WM

Spanien begrüßt seine Helden

Weltmeister im Bus durch Madrid - Empfang beim König

Spanien begrüßt seine Helden

Wieder zu Hause: Kapitän Iker Casillas und Coach Vicente del Bosque bei der Ankunft in Madrid.

Wieder zu Hause: Kapitän Iker Casillas und Coach Vicente del Bosque bei der Ankunft in Madrid. imago

Diese haben eine lange Nacht hinter sich. Weil der Jubel in den Katakomben des Soccer-City-Stadions kein Ende fand, hob der gecharterte Airbus erst mit knapp zweistündiger Verspätung um 4.50 Uhr ab. Am Montagnachmittag landeten die "Campeones", denen die Minimalausbeute von acht Toren in sieben Spielen zum WM-Titel reichte, müde, aber vom Glück beseelt am Madrider Flughafen Barajas. "Willkommen in einem glücklicheren Land - Danke", war auf Transparenten zu lesen.

Spielbericht

Der Finalsieg hatte das Land am Abend zuvor in einen wahren Freudentaumel gestürzt. Nach Schätzungen feierten 25 Millionen Menschen - mehr als die Hälfte der Bevölkerung - den ersten WM-Titel der "Furia Roja" mit einer rauschenden Fiesta bis in die frühen Morgenstunden. Allein in Madrid hatten sich am Plaza de Colon rund 250.000 Fans zum Public Viewing versammelt. "Ganz Spanien hat in dieser Nacht erlebt, wie ein Lebenstraum in Erfüllung ging", schrieb die Tageszeitung "El Pais". Autokorsos in Madrid, Barcelona und auf Mallorca sorgten dafür, dass der Verkehr zeitweise zum Erliegen kam.

In Johannesburg war sogar Spaniens Königin Sofia auf der Tribüne beim Schlusspfiff vor Freude gehüpft. Auch Prominente wie Startenor Placido Domingo oder Tennis-Star Rafael Nadal feierten mit. Der Weltranglistenerste war im Soccer-City-Stadion gleich nach dem Abpfiff in die Kabine gestürmt. "Ich habe geheult wie ein kleiner Junge", bekannte Nadal: "Man muss jetzt ein Jahr feiern, weil es unglaublich ist." Auch Ministerpräsident José Luis Zapatero jubelte mit: "Das war ein episches Spiel. Ich habe gelitten wie noch nie zuvor."

Spaniens Weltmeister bei König Juan Carlos

Zu Gast beim König: Juan Carlos empfing Spaniens Weltmeister. picture alliance

Abgeschirmt von der Öffentlichkeit wurde das Team nach der Ankunft in Madrid am Montag in ein nahe gelegenes Hotel gebracht. Am Abend waren Iniesta, Xavi & Co. von König Juan Carlos zum Empfang im Königspalast geladen. "Ihr habt das ganze Land begeistert und unsere kühnsten Träume wahr werden lassen", beglückwünschte der Monarch die Spieler, die zu der Audienz im Trainingsanzug erschienen. Das Team habe Spanien geeint und Sportlichkeit sowie Teamgeist bewiesen: "Dafür danke ich euch im Namen des ganzen Landes."

Nach dem Empfang ging die "Selección", die unter Coach Vicente del Bosque bislang 31 von 33 Spielen gewann, wie schon beim EM-Triumph 2008 bei Temperaturen um die 40 Grad fast vier Stunden im offenen Doppeldeckerbus auf Siegesfahrt durch Madrid. "Campeones, campeones, oé, oé, oé!", schallte es den Weltmeistern entgegen, die stolz den Pokal in die Höhe reckten.

Höhepunkt des Triumphzuges war eine Riesenfeier auf einer Esplanade nahe des Stadtparks Casa de Campo, wo sich in der Nacht zum Dienstag etwa 300.000 Menschen versammelten. Nachdem die Menge das berühmte "Que viva España" (Es lebe Spanien) gesungen hatte, wurde die Mannschaft nach rund einer Stunde zu den Klängen von "We Are the Champions" mit einem großen Feuerwerk verabschiedet. Nach Schätzungen der Presse sollen insgesamt 2,5 Millionen Menschen auf den Straßen der Hauptstadt gefeiert haben.

Geschlagene Niederländer zurück in der Heimat

Während ganz Spanien feiert, herrscht in den Niederlanden noch Katerstimmung. Eskortiert von einem orangefarbenen Kampfjet kam das Team von Bert van Marwijk am frühen Montagabend wieder in der Heimat an und wurde auf dem Amsterdamer Airport Schiphol mit Blumensträußen in Oranje begrüßt. Verflogen ist der Frust über die Finalniederlage noch lange nicht. "Wir haben die Enttäuschung noch nicht verarbeitet. Wenn du dreieinhalb Minuten vor Schluss die WM aus den Händen gibst, ist das sehr schmerzhaft", sagte van Marwijk bei der Ankunft.

Allerdings zeigte sich der Bondscoach auch ein bisschen stolz: "Wir haben schon mitbekommen, dass wir zu Hause das eine oder andere ausgelöst haben und den Leuten viel Freude gemacht haben. Wir können sehr stolz sein, dass wir als so kleines Land Zweiter bei der WM geworden sind." Am Dienstag wollen die niederländischen Fans ihrer "Elftal" beim Bootskorso über Amsterdams Grachten und der Jubelfeier vor dem weltberühmten Reichsmuseum einen großen Empfang bereiten.