Nord

St. Pauli düpiert den Primus - Hildesheim schlägt Emden

Regionalliga Nord, 29. Spieltag

St. Pauli düpiert den Primus - Hildesheim schlägt Emden im Kellerkrimi

Für den VfB Lübeck gab es an diesem Sonntag auf St. Pauli nichts zu holen.

Für den VfB Lübeck gab es an diesem Sonntag auf St. Pauli nichts zu holen. IMAGO/Claus Bergmann

29. Spieltag

VfB Lübeck patzt am Kiez

Was vorab von vielen Seiten wohl als Pflichtaufgabe betitelt wurde, entwickelte sich im Verlauf des Sonntagnachmittages zur größten Überraschung des 29. Spieltages in der Regionalliga Nord. Die Rede ist vom 2:1-Coup des FC St. Pauli II über Spitzenreiter VfB Lübeck. Auf dem Papier waren die Rollen vorab der Partie klar verteilt und auch auf dem Grün war der Primus bemüht, dieser Rolle gerecht zu werden. Von Beginn an nahm der VfB das Heft in die Hand, tat sich auf holprigen Geläuf aber schwer, Chancen herauszuspielen. Wie so oft in einer solchen Partie musste dann ein Standard für die unterm Strich verdiente Gäste-Führung herhalten. Egerer stieg nach einer Ecke am höchsten und nickte das Leder unter die Latte ein (40.). Auch nach dem Seitenwechsel waren es zwar die Gäste, die optische Feldvorteile genossen, in puncto Konsequenz wurden sie nach Wiederanpfiff aber von mutig spielenden Hausherren belehrt, die in der 54. Minute zunächst doch etwas überraschend zum Ausgleich kamen. Eine verunglückte Abwehr von Egerer leitete Roggow auf Saad weiter auf den linken Flügel. Saad zog mit rechts aus spitzem Winkel ab und traf den Innenpfosten, von wo der Ball letztlich ins Tor prallte. In der Folge ließ sich Lübeck sogar komplett die Butter vom Brot nehmen und kassierte durch einen Standard, den Roggow in der 81. Minute über die Linie drückte, den entscheidenden Treffer zum 1:2.

BW Lohne holt Big-Points im Keller

Bereits um 13 Uhr kreuzten am Sonntagnachmittag Aufsteiger BW Lohne und Weiche Flensburg die Klingen. Weiches äußerst komfortabler Tabellensituation geschuldet - die Flensburger rangieren auf Rang sieben und dürften sowohl mit dem Aufstieg wie auch dem Abstieg in dieser Saison nichts mehr zu tun haben - fehlte der Mannschaft von Benjamin Eta gegen gierige Lohner, für die es im Keller ums nackte Überleben geht, der letzte Biss. Ein Eigentor durch Wirlmann in der 16. Minute deutete früh an, in welche Richtung das Pendel an diesem Nachmittag ausschlagen würde. In der 58. Minute legte Tönnies den zweiten Treffer nach und versetzte Flensburg den endgültigen Knockout.

Phönix gewinnt das Verfolgerduell

Weniger sportliche Brisanz bot derweil das Duell zwischen dem 1. FC Phönix Lübeck und Eintracht Norderstedt. Beide Teams rangieren im gesicherten Tabellenmittelfeld und standen somit nicht unter Zugzwang. Lübeck und Norderstedt zeigten sich engagiert im Spiel nach vorne, wirklich brenzlig wurde es aber nur selten. Gerade als sich beide Mannschaften vor aufziehenden dunklen Wolken im Stadion am Flugplatz mit einer torlosen ersten Hälfte abgefunden zu haben schienen, schlug Phönix doch noch zu. Hyseni leitete einen Einwurf weiter, den Wurr sehenswert per Seitfallzieher in die Maschen bugsierte. Dann war erst einmal eine längere Pause. Besagte dunkle Wolken hatten sich in einem starken Gewitter entladen. Als Blitz und Donner abgeklungen waren, rollte auch wieder der Ball, allerdings nach dem gleichen Schema. Auf tiefem Geläuf hatte Phönix nun zwar leichte Feldvorteile, brachte die knappe Führung aber auch ohne einen weiteren Treffer ins Ziel.

Hildesheim jubelt im Keller

Abstiegskampf pur hieß es derweil im Friedrich-Ebert-Stadion, wo sich der Tabellenletzte Kickers Emden und Tabellenvorletzte VfV Hildesheim gegenüberstanden. Es dauerte ein wenig, bis sich beide Teams aus ihrer Komfortzone trauten und erstmals ins Risiko gingen - der sportliche Druck war beiden Mannschaften anzumerken. Mit der ersten nennenswerten Torchance gingen die Hausherren prompt in Front. Per Einwurf wurde Sonntag über die rechte Seite geschickt. Dieser setzte sich im Eins-gegen-Eins durch und legte zurück auf Schulze, der gefühlvoll ins linke Eck einnetzte (30.). Unmittelbar nach dem Seitenwechsel meldete sich Kickers Emden zurück und stellte die Partie innerhalb von 15 Minuten auf den Kopf. Steffens besorgte den Ausgleich (48.). Ein kurioses Eigentor von Kalinowski, der eigentlich nur einen harmlosen Rückpass auf Keeper Brandt spielte, aufgrund der Unebenheiten auf dem Platz verfehlte der Torhüter aber die Kugel, brachte Emden die Führung (63.). Die Freude war allerdings nur von kurzer Dauer. Ein Doppelschlag in der  76. und 78. versetzte dem Schlusslicht binnen weniger Sekunden den Todesstoß. Erst kam Kiszka im Fünfmeterraum zum Abschluss, dann wurde Göttel geschickt und blieb vor dem Tor eiskalt. Den Schlusspunkt eines rasanten Kellerduells setzte Mensah Quarshie mit dem Treffer zum 4:2-Endstand in der Nachspielzeit (90.+4).

Fabisch mit spätem Ausgleich für den HSV II

Zeitgleich zu den Zweitligaprofis (Endstand 0:0) trafen sich am Samstag die beiden Regionalliga-Reserven von Holstein Kiel und des Hamburger SV im Citti-Fussball-Park. Der U 21 des HSV hätte bei einem Sieg die Tabellenführung gewunken. In der ersten Halbzeit wussten jedoch die Jungstörche besser zu gefallen, doch bei einer Doppelchance von Kilo und Sanne rund um die 30. Minute demonstrierte die HSV-Reserve, warum sie oben steht. Mit einem Handelfmeter gingen die Hamburger kurz nach Wiederanpfiff auch in Führung, Velasco hieß der Torschütze. In der 65. Minute zog Mai von der Strafraumgrenze ab und glich aus. Gedreht war die Partie in der 82. Minute, einen Querpass von Gueye drückte Wansiedler ins Netz. Aber eine Minute vor Schluss war Fabisch zur Stelle und buchte seinem HSV immerhin einen Zähler aufs Konto, der aber nicht reicht, um den VfB Lübeck an der Tabellenspitze abzulösen.

Hannover II mit Alu-Glück

Abstiegskandidat Bremer SV bot der favorisierten U 23 von Hannover 96 lange gut Paroli, verhinderte mit geballter Defensiv-Power Großchancen der Niedersachsen. Doch ein Standard brachte 96 in der 48. Minute dann doch in Führung, Moustier verwandelte einen Freistoß direkt. Kurz darauf rauschte ein Schultz-Kopfball knapp vorbei, so nahe war Bremen an diesem Tag dem Ausgleich noch nicht. So richtig viel passierte in beiden Strafräumen generell nicht, erst als Hannovers Stepantsev in der 78. Minute am Pfosten scheiterte, kam wieder Leben ins Spiel. Und wie, Sauermilch hatte in der Nachspielzeit eine Doppelchance auf das 1:1, doch erst traf er Aluminium, dann kratzte ein Gegner den Ball von der Linie. Nach einem Konter schraubte Jo den Deckel zum 2:0 drauf (90.+5).

Engelking wird zum Hauptdarsteller für Havelse

Der TSV Havelse hat sich wohl endgültig aus dem Abstiegskampf verabschiedet. Das 1:0 bei Werder Bremen II war der fünfte Sieg im sechsten Liga-Spiel in diesem Kalenderjahr. Sicherlich spielte dem TSV am Samstag in die Karten, dass Werders Schulz in der 19. Minute wegen einer Notbremse am durchgebrochenen Engelking Rot bekam. Der anschließende Freistoß von Cicek klatschte an den Querbalken. In Überzahl bewies Havelse Geduld und entschied das Match in der 43. Minute, als Engelking einen Eckball per Kopf in die Maschen drückte. Dieser Vorsprung sollte schlussendlich reichen, weil Bremen mit einem Mann weniger keine wirklichen Großchancen erspielen konnte.

Elfmeter-Drama in Delmenhorst

Atlas Delmenhorst musste im Sechs-Punkte-Spiel gegen den BSV SW Rehden seine fünfte Niederlage in Folge hinnehmen. Schon in der 7. Minute nahm am Samstag das Unheil seinen Lauf, Kiene schoss nach einem Eckball aus kurzer Distanz ein. Delmenhorst wirkte geknickt, immerhin konnte Steffen BSV-Keeper Niemann in der ersten Hälfte zu einer Fußabwehr zwingen. In der 42. Minute erhöhte Memisevic auf 2:0. Immerhin kam die Elf von Key Riebau in der zweiten Halbzeit besser ins Spiel und verdiente sich den Anschlusstreffer von Ferfelis, der einen Abpraller von der Latte einköpfte (79.). In der Nachspielzeit hatte der SV Atlas die Topchance auf den Ausgleich, Ferfelis schnappte sich einen Foulelfmeter, den er aber an den Pfosten setzte. Mit dem 2:1-Sieg konnte sich Rehden für den Moment auf Platz 13 verbessern.

Ottensen gewinnt das Verfolgerduell

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Drei gegen Sechs. Was in anderen Ligen ein brisantes Verfolgerduell mit Aussichten auf ganz oben bedeuten würde, hatte in der Regionalliga Nord am Freitagabend im Aufeinandertreffen der SV Drochtersen/Assel und Teutonia Ottensen sportlich nur unterdurchschnittliche Brisanz. Gleichermaßen langatmig gestaltete sich auch die Partie. Zu wenig Risiko in der Offensive und sattelfeste Defensiven waren der Killer für jegliche Spannung. Der Großteil der Geschichte ist deshalb schnell erzählt. Viele Zweikämpfe, Spielunterbrechungen und ein aberkanntes Abseits-Tor der Hausherren Mitte der zweiten Halbzeit. Ein Spiel, das eigentlich ein torloses Unentschieden verdient gehabt hätte, schlug in der Schlussphase dann aber doch noch zu Gunsten der Gäste aus. Die Entstehung hätte dabei kaum simpler sein können. Nach einem langen Ball war plötzlich die gesamte heimische Hintermannschaft ausgehebelt. Wohlers legte quer auf Lukowicz, der wohl eines der leichtesten Tore seine Karriere erzielte. Die Art und Weise wird in Ottensen wohl niemanden interessieren, das Punktekonto jedenfalls ist um drei Zähler stärker geworden.

stw, luk

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