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Stocker: Rücktritt auf Raten?

Hertha: Talent Alimler vor der Rückkehr

Stocker: Rücktritt auf Raten?

Fit für die Hertha - aber nicht für die Schweiz? Herthas Valentin Stocker.

Fit für die Hertha - aber nicht für die Schweiz? Herthas Valentin Stocker. imago

Der Fall ist brisanter, als es auf den ersten Blick scheint. Auf der Homepage des Schweizer Verbandes heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung, Stocker habe Auswahlcoach Vladimir Petkovic "signalisiert, dass er nach Spielen große Probleme mit der Patellasehne verspüre und nur reduziert trainieren könne".

Der Nationalcoach wolle dem Offensivspieler "darum Gelegenheit zur Pflege und Erholung bieten und in der relativ kurzen Vorbereitungszeit mit maximal fünf Trainingseinheiten auf möglichst voll einsatzfähige Spieler setzen". Bei Hertha BSC hielt man Stockers Patellasehnen-Beschwerden bislang unter der Decke. Nach kicker-Informationen hat Hertha-Arzt Ulrich Schleicher den Teamarzt der Schweizer Nationalmannschaft allerdings bereits in der vergangenen Woche über die Beschwerden des Profis informiert.

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Die Blessur - die nicht so gravierend ist, dass sie Stocker in der Liga zum Pausieren zwingt - ist indes nur vordergründig das Thema in dieser Personalie. Das Verhältnis zwischen Nationaltrainer Petkovic und dem sensiblen Stocker gilt schon länger als nicht unproblematisch. Zwar gehörte Stocker im bislang letzten Länderspiel, beim 0:2 in England am 8. September, zur Startelf, nachdem er drei Tage zuvor im EM-Qualifikationsspiel gegen Slowenien als Einwechsler das wichtige Tor zum 2:2 (Endstand 3:2) erzielt hatte.

Aber Stocker, berichten Vertraute, vermisst die absolute Rückendeckung des Trainers, der nach der WM 2014 Ottmar Hitzfeld beerbt hatte. Unter Petkovic haben sich Hierarchien und Einflusssphären offenkundig verschoben, nicht allen passt das. Die Debatte um die "Secondos", Schweizer mit Migrationshintergrund (Behrami, Xhaka, Shaqiri, Drmic, Mehmedi usw.), die dem Vernehmen nach die Meinungsführerschaft im Team übernommen haben, köchelt seit Monaten.

Andeutungen von Juve-Profi Lichtsteiner

Schon im März hatte eine Äußerung von Juve-Profi Stephan Lichtsteiner für Aufsehen gesorgt. Der Verteidiger hatte vor Medienvertretern gesagt, man müsse aufpassen, dass sich "das Volk weiterhin mit dem Nationalteam identifizieren kann". Hoffenheim-Profi Pirmin Schwegler etwa war aus der Nationalelf zurückgetreten, auch Stocker (31 Länderspiele) behagen die atmosphärischen Spannungen seit längerem nicht. Die Folge: Auch er hat einen möglichen Rücktritt gedanklich zumindest schon durchgespielt.

Bei Hertha BSC verlor Stocker zuletzt seinen Stammplatz. Falls Pal Dardai seinen Plan, Tolga Cigerci gegen den HSV außen aufzubieten, umsetzt, bliebe für Stocker auch am Samstag nur die Bank. Er selbst fühlt sich zentral am wohlsten, doch in einem System mit zwei Spitzen gibt es die Position des offensiven zentralen Mittelfeldspielers derzeit nicht.

Zudem hat die Rückkehr der lange verletzten Tolga Cigerci und Alexander Baumjohann sowie die Verpflichtung von Vladimir Darida die Konkurrenzdichte im zentralen Mittelfeld deutlich erhöht. Stocker, sagen Vertraute, beschäftige die momentane Situation. Nach der Rückrunde, in der er unter Dardai zum wichtigsten Offensivspieler wurde, braucht er jetzt frische Erfolgserlebnisse.

Kehrtwende im Fall Alimler?

Eine neue Wendung deutet sich unterdessen im Fall Berkan Alimler an. Der 15-Jährige, den Dardai als "vielleicht größtes Talent des Jahrgangs 2000 in Deutschland" bezeichnet, wollte wie schon vor ihm Elias Abouchabaka (15) von Hertha BSC zu RB Leipzig wechseln. Alimlers Eltern hatten versucht, den Vertrag ihres Sohnes bei Hertha BSC zu kündigen. Hertha akzeptierte die Kündigung nicht, der Fall ging bis vors DFB-Sportgericht, das sich für nicht zuständig erklärte.

Alimler ist seit drei Monaten ohne Vereinstraining und hält sich individuell fit, RB Leipzig hat inzwischen Abstand von Alimlers Verpflichtung genommen. Nach Gesprächen in der zweiten Wochenhälfte zeichnet sich jetzt eine Rückkehr Alimlers in die Hertha-Akademie ab. Dem Vernehmen nach könnte das Talent bereits in der kommenden Woche wieder bei Hertha BSC, das auf einen gültigen Vertrag bis 2018 verweist, ins Training zurückkehren.

Steffen Rohr