Bundesliga

Streichs Botschaft an Grifo: "Ein super Fußballer, aber … "

Nach dem 1:1 in Mainz macht der Coach erneut die Prioritäten klar

Streichs Botschaft an Grifo: "Ein super Fußballer, aber … "

Freiburgs Coach Christian Streich mit Topscorer Vincenzo Grifo

Freiburgs Coach Christian Streich mit Topscorer Vincenzo Grifo IMAGO/Uwe Kraft

Den Begriff "Champions League" nahm am Sonntagabend kein Freiburger Profi in den Mund. Den aktuellen vierten Platz als "Momentaufnahme" bezeichnen wollte indes erst Recht niemand. "Wenn man neun Spieltage vor Schluss dort oben dabei ist, will man da auch bleiben", äußerten etwa die Nationalspieler Matthias Ginter und Christian Günter praktisch unisono. Das Selbstverständnis, zu den Top 6 zu gehören, ist längst voll ausgeprägt im Breisgau - völlig zu Recht nach Rang 6 in der vergangenen Saison, dem jüngsten Abschneiden in der Europa League und aktuell satten acht Zählern Vorsprung auf den Siebten Wolfsburg.

Ich hoffe, die Jungs wissen, was es bedeutet. Ich messe sie an ihren Aussagen.

Christian Streich

"Die Jungs sind jung und hungrig", kommentiert Trainer Christian Streich die Ambitionen seines Teams, "die sollen sagen, was sie denken. Aber sie sollten es sich natürlich überlegen, es sollte nichts Dummes sein. Ich hoffe, die Jungs wissen, was es bedeutet. Ich messe sie dann auch an ihren Aussagen." Aktuell braucht sich der Fußballlehrer um ein etwaiges Missverhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit jedoch offenkundig keine Sorgen zu machen. Vor dem Endspurt wirkt sein Ensemble stabil, in jeder Beziehung. Wie Günter und Co. das 1:1 in Mainz unmittelbar nach Abpfiff einordneten, passt da ins Bild: Trotz des späten Gegentreffers am Ende der Nachspielzeit herrschte keine Spur von Frust und kein Gerede von einem etwaigen Rückschlag: "Ein typisches Unentschieden-Spiel gegen eine starke Mannschaft", hatte etwa Ginter erlebt, "es ist okay, hier nicht zu verlieren." Realismus pur, der für mentale Widerstandsfähigkeit spricht und keineswegs mit Gleichgültigkeit zu verwechseln ist.

Heikles Restprogramm: Zum Saisonfinale warten vier direkte Konkurrenten in Serie

Für die entscheidende Saisonphase sind das gute Voraussetzungen. Schließlich geht es an den letzten vier Spieltagen ausnahmslos gegen unmittelbare Konkurrenten (Leipzig, Union, Wolfsburg, Frankfurt), zwischendurch gegen den FC Bayern - und mit Hertha, Schalke sowie Köln gegen Teams, die um ihre Bundesliga-Existenz kämpfen. Auch da dürfte gelten, was Streich in Mainz ganz nach oben auf die Agenda gesetzt hatte: "Du musst mit allem dagegenhalten, was du hast." Am Sonntag sah der Coach diesen Auftrag durchweg erfüllt, auch mit Blick auf Vincenzo Grifo. Nach seiner viel diskutierten Reservistenrolle ausgerechnet gegen Juventus (0:2) durfte der italienische Nationalspieler in der MEWA-Arena wieder von Beginn an ran, konnte aber nur wenig Einfluss aufs Offensivspiel nehmen. Dennoch bilanziert Streich: "Vince hat alles probiert, er hat sich gewehrt. Deshalb bin ich zufrieden."

Trainer-Lob für Doans Entwicklung: "Er kommt an in der Bundesliga"

Zugleich machte der Coach deutlich, dass er Grifo trotz dessen Status als Top-Torjäger (12 Treffer) und Topscorer (17 Punkte) keineswegs für sportlich unantastbar hält: "Er ist ein super Fußballer. Aber an manchen Orten ist es schwer, viele spielen mit so viel Athletik, im 3-5-2 und eins gegen eins über den ganzen Platz. Damit muss er umgehen, sonst wird es schwierig. Er muss sich reintrauen in die Kopfballduelle." Das war eine ebenso deutliche Botschaft wie die Tatsache, dass Grifo in Mainz als erster Freiburger ausgewechselt wurde, obwohl er am Donnerstag nur eine knappe halbe Stunde mitgewirkt hatte. Ähnliches wie für Grifo gilt in puncto Intensität nach Streichs Einschätzung grundsätzlich auch für Ritsu Doan. Der Japaner scheint aber bereits einen Schritt weiter, wurde in Mainz nach blasser erster Hälfte im zweiten Abschnitt zu einer mitbestimmenden Figur: "In solchen Spielen entwickelt Ritsu sich weiter", bestätigt sein Coach, "er kommt an in der Bundesliga."

Thiemo Müller

Zwei Bayern-Bezwinger und drei Dortmunder in der kicker-Elf des 25. Spieltags