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SpVgg Plattling: Der Weg nach Santa Nirgendwo

Bezirksliga Niederbayern West

SpVgg Plattling: Der Weg nach Santa Nirgendwo

Pokalschlacht: 1985 unterlag die SpVgg Plattling (gestreifte Trikots) dem späteren UEFA-Cup-Sieger Bayer 04 Leverkusen im DFB-Pokal mit 0:2.

Pokalschlacht: 1985 unterlag die SpVgg Plattling (gestreifte Trikots) dem späteren UEFA-Cup-Sieger Bayer 04 Leverkusen im DFB-Pokal mit 0:2. imago/WEREK

Bezirksliga Niederbayern West

Das beschauliche Plattling mit seinen rund 12.500 Einwohnern war in den 80er und 90er Jahren in aller Munde. Vor allem, als Doris Andrea Hrda - besser bekannt als Nicki - die Hitparaden stürmte. Mit Hits wie "Mit dir des wär mei Leben" oder "I bin a bayrisches Cowgirl" hatte die 1,52 Meter kleine Frau der Stadt im niederbayerischen Landkreis Deggendorf einen Bekanntheitsgrad verschafft. Hinzu kam, dass der ortsansässige Fußballklub SpVgg Plattling mehrfach in der Bayernliga, damals die dritthöchsten Spielklasse, mitspielte. Die großen Highlights der schwarz-roten Vereinsgeschichte waren die drei Auftritte im DFB-Pokal.

Zum einen das Spiel 1985 gegen Bayer Leverkusen. Auch wenn sich Plattling mit 0:2 (Tore: Bum-Kun Cha und Thomas Hörster) geschlagen geben musste, hatte man sich im heimischen Rennbahnstadion vor 6100 Zuschauern gegen die Werkself achtbar aus der Affäre gezogen. Ein Großteil der von Erich Ribbeck trainierten Startruppe, die da in Plattling auf dem Rasen stand, holte zweieinhalb Jahre später (1988) gegen Espanyol Barcelona den UEFA-Cup.

Führung gegen Fortuna Düsseldorf

Es folgte das Duell mit Fortuna Düsseldorf am 19. August 1989, als die Niederbayern bis zur 83. Minute durch ein Tor von Gerhard Friedenberger mit 1:0 führten und vor 5000 Zuschauern Jörg Schmadtke, Michael Preetz & Co. immerhin in die Verlängerung zwangen (1:2, für den Bundesligisten trafen Uwe Fuchs und Bernd Klotz).

Und schließlich die Partie gegen Borussia Mönchengladbach 1993. Hier war der Drittligist chancenlos - 0:3. Vor 5500 Fans im Stadion trafen Karlheinz Pflipsen und Hans-Jörg Criens (2). In der Saison darauf (94/95) holten die Fohlen unter Trainer Bernd Krauss den DFB-Pokal (3:0 im Finale zu Berlin gegen den VfL Wolfsburg).

Sprungbrett für die Bundesliga

Einer, der diesen Verein und die Region in- und auswendig kennt und so gut wie alles mitgemacht hat, ist das Urgestein Manfred Köglmeier (63). Beim Rückblick auf die Pokalschlacht gegen Gladbach beginnen seine Augen zu leuchten. Und mit Stolz erzählt der Dauerbrenner, dass er damals als 35-jähriger Mittelfeldspieler sogar in der Startelf stand. Seite an Seite mit dem talentiertesten Spieler der Vereinsgeschichte: Jochen Weigl. Der damals 22-Jährige musste im Zentrum einige Meter mehr laufen, um den in die Jahre gekommenen Altmeister zu entlasten. Geschadet hat dies Weigl nicht, der am Saisonende, nach dem Abstieg in die Landesliga, zum Ligarivalen TSV Vestenbergsgreuth wechselte. Danach war er unter anderem noch bei der SpVgg Greuther Fürth, dem 1. FC Nürnberg und dem SSV Reutlingen aktiv. Insgesamt bestritt Weigl 108 Spiele in der 2. Liga (sieben Tore) und elf Bundesligaspiele (ein Tor).

Eine schöne Zeit, auf die Köglmeier mit Wehmut zurückblickt. "Ich war mit Leib und Seele Fußballer. Der Fußball hat mir sehr viel gegeben, und darüber bin ich sehr froh", sprudelt die Liebe zum runden Leder nur so aus ihm heraus. Insgesamt, von den Schülern bis zu den Alten Herren, hat er 40 Jahre Fußball gespielt - sage und schreibe 16 davon für die SpVgg, und davon wiederum sieben Spielzeiten in der alten Bayernliga, die damals noch 3. Liga war. Fast schon tragisch, dass er und seine Plattlinger als abgeschlagenes Tabellenschlusslicht der letzten drittklassigen Bayernligasaison in die Annalen einging.

Kurz vor dem Konkurs

Danach sank Plattlings Stern, und Mitte der 90er Jahre ging es rasant abwärts. Gestern noch Leverkusen und Gladbach - danach führte der Weg nach Santa Nirgendwo. Die Wurzel allen Übels war, dass der Verein hohe Schulden angehäuft hatte und dreimal in Folge von der Bayernliga bis in die Bezirksliga abstieg. Langjährige Sponsoren stiegen aus, und der Konkurs konnte am Ende nur durch den Verkauf der Sportanlage abgewendet werden. Dank eines gemeinsamen Kraftakts und mithilfe der Stadt.

Sportlich ist die SpVgg Plattling schon lange in den Niederungen des Fußballs verschwunden. Derzeit steht der Klub als Vorletzter der Bezirksliga Niederbayern West auf einem Abstiegsplatz. Irgendwie schließt sich dann doch der Kreis mit der beliebten Schlagerqueen Nicki. Beide haben den Titel ihres ersten großen Hits "Servus, mach's guat" beherzigt und sich aus dem großen Rampenlicht verabschiedet.

Bernd König

Früher erste Liga, heute Amateurfußball