Mitte November absolvierte Marcus Thuram seine ersten drei Länderspiele für Frankreich, und nicht nur wegen seiner beiden Assists beim 4:2 gegen Schweden sind die Chancen sehr groß, dass ihn Weltmeistertrainer Didier Deschamps erneut berufen wird. "Es war eine große Ehre, Teil dieses Teams sein zu dürfen", betont der 23-jährige Offensivspieler. "Und klar, ich will jetzt so lange wie möglich dabeibleiben. Ich weiß, dass viel Arbeit im Training und gute Leistungen im Verein notwendig sind, damit ich wieder eingeladen werde. Ich denke, dass ich mich als neuer Spieler insgesamt gut in die Gruppe eingefügt habe. Es war sehr schön, alles kennenlernen zu dürfen."
"In Frankreich haben wir sehr viele Spieler mit einer außergewöhnlichen Qualität"
Wie groß er die Chancen einschätzt, für den aktuellen Weltmeister im kommenden Jahr die EM spielen zu dürfen, vermag der Gladbacher jedoch nicht zu sagen. "Bis zum Sommer vergeht noch viel Zeit. Weitere Nominierungen werden letztendlich davon abhängen, wie ich mich mit der Borussia in den nächsten Monaten präsentiere und wie meine eigenen Leistungen ausfallen", sagt Thuram, der um die große Konkurrenz in der Offensive weiß. Mit Antoine Griezmann (FC Barcelona), Kylian Mbappé (Paris St.Germain), Oliver Giroud (FC Chelsea) scheinen aktuell drei große Namen gesetzt, hochkarätige Alternativen wie Kingsley Coman vom FC Bayern, Anthony Martial von Manchester United und Wissam Ben Yedder, der kleine, schlaue Torjäger der AS Monaco, scharren mit den Hufen. "In Frankreich haben wir sehr viele Spieler mit einer außergewöhnlichen Qualität", sagt Thuram. "Das ist gut für die Nationalmannschaft."
Zusammenhalt im Team als wichtiger Faktor
Um sich nachhaltig für die EM im kommenden Jahr zu empfehlen, bietet ihm die Champions League eine wunderbare Bühne. Aktuell ganz besonders, denn die Borussia hat mit ihren furiosen Auftritten in ganz Europa aufhorchen lassen und steht trotz Gegnern wie Real Madrid und Inter Mailand unmittelbar vor dem Einzug ins Achtelfinale. "Für mich ist unser Auftreten keine Überraschung. Ich sehe die Qualität jeden Tag im Training", unterstreicht Thuram. "Wir gehen mit der richtigen Einstellung und extrem viel Energie in die Spiele, jedes Mal. Das führt dann zu solchen Leistungen. Auch unser besonderer Zusammenhalt im Team ist ein wichtiger Faktor. Wie sich die ganze Mannschaft für Breel Embolo gefreut hat, als er gegen Donezk vergangene Woche sein erstes Tor erzielt hat - das ist Teamgeist."
Thuram: "Ich habe auch mit keinem anderen Klub gesprochen"
Dass sich Thuram mit seinen Leistungen in den Fokus anderer Klubs gespielt hat, ist ein offenes Geheimnis. Italien, England, Spanien - von überall sollen die Interessenten kommen. "Ich konzentriere mich momentan voll, zu 100 Prozent, auf Borussia und bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich habe auch mit keinem anderen Klub gesprochen", versichert Thuram. "Die Borussia hat mir viele Karriereschritte ermöglicht, ich spiele Champions League und habe den Sprung in die Nationalmannschaft geschafft. Und ich bin in Gladbach nicht nur als Spieler, sondern auch als Mensch gewachsen, habe mich weiterentwickelt. Borussia war die beste Wahl für meine Karriere."
Neben vielen sportlichen Themen beweist Marcus Thuram im großen Interview ("Es ist viel wichtiger, ein guter Mensch zu sein als ein guter Fußballer"), was er für ein reflektierter Profi ist. Er spricht über Werte, Rassismus, die Situation von African Americans in den USA und Egoismus. Eine Kolumne des aktuellen französischen Nationaltrainers Didier Deschamps über Thuram, die kicker-Einschätzung seiner Perspektiven für die EM 2021 in diesem exquisiten Kader der Franzosen und ein Beitrag von Welt- und Europameister Robert Pires zur Vater-Sohn-Problematik runden das Titelthema der Montagausgabe ab.