nach seiner Amtsübernahme vor fast exakt einem Jahr, "nicht sofort passieren wird." Trotz des Gegenwinds verschwendet Kuntz daher "nicht mal einen Prozent meiner Gedanken daran, zurückzutreten."
Wiedergutmachung betreiben will die türkische Nationalmannschaft Mitte November, wenn kurz vor der WM in Katar zwei Testspiele gegen Schottland und Tschechien anstehen.