Olympia

Sperre für russische Leichtathleten bestätigt - Putin: "Unfair"

Ausnahmen möglich - IOC entscheidet über Olympia-Ausschluss

Sperre für russische Leichtathleten bestätigt - Putin: "Unfair"

Die russische Flagge weht neben der olympischen: Zumindest bei der Leichtathletik-Wettbewerben von Rio wird man dieses Bild 2016 wohl nicht sehen.

Die russische Flagge weht neben der olympischen: Zumindest bei der Leichtathletik-Wettbewerben von Rio wird man dieses Bild 2016 wohl nicht sehen. picture alliance

Der Weltverband IAAF bestätigte am Freitag, dass die Suspendierung der RUSAF wegen systematischen Dopings bis auf Weiteres Bestand hat. "Das russische Anti-Doping-System ist frühestens in 18 bis 24 Monaten wieder regelkonform", teilte die IAAF mit. Damit droht den russischen Leichtathleten mehr denn je das Aus für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro (5. bis 21. August).

Über Olympia-Teilnahmen entscheidet formal in letzter Instanz das Internationale Olympische Komitee (IOC). Die IOC-Exekutive kündigte an, am Samstag - und damit drei Tage früher als geplant - in einer Telefonkonferenz über das mögliche Olympia-Aus zu beraten. Das teilte das IOC kurz nach der Entscheidung der IAAF mit.

Ausnahmen sollen möglich werden

Nach dieser soll russischen Aktiven ohne Verbindung zum offiziellen RUSAF-System oder Whistleblowern wie der Russin Julia Stepanowa per Ausnahmeregelung die Möglichkeit zum Start bei internationalen Wettbewerben unter neutraler Flagge gegeben werden. Einzelne Sportler dürfen eine Teilnahme beantragen, wenn sie überzeugend darstellen könnten, dass sie vom russischen Doping-System nicht "befleckt" seien, erklärte der Vorsitzende der IAAF-Taskforce Rune Andersen. Eine "Kollektivstrafe" wäre nach Meinung von Andersen zwar "die leichtere Lösung" gewesen. "Aber wir wollen den Athleten, die außerhalb des Dopingsystems stehen, die Möglichkeit für einen Olympia-Start geben - unter neutraler Flagge."

Coe sprach nach der einstimmigen Entscheidung der 24 Council-Mitglieder von einer "machtvollen Botschaft", allerdings auch von "einem traurigen Tag für unseren Sport. Das war keine einfache Entscheidung."

Reaktionen aus Russland folgen umgehend

Das russische Sportministerium reagierte unmittelbar auf die Entscheidung. Diese habe zu "einer beispiellosen Situation" geführt, hieß es. "Die Träume vieler unserer Sportler sind wegen des falschen Verhaltens einzelner Athleten, Trainer und Experten zerstört worden."

Die Hintergründe

"Der Ausschluss der WFLA war eine zu erwartende Entscheidung. Es war zu vermuten. Wir werden darauf reagieren", kündigte Russlands Sportminister Witali Mutko an. Die Entscheidung der 24 anwesenden Council-Mitglieder fiel auf der Grundlage und Empfehlung einer von der IAAF eingesetzten Taskforce, die die Reformfortschritte in Russland seit Januar überwacht hat.

Der völlige Ausschluss eines Verbandes ist laut Regel 45 im Ethik-Code des Weltverbandes bei gravierenden Verstößen gegen Anti-Doping-Regularien zulässig.

Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatte am 9. November 2015 einen 323-seitigen Bericht vorgelegt, der ein Schreckensbild der Doping-Praktiken in der russischen Leichtathletik zeichnet. Am 13. November suspendierte die IAAF den nationalen Verband WFLA.

Putin meldet sich zu Wort

Zwei Stunden vor der Entscheidung hatte sich sogar Russlands Präsident Wladimir Putin noch einmal zu Wort gemeldet und eine Beteiligung des russischen Staates an Dopingvergehen von Sportlern bestritten. "Von staatlicher Seite haben wir gegen Doping im Sport gekämpft und werden das auch in Zukunft tun", sagte Putin in St. Petersburg. "Es kann nicht sein, dass das gesamte Team die Schuld für Einzelne tragen muss", zitierte ihn die Agentur Interfax.

Putin reagierte noch am Freitagabend nach der Verkündung des Urteils erneut. Der russische Präsident hofft nach dem Olympia-Ausschluss russischer Leichtathleten auf ein Eingreifen des IOC. Es dürfe keine Kollektivstrafe gegen die Sportler verhängt werden, sondern die individuelle Schuld müsse bewiesen werden, sagte Putin am Freitagabend in St. Petersburg. Ein Gipfel des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) will am kommenden Dienstag in Lausanne über das Schicksal der russischen Leichtathleten bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro beraten.

Natürlich ist das unfair.

Wladimir Putin über die Entscheidung des Councils

Die Entscheidung des Councils des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF stelle eine "Verletzung aller Rechtsgrundsätze" dar, sagte der russische Präsident. "Natürlich ist das unfair." Das Council hatte am Freitag die seit November 2015 wirksame Suspendierung des nationalen Leichtathletikverbandes WFLA verlängert. "Die russische Anti-Doping-Agentur ist frühestens in 18 bis 24 Monaten wieder regelkonform", erklärte die IAAF.

"Wir sind selber verärgert, wenn wir auf Dopingprobleme stoßen, und versuchen das zu unterbinden, bestrafen die Schuldigen. Aber warum sollten saubere Athleten leiden?", sagte Putin. Seit Stilllegung des Moskauer Dopingkontrollsystems im vergangenen November hätten ausländische Experten die russischen Sportler kontrolliert.

Die IAAF-Entscheidung bedeute aber nicht, "dass wir beleidigt sind und sagen, dass wir nicht mehr gegen Doping kämpfen. Im Gegenteil, wir werden den Kampf gegen das Doping verstärken", wiederholte Putin die geplante Vorgehensweise.

dpa/sid