Christian Streich hätte auch einen Vergleich zu einem Topverein aus der Liga heranziehen können, wie er es manchmal macht, am Samstag entschied er sich jedoch für die Primera Division. "Andere Mannschaften schaffen es auch nicht, gegen solche tief stehenden Mannschaften Chancen zu kreieren", sagte der SC-Coach, "wir manchmal halt auch nicht, deshalb sind wir Freiburg und nicht Barcelona." Die Freiburger hatten bei Hertha deutlich mehr Ballbesitz (62 Prozent), sind mehr gelaufen (118:115 Kilometer) und haben mehr Pässe gespielt (566:359), wurden dafür aber zu selten gefährlich. Die Verteidiger Robin Koch und Manuel Gulde hatten noch die besten Chancen, den Ausgleich für den Sport-Club zu erzielen.
"Das Spiel im letzten Drittel können wir uns ankreiden lassen, wir müssen zumindest 0:0 oder 1:1 spielen", sagte Christian Günter. Der SC-Kapitän wies jedoch wie sein Trainer darauf hin, dass es das Schwierigste im Fußball ist, sich Torchancen herauszuspielen. "Kreativität ist das Nonplusultra im Fußball, wir müssen dran arbeiten, dass wir mit dem Ballbesitz zielstrebig umgehen und Chancen kreieren", so Günter, "das ist der nächste Schritt, den wir gehen wollen." Spätestens in der Rückrunde soll das zu sehen sein. Aber auch jetzt fehle oft nicht viel. "Wenn der letzte Pass kommt, der Abschluss besser ist, dann sind es richtig große Chancen", erklärte der 26-Jährige, "das ist gerade ein bisschen unser Manko, wir hätten einen Tick hungriger sein müssen, das Tor zu schießen."
Ich lasse nichts auf meine Spieler kommen, was die leisten, ist sensationell.
Auch Streich fehlte "die allerletzte Überzeugung, wenn wir in die Spitze gespielt haben". Das Thema sei allerdings nicht neu beim Sport-Club, sondern ziehe sich seit vielen Jahren durch. Dennoch betonte der SC-Trainer: "Ich lasse nichts auf meine Spieler kommen, was die leisten, ist sensationell." Es gehe darum, mal die Eins-gegen-eins-Situationen für sich zu entscheiden, einen Doppelpass zu spielen und dann eine Torchance zu haben. Auch wenn Nils Petersen und Lucas Höler immer viel und gut arbeiten würden, "gibt es Spiele, in denen wir das nicht bewerkstelligen können".
Berlin scheint für die Freiburger in dieser Hinsicht ein besonders schlechtes Pflaster zu sein, denn nur bei Union und Hertha blieben sie bislang torlos. Der SC-Coach ärgerte sich jedoch mehr über jüngste Niederlage, weil "hier viel mehr möglich war als in Köpenick, Union war besser". Er wunderte sich ohnehin über die Ausrichtung des Gegners. "Natürlich erwartest du, dass Hertha zu Hause voll drauf geht und nicht, dass sie so defensiv agieren und tief stehen, da brauchen wir andere Lösungen, die musst du über zwei, drei Qualitätsaktionen erzeugen."
Tut sich Freiburg gegen "bessere" Mannschaften leichter?
Als nächstes bekommen es die Freiburger mit einem Gegner zu tun, der genau über die Qualitäten verfügt. Bayern München könne sich auf engstem Raum in Eins-gegen-eins-Duellen durchsetzen und sei in der Mitte gut besetzt, lobte Günter. "Das wird extrem schwierig, vielleicht kommt uns das ja entgegen." Eine Statistik stützt diese Theorie, denn abgesehen von der Niederlage in Mönchengladbach haben die Freiburger bislang nur gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenregion verloren (Köln, Union, Hertha). Und drei der vier Niederlagen kassierte der SC auswärts, verlor nur gegen Köln im eigenen Stadion.