Nach einem Sieg gibt's direkt an der Seitenlinie mal eine Umarmung, mal Küsschen links-rechts, mal ein kräftiges High-Five, mal die geballte Siegerfaust. Kathleen Krüger, Teammanagerin beim FC Bayern, fiebert nicht nur genauso mit wie der Rest der Mannschaft mit, sie legt zudem sämtliche Grundsteine für den Erfolg schon weit im Voraus. Ihre Arbeit ist Teil des großen Ganzen, geht aber häufig unter, weil sie im Hintergrund geschieht.
Dort hält sich die 34-Jährige gewöhnlich auch selbst auf, die allgemeine Aufmerksamkeit sucht sie nicht. Gesehen haben dürften sie die regelmäßigen Zuschauer von Bayern-Spielen allerdings schon des Öfteren. Bei Auswechslungen streckt sie die Tafel mit den Rückennummern in die Höhe, klatscht mit den Profis ab, steht via Headset mit dem Physio- und Ärzteteam in Kontakt. Doch das sind die kleinsten Kleinigkeiten ihres Jobs.
"Nur ein nettes Taschengeld": Ihre Karriere als Fußballerin beendete sie mit 24
Ansonsten organisiert sie - alles um das Team herum. Wenn die Münchner Profis irgendwelche Wünsche haben, hilft sie sofort weiter. "Ich bin um 9 Uhr vor dem Training im Büro, um präsent zu sein", sagte sie jüngst im Vereinspodcast: "Ab 14 Uhr sind die Jungs weg." Erst dann könne sie sich um ihre Haupttätigkeit kümmern. Doch was genau gehört noch zu ihren Aufgaben? Und wie kam sie zu diesem Beruf?
Begonnen hat Krüger ihre Karriere beim FC Bayern einst als Fußballerin, erst in der Regional-, später in der Bundesliga, in der sie 2004 debütierte, insgesamt 33 Partien absolvierte und 2009 mit 24 Jahren ihre Laufbahn beendete. "Damals gab es für den Aufwand nur ein nettes Taschengeld", erzählt sie.
Unter Nerlinger ging's los - Sammer beförderte sie
Das Frauenteam unterstützte die einstige Mittelfeldakteurin allerdings weiterhin. Und eines Tages kam "der Herr Hoeneß" auf sie zu und habe sie "einfach angesprochen, ob ich mir die Stelle bei Christian Nerlinger vorstellen könnte". Der damalige Sportdirektor sollte eine zusätzliche Arbeitskraft an seine Seite bekommen, die ihm beim Organisieren helfe. "Ich habe dann einen dreimonatigen Bewerbungsprozess durchlaufen", erzählt Krüger. Sie erhielt letztlich den Zuschlag.
Drei Jahre lang arbeitete sie mit Nerlinger. Als 2012 Matthias Sammer als Sportvorstand zum Rekordmeister kam, wurde die einzige Frau rund um die Münchner Mannschaft befördert: Teammanagerin, so lautet seither die offizielle Berufsbezeichnung. Mit Jupp Heynckes und Pep Guardiola - nach dem beruflichen Aufstieg die ersten beiden Trainer an ihrer Seite - hat sie sich bestens verstanden, der Kontakt zum Spanier ist bis heute nicht abgerissen. Schon damals hielt sie den Coaches und Spielern den Rücken frei.
Das ist der Deal, den ich eingegangen bin. Aber ich würde mich nie beschweren.
Kathleen Krüger
Krüger plant die Trainingslager und Champions-League-Reisen, macht sich jeweils vor Ort ein Bild und sucht die Hotels aus, die dann "detaillierte Informationsblätter mit unseren Anforderungen erhalten", wie sie sagt. Anschließend klärt sie alles Weitere mit der Marketing-Abteilung, dem Reisebüro, den Medien oder den Köchen ab.
Auch auf individuelle Spielerwünsche geht Krüger ein. Wie oft so was vorkommt? "Minütlich", sagt sie grinsend. So ist das in diesem Beruf. "Das ist der Deal, den ich eingegangen bin", betont Krüger: "Aber ich würde mich nie beschweren, dafür mache ich meinen Job einfach viel zu gerne." Rund um die Uhr, 24 Stunden, sieben Tage die Woche.
(In einer Serie porträtieren wir besondere Spezialisten im Hintergrund der deutschen Profiklubs - vom Teambetreuer bis zur Yogatrainerin, vom Zeugwart bis zum Busfahrer)
