Nach den starken Auftritten bei der WM 2018 und der EM 2020 steht England nach zuletzt enttäuschenden Auftritten da, wo sich die DFB-Elf vor vier Jahren wiedergefunden hatte: Sieglos am Tabellenende der Nations League. Neben zwei Remis gegen Deutschland und Italien stechen dabei vor allem die beiden Auftritte gegen Ungarn ins Auge. Im Hinspiel konnte man das knappe 0:1 womöglich noch als Ausrutscher bezeichnen. Doch spätestens zehn Tage später, als desaströse Three Lions im Rückspiel zuhause vier Tore eingeschenkt bekommen hatten, machte sich nach vier sieglosen Spielen schlechte Stimmung breit.
Die Offensive kommt in Schwung, defensiv sind Fragen offen
Trainer Southgate, lange Zeit ob seiner sportliche Erfolge unumstritten, geriet medial unter Druck, musste Antworten liefern. Es haperte vor allem in der Offensive. Abgesehen von Kanes verwandeltem Elfmeter gegen Deutschland (1:1) haben die Engländer in keinem der vier Nations-League-Spiele getroffen. Das muss sich zwingend besser - und es gibt Anzeichen, die Mut machen.
Unter anderem die aktuelle Formkurve der englischen Nationalstürmer: Der eben erwähnte Kane läuft mit Tottenham in der Liga zu Hochform auf und markierte in der Liga bereits sechs Treffer, Sterling hat sich seit seinem Wechsel zum FC Chelsea innerhalb kürzester Zeit zu einer wichtigen Stütze bei den Blues entwickelt, Foden harmoniert bei Manchester City brillant mit Neuzugang Erling Haaland und Bukayo Sakas Arsenal ist zurzeit sowieso über jeden Zweifel erhaben. Southgate muss nur noch einen Weg finden, deren Qualitäten auch in der Nationalmannschaft auf den Rasen zu bringen.
Weiterhin Sorgen bereitet aber die Defensive. Torhüter Pickford fällt verletzt aus, Abräumer Phillips ist ebenfalls nicht fit. Dazu kommt, dass weder Linksverteidiger Chilwell noch dessen Konkurrent Shaw aktuell auf viel Spielzeit in ihren Teams kommen. In der Innenverteidigung könnte immerhin Rückkehrer Dier der wackeligen Abwehrkette halt geben. Southgate bleiben noch zwei Partien, um seine Mannschaft zu formen und auf die WM-Endrunde in Katar vorzubereiten.
Mit breitem Kader in die letzten Tests
Einen aufgeblähten 28-Mann-Kader hat der 52-Jährige dafür nominiert - zwei Monate vor dem WM-Turnier sind in den anstehenden Spielen gegen Italien am Freitag (LIVE! ab 20:45 Uhr bei kicker) und am darauffolgenden Montag Deutschland (20:45 Uhr) jedoch kaum mehr Experimente drin. Für Southgate geht es nach ohnehin schon der verkorksten Nations League um zwei Dinge: Einerseits den Abstieg aus der Liga A zu verhindern und mit einem positiven Gefühl in die WM zu gehen - dafür braucht er Erfolgserlebnisse gegen Italien und Deutschland.