Thioune sieht die Probleme seiner Mannschaft nicht in fehlenden fußballerischen Fähigkeiten oder charakterlichen Eigenschaften, sondern im Kopf begründet, und: Die Zeit, in denen die Dinge schöner geredet werden als sie sind, ist unwiderruflich vorbei.
Thioune: "Uns hat oft die Resistenz gefehlt"
"Die beiden Auftritte in Sandhausen und Regensburg waren in der Gesamtheit nicht gut", sagt der Coach, "die Situation und die Rückrunde ist in ihrem Verlauf für uns völlig unbefriedigend, wir sind von den Punkten her deutlich unter dem geblieben, was wir erwartet haben. Gerade in den Spielen, die Unentschieden geendet haben, hat uns oft die Resistenz gefehlt." Warum dies so ist, wird intensiv aufgearbeitet, vor allem aber soll der Blick in den noch ausstehenden vier Wochen ausschließlich nach vorn gehen.
Thioune: "Wir müssen wieder Freude und Gier entwickeln"
Und darauf, wer in dieser Drucksituation wirklich helfen kann. Dass dies nicht auf alle Profis im Kader zutrifft, haben sowohl die beiden Vorjahre als auch die zurückliegenden Wochen gezeigt und der 46-Jährige weiß: "Wir müssen frei sein in der Birne, wir müssen wieder Freude und Gier entwickeln, Spiele zu gewinnen." Und die Angst vorm erneuten Scheitern ausblenden. "Die Aufgabe in Hamburg ist groß für alle Beteiligten, für Trainer und Spieler", erklärt der Coach, "aber das weiß man an dem Tag, an dem man beim HSV sein Arbeitspapier unterschreibt."
Er selbst versichert, den Druck schultern zu können. "Ich kann sehr viel aushalten, habe einen großen Rucksack. Da passen viele Sorgen rein. Ich bin ein Typ, der seinen Spielern Vertrauen gibt und nicht draufhaut." Wer das Vertrauen erhalten wird und in der Lage erscheint, der mentalen Anspannung standhalten zu können, hat sich in Regensburg angedeutet: Sven Ulreich und Toni Leistner waren von Beginn an da, Klaus Gjasula und Aaron Hunt nach der Pause. Leistner, Hunt, Simon Terodde und Tim Leibold gehörten auch zu denen, die in der Kabine nach den erschreckenden ersten 45 Minuten lautstark das Wort ergriffen haben. "Das war unser tiefster Tiefpunkt, an dem sich ein paar Jungs zu Wort gemeldet haben", sagt Thioune durchaus zufrieden. Weil er es als Zeichen wertet, dass die Mannschaft lebt. Überhöhen freilich will er den verbesserten Auftritt danach nicht. "Das abgegebene Bild danach entspricht auch nicht 100 Prozent."
Die aber werden nötig sein. Noch mindestens vier Mal. Ein fünftes und sechstes Spiel, sprich die Relegation, wäre nach der schlechten Rückrunde ein Geschenk und keine Strafrunde. Thioune weiß: "Wir sind jetzt auf die Ergebnisse der anderen angewiesen, sollten aber vielleicht nicht mehr so viel über Ziele reden, sondern uns frei machen, deutlich mehr Energie auf den Platz bringen als es in den letzten Wochen der Fall war."
Thioune: "Ich kapituliere nicht"
Das Vertrauen in seinen Kader und in die eigenen Fähigkeiten trägt er weiterhin nach außen. "Ich kapituliere nicht, weil das Vertrauen in meine Mannschaft ungebrochen ist." Doch auch ihm ist klar: Weitere Vertrauensbrüche lässt die Tabellensituation nicht zu.