DFB-Pokal

Mainz 05: Svensson zwischen Einsicht und Unverständnis

Die Lösung kann nur im eigenen Verhalten liegen

Svensson zwischen Einsicht und Unverständnis

Der Mainzer Coach Bo Svensson sieht Rot.

Der Mainzer Coach Bo Svensson sieht Rot. IMAGO/MIS

Dass er unter besonderer Beobachtung der Unparteiischen steht, war für Bo Svensson am Mittwochabend nicht nur ein subjektives Gefühl. Der Vierte Offizielle Martin Petersen suchte an der Seitenlinie auffallend oft die Nähe des Mainzer Chefcoaches, der erst eine Woche zuvor im Spiel gegen Dortmund (1:2) die elfte Gelbe Karte seiner Karriere als Bundesligatrainer gesehen hatte. Ein einsamer Rekord, obwohl Svensson gerade mal zwei Jahre im Amt ist. Eingeführt wurden die Verwarnungen für Trainer zur Saison 2019/20. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Nach den sieben Gelben Karten in der vergangenen Saison hatte Svensson erfolgreich an seinem Verhalten gearbeitet, vor allem seine von den Referees besonders häufig als aggressiv empfundene Gestik reduziert. Während der laufenden Spielzeit trat der Däne kaum noch negativ in Erscheinung - bis jetzt.

Wenn die Schiedsrichter diese Linie durchziehen, müssen andere auch verwarnt werden.

Bo Svensson

"Seid ihr blind?", hielt der Mainzer Fußballlehrer nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung Petersen entgegen und räumte das anschließend auch unverblümt ein. "Das hätte ich nicht sagen sollen, und dafür habe ich mich bei Deniz Aytekin auch entschuldigt." Soweit die Selbstkritik, die aber von Unverständnis begleitet wird: Für rotwürdig hält der 43-Jährige seine Formulierung auch im Nachhinein nicht. Er habe "keine Schimpfwörter benutzt". Und: "Wenn die Schiedsrichter diese Linie durchziehen, müssen andere auch verwarnt werden." Legen die Unparteiischen an Svensson also einen besonderen Maßstab an? Ja, glaubt der Betroffene selbst - ohne sich als verfolgte Unschuld zu stilisieren: "Dafür bin ich selbst verantwortlich, ich habe genug dazu beigetragen." Objektiv lässt sich die Ansicht teilen: Kollegen wie Julian Nagelsmann, der am Mittwoch ebenfalls mal meckernd den Assistenten verfolgte, werden in der Regel weniger beachtet als Svensson.

"Ich habe lieber so einen Trainer als einen, der nur ruhig an der Linie steht"

Die Lösung kann gleichwohl nur in seinem eigenen Verhalten liegen. "Bo muss weiter daran arbeiten, seine Emotionen noch besser in den Griff zu bekommen", rät daher Sportdirektor Martin Schmidt. "Das gehört zu einer Entwicklung dazu. Manche Trainer müssen emotionaler werden, andere etwas zurückstecken." Svensson gehört zweifelsfrei zur zweiten Kategorie. Komplett verändern möge sich der Coach allerdings nicht, fordert derweil Mittelfeld-Abräumer Dominik Kohr: "Seine Art kommt in der Mannschaft sicher nicht schlecht an. Gelbe Karten gehören teilweise dazu. Ich habe lieber so einen Trainer als einen, der nur ruhig an der Seitenlinie steht."

Die entscheidende Frage bleibt wohl, wann und wie Svensson seine Emotionen auslebt bzw. kanalisiert. Beim Stand von 0:3 den eigenen Frust über Spiel und Ergebnis am ordentlich pfeifenden Schiedsrichter auszulassen, ist in jedem Fall unprofessionell. Egal ob der Referee im Gegenzug Karten verteilt oder nicht.

Thiemo Müller