Es sind spannende Wochen für den FC Bayern. Auch aufgrund der Kaderzusammenstellung. Klar, der deutsche Rekordmeister ist qualitativ, auf dem Papier, super besetzt - fraglich ist die Breite. Doch auch in diesem Punkt greift niemand beim FC Bayern, auch Trainer Thomas Tuchel nicht, zu Ausreden. An der Situation kann sowieso niemand etwas ändern. Daher heißt es, wie es CEO Jan-Christian Dreesen richtig gesagt hat, flexibel zu sein. Dem Chefcoach bleibt ohnehin nichts anderes übrig. Und seine Ideen greifen.
Die Abwehr? Völlig ausgedünnt, im Pokalspiel in Münster (0:4) - wenngleich gerade noch so verkraftbar - nicht vorhanden. Der Sturm? Zumindest in Münster im Energiesparmodus. Mit Mathys Tel hat Trainer Tuchel ein Megatalent, für den er das richtige Fingerspitzengefühl hat, um ihn Stück für Stück weiterzuentwickeln. In zwei, drei Jahren, so die Hoffnungen und Mutmaßungen an der Säbener Straße, soll der junge Franzose nach kicker-Informationen dann Harry Kane beerben. Das Zeug dazu hat Tel, da sind die Verantwortlichen überzeugt.
Erfolgreiche Experimente
Darüber hinaus hat Coach Tuchel Leon Goretzka als Innenverteidiger aufgeboten, der es gut gemacht hat - oder zuvor schon Matthijs de Ligt als defensiven Sechser. Das sind einerseits Experimente, andererseits Nachweise dafür, dass der FCB-Trainer und seine Spieler bereit sind, in der Not ungewohnte Wege zu gehen. "Die Spieler, die auf ungewohnten Positionen gespielt haben, haben es sehr gut gemacht und positiv angenommen", lobt Tuchel.
Es sei "eine spezielle Aufstellung" gewesen, sagt Sportdirektor Christoph Freund mit Blick aufs Münster-Spiel, "aber die Jungs haben es sehr gut gemacht, ein sehr seriöser Auftritt. Spielfreude war da, unter diesen Umständen ein sehr guter Auftritt von uns." Es ist also in gewisser Weise sowohl die Gunst als auch die Kunst der Flexibilität, die Tuchel und seine Mannschaft unter Beweis stellen. "Ich bin mit der Einstellung, der Art und Weise und dem Ergebnis sehr zufrieden", freute sich der Chefcoach nach dem Pokalspiel: "Wir haben die Aufgabe so angenommen, wie man das machen muss und selber erwartet haben."
Turnaround in Leipzig ist das Ziel
Die Rotation gegen Bochum hat gefruchtet, die Experimente in Münster sind ebenfalls mehr als gut gegangen. "Uli Hoeneß ist sehr happy, wie die Mannschaft gerade auftritt", verrät der neue Sportchef. Jetzt aber, und das wissen sie in München auch, geht es nach Leipzig zum Spitzenspiel. Nach zuletzt drei nicht gewonnenen Partien gegen RB soll der Turnaround her. Allein, um nicht alte Sorgenfalten wieder glätten zu müssen - und natürlich auch deshalb, um den positiven Trend, die positive Stimmung beizubehalten. Denn aktuell, so scheint es, befindet sich der FC Bayern auf dem Weg der Besserung. Und könnte aus dieser Phase womöglich viele Erkenntnisse für den weiteren Verlauf dieser Saison ziehen.