Der VfB Stuttgart hat derzeit einen Lauf. Mit Ausnahme des 1:5 in Leipzig gewannen die Schwaben alle anderen vier Bundesliga-Spiele und sind deshalb zumindest einmal bis zu den Samstagsspielen Tabellenführer. Gegen Darmstadt war es aber ein "anspruchsvolles Spiel" wie Trainer Sebastian Hoeneß nach dem 3:1 bei DAZN sagte. "Die Darmstädter haben es gut gemacht, das war zu erwarten", analysierte der Coach weiter. Etwas glücklich waren die Lilien sogar in Führung gegangen, weil Dan-Axel Zagadou ein Eigentor unterlaufen war. "Wir haben nach dem 0:1 eine gute Reaktion gezeigt, sind beim Plan geblieben, ruhig geblieben, haben eine richtige Effizienz an den Tag gelegt und das Spiel gedreht."
"Dann musst du leiden"
Gerade diese Reaktion freute Hoeneß, weil sie "Reife zeigt, mit dieser Situation (dem Rückstand, Anm. d. Red.) umzugehen". Im zweiten Durchgang hätte man das Spiel "ein für alle Mal beenden müssen", aber der VfB ging zu verschwenderisch mit seinen Möglichkeiten um. "Dann musst du leiden", so Hoeneß. "Dazu waren wir bereit und deswegen haben wir es am Ende auch verdient gewonnen." Der 41-Jährige hofft, dass dieser Reifeprozess sich weiter fortsetzt. "Für heute war es überragend", lobte er sein Team.
In der Tat war bei den Stuttgartern überhaupt kein Bruch im Spiel nach dem Rückstand zu sehen - das sei allerdings auch Vorgabe, verriet Chris Führich. "Dass wir einen kühlen Kopf bewahren, egal, wie der Spielverlauf ist. Auch wenn es mal gegen uns läuft, dass wir da klar bleiben und das haben wir auch gemacht."
Ja, das haben sie - und ein Mann hatte daran auch wieder einen sehr großen Anteil. Serhou Guirassy bereitete den Ausgleich durch Enzo Millot mustergültig vor, ehe er vor der Pause mit einem satten Schuss die Partie drehte sowie in der Nachspielzeit mit einem sehenswerten Lupfer das Spiel endgültig entschied und das "Leiden" beendete. Dass er beim Doppelpass zu Führichs vermeintlichen 3:1 im Abseits stand (der VAR kassierte den Treffer ein), geschenkt, der Angreifer machte abermals eine ganz starke Partie - und das nicht nur wegen seiner zwei Tore und der einen Vorlage.
Guirassy macht neben Toren auch noch andere wichtige Dinge
"Wir haben heute wieder die komplette Palette Serhou Guirassy gesehen. Und zu der gehört auch zu merken, wann es wichtig ist zu laufen und gegen den Ball marschieren", lobte Hoeneß seinen unaufhaltbar erscheinenden Stürmer. "Deswegen gebührt ihm auch heute wieder viel Fokus, trotzdem möchte ich auch den Fokus auf die anderen lenken. Weil es ein Spiel war, in dem wir leiden mussten und da waren sehr viele Spieler bereit, richtig zu leiden."
Und Guirassy selbst? Der zeigte sich rational: "Wir haben gewonnen, das war das Wichtigste." Der 27-Jährige gebe sein "Maximum" und wolle dem Team helfen - und das hilft ihm, wie er betonte. "Ich bin jetzt ein Jahr hier und ich kenne meine Mitspieler nun perfekt. Sie wissen wie ich spiele, sie geben mir gute Vorlagen, Danke an sie."
Auch die Mitspieler sind natürlich froh, dass sie einen Stürmer in den Reihen haben, der in den ersten fünf Saisonspielen bereits zehnmal getroffen hat. "Er ist in Topform, er ist überragend, von Woche zu Woche macht er einfach weiter. Wir sind froh, der Verein ist froh, dass wir ihn dieses Jahr haben", sagte Führich.
Die Topform des Angreifers ist tatsächlich einmalig: In 60 Jahren Bundesliga gelangen erst einem Spieler zehn Tore in den ersten fünf Spielen. Und zwar Robert Lewandowski in der Saison 2020/21, in der der Pole mit 41 Treffern den Torrekord von Gerd Müller knackte.