Bundesliga

Top Eigengewächsquote: Freiburgs starke Wurzeln

34,2 Prozent Pflichtspielminuten von früheren SC-Nachwuchs-Spielern

Top Eigengewächsquote: Freiburgs starke Wurzeln

Freiburger Urgestein: Christian Günter.

Freiburger Urgestein: Christian Günter. IMAGO/Sportfoto Rudel

Rein auf die Wettbewerbsbedeutung bezogen war diese Partie die unwichtigste der bisher so herausragenden Freiburger Saison. Als feststehender Gruppensieger und damit gesetzter Achtelfinalist trat der Sport-Club am 3. November in der Europa League in Baku gegen Qarabag Agdam an. Eine auf zehn Positionen veränderte B-Elf erreichte auch mit viel Glück ein 1:1. Damit unterband sie Diskussionen um mögliche Wettbewerbsverzerrung, weil der FC Nantes mit seinem Sieg im Fernduell mit Qarabag um das Überwintern in diesem Wettbewerb noch vorbeiziehen konnte.

Aber nicht deshalb, sondern aus einem anderen Grund war es für SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach sogar das speziellste Spiel seit Sommer. Acht früheren Freiburger Fußballschülern hatte Christian Streich ein Startelfmandat erteilt - eine beeindruckende Anzahl. Angeführt wurde dieses besondere Ensemble von Kapitän und Urgestein Christian Günter (29), der seit 2007 das SC-Trikot trägt und mangels Alternative hinten links als einzige Stammkraft zunächst keine Pause erhielt.

Dazu gesellten sich fünf junge Talente, die mindestens zwölf Monate vor dem 18. Geburtstag für den SC aktiv waren, wobei die meisten diese statistische Anforderung deutlich übertreffen. Die U-21-Nationalspieler Yannik Keitel (22), Noah Weißhaupt (21) und Noah Atubolu (20) sowie U-20-Nationalspieler Robert Wagner (19) sind in und um Freiburg sowie viele Jahre im SC-Trikot aufgewachsen. Der zu Saisonbeginn verletzte U-21-Nationalspieler Kevin Schade (20) wechselte als 16-Jähriger von Energie Cottbus in die Fußballschule im Breisgau.

Die Rotation hatten sich die Jungs einfach verdient

Klemens Hartenbach

Auch das in Baku aufgebotene Innenverteidiger-Duo Keven Schlotterbeck (25) und Kiliann Sildillia (20) war vor den ersten Profieinsätzen zunächst im Freiburger Unterbau aktiv. Im Alter von 20 Jahren respektive 18 verstärkten sie die damals noch in der Regionalliga aktive U 23, die aktuell ähnlich verblüfft wie die Profis. Mit den regelmäßig eingesetzten Atubolu und Wagner sowie weiteren Perspektivspielern mischt sie die 3. Liga auf.

Pflichtspielminuten 2022/23 von Freiburger Profis, die vor ihrem 18. Geburtstag mindestens zwölf Monate für den SC gespielt haben

"Die Rotation auf zehn Positionen wurde nicht als Geste des Trainerteams von den Jungs aufgefasst, sondern sie hatten es sich einfach verdient", betont Hartenbach mit Blick auf das Qarabag-Spiel, dass die Freiburger Eigengewächse anders als bei manchem Konkurrenten keine Kader-Papiertiger, sondern echte Alternativen sind.

"Das Spiel hätte zwar auch in die Hose gehen können, weil die Abläufe in dieser noch nie so zusammengestellten Elf gar nicht da sein konnten. Unterm Strich konnten unsere Jungs in einer Partie, wo es für den Gegner um alles ging, aber standhalten. Das war eine wahnsinnig tolle Erfahrung für den Verein und die Jungs", so der Sportchef.

Dabei durfte sich das andere Urgestein Nicolas Höfler (32) in Aserbaidschan auf der Bank ausruhen, während der heimgekehrte Matthias Ginter (28) erst als Joker verteidigte. Inklusive Günter sorgen diese erfahrenen Leistungsträger und früheren Fußballschüler zwar maßgeblich für die ligaweit mit Abstand höchste Eigengewächs-Einsatzquote in Pflichtspielen von 34,2 Prozent, allerdings bekamen während des derzeitigen Höhenflugs auch die Youngster ihre Chancen - und das nicht nur in Baku.

"Das sind wir", unterstreicht Hartenbach die starken Wurzeln, "diese Identität, eigene Talente aus- und andere junge Spieler weiterzubilden, ist das Wichtigste." Und absolut vorbildhaft.

Carsten Schröter-Lorenz

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