2. Bundesliga

St. Pauli und das Ende des Underdogs

Hürzeler bekennt sich vor dem Derby zu den Ambitionen: "Wir haben auch Druck"

St. Pauli und das Ende des Underdogs

St. Paulis Coach Fabian Hürzeler bekennt sich zu den Ambitionen.

St. Paulis Coach Fabian Hürzeler bekennt sich zu den Ambitionen. IMAGO/Torsten Helmke

Der Montag noch stand im Zeichen der Aufarbeitung des 1:2 gegen Braunschweig, ab dann ging es um den HSV, und Hürzeler gewährt ungewohnt tiefe Einblicke in sein Innenleben. "Mir ist wieder klar geworden, wie schlecht ich im Verlieren bin, dass ich einfach nicht gut mit Niederlagen umgehen kann."

Er hatte seine erste nach zehn Siegen in Serie unmittelbar nach der Partie fast komplett auf sich genommen ("Ich habe die Mannschaft nicht gut genug vorbereitet"), vor dem brisanten Stadt-Duell benennt er sehr konkret, wie der elfte Dreier im zwölften Spiel eingefahren werden soll. "Ich habe den Jungs gesagt, dass wir uns sehr bewusst auch ärgern sollen, dass wir jetzt aber den Ärger in Emotionen umwandeln wollen."

"Sonst vergisst man das Denken"

Bei aller Leidenschaft des Derbys aber sollen der Kopf und der eigene Ansatz die Hauptrolle spielen. "Zu viel Emotionen sind am Ende auch nicht gut, sonst vergisst man das Denken. Wir wollen und müssen auch strukturiert spielen."

"Wir wollen auch agieren und nicht nur reagieren"

Seinen Gegenüber Tim Walter lobt er ausdrücklich für dessen spielerischen Ansatz ("Er hat seine Prinzipien, alles hat Hand und Fuß"), streicht aber heraus: "Ich habe mit meiner Mannschaft auch gern den Ball, wir wollen auch agieren und nicht nur reagieren. Ich bin überzeugt davon, dass wir es auch gegen den HSV schaffen, den Ball zu haben." Hinzu kommt: "Die Mannschaften, die zuletzt mutig gegen den HSV gespielt haben, die haben auch etwas geholt oder ihnen zumindest wehgetan."

Dass es für den weiteren Saisonverlauf essenziell ist, etwas zu holen, verhehlt Hürzeler nicht. Der 30-Jährige lässt sich zwar weiterhin nicht darauf ein, den Aufstieg als Ziel auszugeben, er benennt aber auch den Umstand, dass angesichts von sechs Punkten Rückstand auf den Dritten allein ein Sieg die Möglichkeit zur Aufholjagd lässt. Den Druck sieht er deshalb nicht nur beim größeren Nachbarn mit dem Aufstiegszwang. "Wir sind auch ein Verein mit Ambitionen, wir wollen auch was erreichen. Deshalb kann ich nicht sagen, wir wollen dort einfach befreit aufspielen."

Hürzeler stellt klar: "Wir haben auch Druck, der ist auf beiden Seiten vorhanden." Und er fügt sich nicht wie einige Vorgänger vor ihm auf der St. Pauli-Trainerbank in die Außenseiterrolle: "Ob der HSV-Kader stärker besetzt ist, weil er vielleicht teurer ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Natürlich ist der HSV individuell sehr gut besetzt. Aber ich sehe unseren Kader auch sehr gut." Dementsprechend klar ist Hürzelers Zielvorgabe: "Wir wollen den Abstand verkürzen."

Sebastian Wolff

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