Jung, talentiert und ganz schön teuer, sportlich aber noch weit unter den Erwartungen: So lässt sich der Kader des FC Chelsea seit der Übernahme durch Todd Boehly und Clearlake Capital im Mai 2022 zusammenfassen, und Mykhailo Mudryk ist dabei das vielleicht prominenteste Beispiel. Der 22-jährige Ukrainer, den die Blues im Januar dem FC Arsenal weggeschnappt und für zunächst 70 Millionen Euro von Schachtar Donezk verpflichtet hatten, findet sich in England bislang schwer zurecht.
Auch nach 22 Pflichtspielen ist Mudryk noch torlos, in dieser Saison beeindruckte der Flügelstürmer die Fans mehr mit seinen in den vergangenen Monaten aufgebauten Muskelbergen. Was also fehlt dem Nationalspieler noch, um nach neun Monaten endlich durchzustarten? Mauricio Pochettino glaubt es zu wissen. "Das Problem mit dem Selbstvertrauen ist, dass man es nicht kaufen kann", sagt der Chelsea-Trainer im Wissen, dass seine Bosse sonst längst weitere Millionen lockergemacht hätten. Es brauche Zeit, um sich Schritt für Schritt zu entwickeln.
Am Dienstag verliert Mudryk beim Lattenschießen gegen Pochettino erstmals nicht
Einen solchen Schritt scheint Mudryk am Dienstag auf dem Trainingsplatz gemacht zu haben. "Ich veranstalte gerne ein Lattenschießen von außerhalb des Strafraums. Heute", erzählt Pochettino über sein Sorgenkind, "hat er zu mir gesagt: 'Nein, ich spiele nicht mehr mit dir, weil du jedes Mal gewinnst.' Ich habe gesagt: 'Ja, weil ich den Glauben habe. Ich weiß genau um die Balance zwischen Glaube und Qualität, weil ich 50 Jahre alt bin. Du bist noch jung.'"
Und siehe da: "Heute haben wir zum ersten Mal Unentschieden gespielt." Geht es nach Pochettino, ist also nicht entscheidend, dass Mudryk bisher gegen seinen Trainer - immerhin einen ehemaligen argentinischen Nationalspieler - durchweg verlor, sondern, dass er diese Misere nun gestoppt hat. "Jetzt beginnst du, an dich selbst zu glauben, an deine Qualität."
Ob dieser psychologische Kniff geholfen hat? Schon am Mittwochabend (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker), wenn Chelsea tatsächlich als Außenseiter ins League-Cup-Duell mit Brighton geht, kann es Mudryk beweisen - nur sollte er diesmal ein wenig niedriger zielen.